Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Drogen im britischen Innenministerium: Crystal Meth auf dem Klo
> Die britische Presse reagiert hämisch auf einen Drogenfund im
> Innenministerium. Doch am „Krieg gegen Drogenmissbrauch“ ist fast alles
> falsch.
Bild: Der britische Innenminister Sajid Javid mit einer Grenzpolizistin und Dro…
Aufruhr in Großbritannien. Vor kurzem wurde bekannt, dass
Sicherheitspersonal auf einer Toilette des Innenministeriums eine kleine
Menge Crystal Meth und eine Pfeife entdeckt hat, die dort jemand versteckt
hatte. Das passierte am selben Tag, als der gerade erst vereidigte neue
Innenminister Sajid Javid ein Foto [1][postete], auf dem er mit einem
Suchtmittelspürhund namens Trigger am Flughafen Heathrow posiert.
Es war der dritte Drogenfund im Innenministerium innerhalb eines halben
Jahrs. Der britische Sunday Mirror, der die [2][Geschichte] als erste
Zeitung brachte, ließ es sich nicht nehmen darauf hinzuweisen, dass das
Innenministerium die Oberaufsicht über den „Krieg gegen Drogenmissbrauch“
im Land führe und dass der Besitz von Crystal Meth mit empfindlichen
Strafen belegt sei.
## Binge Drinking, Komasaufen
Diese Terminologie, „Krieg gegen Drogenmissbrauch“ zeigt das ganze Elend
der traditionellen Drogenpolitik: Was ist das für eine Idee, einen „Krieg“
gegen „Drogenmissbrauch“ zu führen? Dass an ihr so ziemlich alles falsch
ist, könnte man in den vergangenen Jahrzehnten schon mal gehört haben. Wir
wissen, dass viele Menschen Drogen gebrauchen. Die Droge, die im
Vereinigten Königreich wohl am häufigsten missbraucht werden dürfte, ist
der Alkohol. Zwei Pint Lager am Abend gehen noch als verantwortungsvoller
Drogengebrauch durch. Binge Drinking, zu Deutsch Komasaufen, darf man
dagegen Missbrauch nennen.
Nun gebrauchen und missbrauchen Menschen nicht nur legale Drogen. Was für
Alkoholtrinker gilt, stimmt auch für die Nutzer illegaler Drogen: Manche
sind Gelegenheitsuser, viele sind schwer abhängig. Regelmäßiger
Drogenkonsum kann schnell abhängig machen. Nicht nur Drogenabhängigkeit,
auch schon einmaliger Konsum kann schwerwiegende physische, psychische und
soziale Folgen verursachen.
## Alt werden trotz Abhängigkeit
Viele Menschen könnten aber noch leben, wenn nicht schon der bloße Konsum
illegaler Substanzen als schweres Vergehen behandelt werden würde. Denn das
führt erstens dazu, dass Gruppen und Individuen mit hoher krimineller
Energie im Drogenhandel tätig sind, die sich über die Qualität und genaue
Zusammensetzung des von ihnen verbreiteten Stoffs im Zweifel wenig Gedanken
machen.
Zweitens ist es für den gemeinen Nutzer deswegen vielerorts schwierig,
seine Substanzen testen zu lassen. Es ist bekannt, dass etwa
Heroinsüchtige, die Zugang zu sauberem Stoff haben, ein bürgerliches Leben
führen können. Sie können mit ihrer Abhängigkeit recht alt werden.
## Hilfe und Beratung
Eine pragmatische Drogenpolitik stellt sich diesen Problemen. Eine
verantwortungslose Drogenpolitik führt Krieg gegen Konsumenten, statt ihnen
Hilfe und Beratung anzubieten.
Ist es erstaunlich, dass es unter den 5.000 Bediensteten des britischen
Innenministeriums einige gibt, die Crystal Meth rauchen? Es wäre wohl eher
verblüffend, wenn sich die gesellschaftliche Realität nicht auch in den
Klos des Home Office abbilden würde.
14 May 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/sajidjavid/status/995234606415863808
[2] https://www.mirror.co.uk/news/politics/crystal-meth-found-home-office-12524…
## AUTOREN
Ulrich Gutmair
## TAGS
Drogenkonsum
Drogensucht
Kokain
Drogen
Großbritannien
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Legalisierung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Drogenspende für US-Gefängnisse: Koks in der Bananenkiste
Einer Justizbehörde in Texas werden reife Bananen für Gefängnisse
gespendet. In den Kisten finden Beamte Kokain im Wert von 15 Millionen
Euro.
Georgische Aktivisten über Drogenpolitik: „Wir haben Aktivismus sexy gemacht…
Das White Noise Movement, eine georgische NGO, will mit Demo-Raves eine
liberale Drogenpolitik durchsetzen. Dahinter steht ein Konflikt, der das
Land spaltet.
Konservative in Großbritannien: May verliert ihre Innenministerin
Nach einem Skandal um die Behandlung von Migranten aus der Karibik tritt
Amber Rudd zurück. Nachfolger wird der Minister für Kommunen, Sajid Javid.
Kommentar Trumps Plan gegen Drogen: Geschwafel von Law and Order
Die guten Ansätze in Trumps Anti-Drogen-Programm sind nicht finanziert. Die
anderen Teile sind nicht nur unsinnig, sondern auch gefährlich.
Konferenz zur Drogenpolitik in Hamburg: „Drogen sind sowieso da“
Suchttherapeut Urs Köthner fordert die Legalisierung aller Drogen.
Polizeieinsätze gegen Kleindealer seien reine Steuerverschwendung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.