# taz.de -- Trainer zu Fußball im arabischen Raum: „Wir haben nicht verloren… | |
> Trainer-Vagabund Theo Bückers über den Nahen Osten, Verfehlungen von | |
> Katar und über die Frage, warum der Libanon 2014 nicht zur WM durfte. | |
Bild: Bückers glaubt, in Katar komme man bei der WM 2022 nicht mit saufenden B… | |
taz: Herr Bückers, der Fußball hat Sie in den letzten etwa 40 Jahren immer | |
wieder im arabischen Raum gehalten. Seit geraumer Zeit wird dort sehr viel | |
Geld bewegt. Die Lücke zum Fußball in Europa wird aber nicht kleiner, oder? | |
Theo Bückers: Die Profiligen in Kuwait und in den Vereinigten Arabischen | |
Emiraten arbeiten hoch professionell. Aber mit dem allergrößten Haufen Geld | |
ist es nicht möglich, die Einstellungen und Lebensweisen vor Ort zu | |
verändern. Tagsüber ist es unerträglich heiß, da kann keiner laufen. Das | |
Leben verlagert sich in die Nacht. Es fehlen die nötigen Erholungsphasen. | |
Und eine zweite Todsünde: Es wird zu wenig auf die Ernährung geachtet. | |
Als Nationaltrainer des Libanon hätten sie sich beinahe für die WM 2014 in | |
Brasilien qualifiziert. Doch dann verloren sie zweimal gegen Katar. | |
Wir haben nicht verloren. Unsere Spieler haben diese beiden Spiele an ein | |
asiatisches Syndikat verkauft. Wir hatten den Irak, Iran und Südkorea | |
geschlagen. So konnte man viel Geld gewinnen, wenn man auf eine Niederlage | |
von uns gewettet hat. | |
Was halten sie von der WM 2022 in Katar? | |
Für den Staat Katar ist das natürlich eine tolle Reklame, wenn sie sich gut | |
repräsentieren. Aber man hat einiges nicht bedacht. | |
Was meinen Sie? | |
Hier in Berlin habe ich gerade gehört, es sei fast zu warm draußen. Wir | |
haben 24 Grad. So kalt wird es im Winter in Katar nicht. Und wenn da 15.000 | |
Briten kommen, die saufen wollen, und leicht bekleidete brasilianische | |
Anhängerinnen. Damit kommen die dort doch gar nicht klar. | |
Sie haben in vielen Ländern im arabischen Raum trainiert, in Katar aber | |
nicht. Warum? | |
Ich weiß aus den Erfahrungsberichten von Kollegen, dass sie trotz ihres | |
vielen Geldes ausländische Angestellte wie Mist behandeln. Es gibt immer | |
einen Riesenzirkus, sein Geld am Monatsende zu bekommen. Ich war in sehr | |
vielen Ländern, aber nie in Katar. Das muss ich mir nicht antun. | |
Sie sind 69 Jahre und noch sehr energiegeladen. Wie lange wollen sie bei | |
ihrem derzeitigen Klub Al-Nejmeh in Beirut noch arbeiten? | |
Mein Leben ist Fußball. Ich finde es genial, dass ich etwas aufbauen kann, | |
was nach meinen Vorstellungen läuft. Und ich selbst trainiere jeden Tag, | |
gehe früh ins Bett, esse kein Fleisch und trinke keine Milch. Deshalb bin | |
ich so fit. | |
Spielen Sie noch im Training mit? | |
Natürlich. Und es ist nicht so, dass die mich dann ein bisschen mitmachen | |
lassen. Ich lache mich immer tot, wenn wir Fünf gegen Zwei spielen und | |
meine jungen Spieler drinnen stehen und ich draußen den Ball laufen lasse. | |
Hat man im Libanon mitbekommen, dass sie gerade zum Fußballbotschafter | |
Deutschlands nominiert wurden? | |
Das ist eine unglaublich tolle Geschichte, auf die es im Libanon viel | |
positive Resonanz gab. Die haben gesagt: Meine Güte, diese Deutschen | |
wieder. | |
13 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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