| # taz.de -- Datenschutz in Berlin: „So einfach ist es eben nicht“ | |
| > Der grüne Datenschutzexperte Stefan Ziller hält es für vertretbar, dass | |
| > Berlin das neue Datenschutzgesetz nicht zum Start der Europäischen | |
| > Verordnung am 25. Mai schafft. | |
| Bild: Auch vom Datenschutz betroffen: die Wasseruhr | |
| taz: Herr Ziller, die neue Europäische Datenschutzverordnung gilt ab | |
| nächste Woche – aber den Entwurf für das Landesgesetz dazu war am | |
| Donnerstag erstmals in der Parlamentssitzung und droht erst am 14. Juni | |
| beschlossen zu werden. Wie kann das sein? | |
| Stefan Ziller: Ja, das Europäische Parlament hat diese | |
| Datenschutzverordnung tatsächlich schon vor zwei Jahren beschlossen, und | |
| seither können sich Staaten, Bundesländer und Gemeinden darauf vorbereiten. | |
| Können oder müssen? | |
| Können, müssen, sollten. Wobei man dazu sagen muss: Diese Europäische | |
| Datenschutzverordnung ist wie ein europäisches Gesetz und gilt von sich aus | |
| schon. Sie ermöglicht es aber den Ländern, in einem festgelegten Rahmen | |
| besondere Regelungen zu treffen. | |
| Wer also nichts macht, bekommt 1:1 jene Fassung, die das EU-Parlament | |
| beschlossen hat? | |
| Ja, aber wir werden in Berlin mit einem neuen Landesgesetz solche | |
| Anpassungen beschließen, und zwar nicht erst mit drei Wochen Verzögerung: | |
| Wir haben uns nämlich auf eine Sondersitzung des zuständigen | |
| Parlamentsausschusses verständigt und werden das Gesetz so schon in der | |
| Plenarsitzung am 31. Mai beschließen können – das sind dann nur noch sechs | |
| Tage Verspätung. | |
| Und trotzdem ist Berlin wieder hinten dran. Die FDP sagt, Rot-Rot-Grün habe | |
| das Thema völlig verschlafen. | |
| Jetzt könnte ich es mir einfach machen und sagen, dass die Senatsverwaltung | |
| für Inneres es nicht rechtzeitig hinbekommen und uns den Entwurf als | |
| Parlamentariern unfertig übergeben hat und wir das dann auf die Schnelle | |
| nachholen, was vorher nicht geklappt hat. Aber so einfach ist es auch | |
| nicht. Es ist eben ein komplizierter Sachverhalt. Wir hatten am Ende noch | |
| soviel Diskussionsbedarf, dass es leider länger gedauert hat und eine Woche | |
| Verzögerung raus gekommen ist, und das finde ich im Vergleich zu anderen | |
| Ländern vertretbar. | |
| Wenn es schon ein extra Landesgesetz gibt: Welche Besonderheiten gibt es | |
| denn dabei? | |
| Jedes Bundesland hat über die Verordnung im Kern die Aufgabe, | |
| Datenschutzbeauftragte zu benennen und deren Befugnisse zu klären. | |
| Aber das ist doch ein alter Hut. Was ist das Neue? | |
| Wir haben uns beispielsweise dafür entschieden, dass dort, wo es Streit | |
| zwischen der öffentlichen Verwaltung und der Datenschutzbeauftragten gibt, | |
| die Vorgänge zu uns ins Parlament kommen, damit wir Abgeordnete das | |
| entscheiden können. Dann können wir auch sehen, ob wir noch eine weitere | |
| Gesetzesgrundlage für eine praktikable Regelung brauchen. | |
| Was sind spezielle Berliner Dinge, die zu klären sind? | |
| Da sind zum Beispiel die landeseigenen Wasserbetriebe, die BWB. Bisher | |
| schickten die jemanden vorbei, um den Zählerstand abzulesen. Das soll | |
| künftig anders gehen. | |
| Wie den? | |
| Über neue elektronische Zähler, die die Wasserbetriebe einbauen wollen. Da | |
| gilt für uns: Der Kunde muss immer wissen können, wann was abgelesen wird, | |
| und er muss widersprechen können, wenn aus der Ablesung Verbrauchsprofile | |
| erzeugt werden können. Dazu sagen die Wasserbetriebe, wir wollen doch nur | |
| einmal im Jahr elektronisch ablesen, das spart doch auch Geld. Unsere | |
| Aufgabe ist nun, eine Rechtsgrundlage für das jährliche, elektronische | |
| Ablesen zu schaffen, aber gleichzeitig zu verhindern, dass ohne | |
| Einwilligung und Widerspruchsrecht Verbrauchsprofile etwa durch tägliches | |
| elektronisches Ablesen entstehen. | |
| Senatorin Scheeres äußerte sich Dienstag kritisch zum Datenschutz: Der | |
| sorge dafür, dass Tausende Schulabgänger nicht mehr für Arbeitsberater | |
| erreichbar sind. Muss es grundsätzlich Ausnahmen geben? | |
| Grundsätzliche Ausnahmen sehe ich kritisch, es braucht stattdessen für | |
| jeden Bereich klare Regelungen für den Umgang mit personenbezogenen Daten. | |
| Was spricht im konkreten Fall dagegen, dass vor Ende der Schulzeit die ja | |
| dafür etablierten Jugendberufsagenturen Angebote machen und die Schüler | |
| entscheiden, in welchem Umfang sie diese annehmen? In meinen Augen ist es | |
| zu spät, wenn sich diese Frage erst nach Ende der Schulzeit stellt. | |
| 21 May 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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