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# taz.de -- Neues Stadion für Hertha: Bye bye Olympiastation
> Vor der Mitgliederversammlung von Hertha und dem Sportausschuss im
> Abgeordnetenhaus wurden am Dienstag die Weichen für ein neues
> Hertha-Stadion gestellt.
Bild: Visualisierung des neuen Stadions. Links das Olympiastadion
Vor Monaten noch wäre es undenkbar gewesen. Seit dieser Woche aber ist es
ein Stück wahrscheinlicher geworden, dass Hertha BSC sein heiß ersehntes
neues Fußballstadion bekommt. Das zumindest ist eine mögliche
Interpretation des Treffens von Verein und Senat am vergangenen Dienstag.
Getroffen hatten sich Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD), sein
Staatssekretär Aleksander Dzembritzki sowie Hertha-Präsident Werner
Gegenbauer und Finanzvorstand Ingo Schiller. Der Verlauf der Gespräche,
hieß es, sei „ausgesprochen freundlich, vertrauensvoll und konstruktiv“
gewesen. Das war in den vergangenen neun Monaten nicht immer so gewesen.
Zwischenzeitlich hatte der Bundesligist, bis 2025 der wichtigste Mieter des
Olympiastadions, damit gedroht, Berlin in Richtung Brandenburg zu
verlassen. Dem aber hatte ein eindeutiges Votum der Mitglieder einen Strich
durch die Rechnung gemacht.
Wenn am Montag die Mitglieder von Hertha erneut zusammenkommen, dürfte die
Stimmung deutlich besser sein. Denn die Erklärung, die Verein und Senat
nach dem Treffen vom Dienstag vorlegten, besagt, dass sowohl ein Umbau des
Olympiastadions als auch ein Stadionneubau auf dem Olympiagelände möglich
seien. Der kleine, aber feine Unterschied: Ein Stadionumbau müsste mit
Steuermitteln finanziert werden. Der Neubau dagegen würde die öffentliche
Hand keinen Cent kosten. Das gesamte finanzielle Risiko läge bei Hertha.
Die Pläne für den Umbau des Olympiastadions stammen vom Architekturbüro
gmp. Möglich wäre eine Absenkung des Spielfelds und eine Absenkung des
Unterrings. Die von den Fans ungeliebte Leichtathletikbahn würde entfallen,
könnte aber für Großereignisse temporär installiert werden. Gmp war vom
Senat aufgefordert worden zu prüfen, ob ein Umbau, der sowohl den
Anforderungen von Hertha nach mehr Nähe der Zuschauer zum Spielfeld als
auch die Weiternutzung als Leichtathletikarena in dem denkmalgeschützten
Stadion möglich wären.
Auch Hertha hat seine Hausaufgaben gemacht. Bei den Plänen für einen
Stadionneubau wurde die Kritik von Denkmalschützern aufgenommen und der
Baukörper aus der Sichtachse des Hockeystadions genommen. Das Stadion steht
nun unmittelbar am U-Bahnhof. „Es liegen jetzt detaillierte und deutlich
überarbeite Entwürfe vor“, so Sportsenator Geisel. „Die Varianten müssen
nun finanziell und sportpolitisch betrachtet und öffentlich diskutiert
werden.“
Allerdings hat der Senat eine mögliche Genehmigung des Neubaus an zwei
Bedingungen geknüpft, so Geisel: „Aus Sicht des Landes Berlin muss die
Wirtschaftlichkeit des Olympiastadions auch in Zukunft gewährleistet sein.
Deshalb wäre auch ein möglicher Neubau nur mit einer
Konkurrenzausschlussklausel für das Olympiastadion denkbar.“ Das heißt im
Klartext. Hertha beziehungsweise der Investor müssen sich verpflichten, im
neuen Stadion keine Großveranstaltungen durchzuführen. Helene Fischer soll
weiterhin nur das Olympiastadion rocken dürfen.
Darüber hinaus will Geisel, das Debakel am BER fest vor Augen, Hertha
vertraglich verpflichten, ein neues Stadion auch fertig zu bauen.
„Fertigstellungsgarantie“ heißt hier das Zauberwort, auf das sich Hertha
einlassen müsste, sollte das Abgeordnetenhaus sich für die Neubauvariante
entscheiden.
Auch hier steht schon ein erster Termin an. Kommenden Freitag will Geisel
beide Varianten im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses vorstellen. Außer
der FDP, die sowohl einen Neubau als auch einen Umbau des Olympiastadions
ablehnt, halten sich alle Parteien bislang sehr bedeckt.
Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek betonte, dass ein Neubau nur
funktioniere, „wenn es ein finanziell tragfähiges Nachnutzungskonzept für
das Olympiastadion gibt“. Entscheidend sei, was die Entscheidung für den
Landeshaushalt bedeute. „Wir haben kein Interesse, dass das zu Lasten der
schwarzen Null geht.“
Was die schwarze Null angeht, muss die Politik nun abwägen. Wenn Hertha den
Vertrag für das Olympiastadion kündigt, entfallen der landeseigenen
Olympiastadion GmbH Mieteinnahmen von mehr als fünf Millionen Euro im Jahr.
Dies kann aber eventuell durch die Buchung von Großkonzerten ausgeglichen
werden. Ein Umbau des Stadions aus Steuermitteln käme das Land erheblich
teurer.
Das genau ist der Grund, weshalb sich Hertha freuen darf. Zwar gab es noch
keine Vorentscheidung. Wenn sich Senat und Parlament aber nicht in Schulden
stürzen wollen, kommt nur ein Neubau in Frage. Vorausgesetzt, Hertha findet
einen Investor für die geplante Summe von 200 Millionen Euro.
10 May 2018
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
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Fußball
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