# taz.de -- Kolumne Berliner Galerien: Bilder mit Eigenleben | |
> Kolumnist Kito Nedo empfiehlt Malerei bei Barbara Weiss und Schwarz | |
> Contemporary und betrachtet Skulpturen bei Soy Capitán. | |
Bild: Camilla Steinum, „Craving Caring Clumsy Connection“, 2018 (Installati… | |
Wären die Gemälde von Monika Baer Lebewesen, man müsste sich wohl Sorgen | |
machen. Gräulich-grünlich-rötlich-blass hängen sie an den Wänden der | |
[1][Galerie Barbara Weiss] in Kreuzberg. Dicke Kunst-Tropfen kleben auf der | |
Leinwand – wie Schweiß auf einer fiebrigen Stirn. | |
Andere, gelb-monochrome Leinwände wiederum hat die Künstlerin extra mit | |
kleinen Metallvorrichtungen aus poliertem Aluminium gut sichtbar an der | |
Wand befestigt. Würden sich die Bilder sonst bei nächster Gelegenheit aus | |
dem Staub machen? Einmal folgt eine kleine, fest mit der Wand verschraubte | |
metallische Hand der Kantenform des Keilrahmens. Sie wirkt gespenstisch, | |
wie eine übergriffige Votivgabe mit Eigenleben. | |
Baer hat ihrer Schau den Titel die „Die Einholung“ verpasst: das klingt | |
juristisch oder philosophisch, vielleicht sogar prophetisch-bedrohlich. | |
Farben im Rhythmus | |
Auch die sechs abstrakten, hochformatigen und nach den Grundfarben Rot, | |
Gelb und Blau sowie Grün, Orange und Weiß betitelten Gemälde von Clara | |
Brörmann, die derzeit in der Galerie [2][Schwarz Contemporary] in Neukölln | |
zu sehen sind, laden zu eingehender Betrachtung ein. | |
Brörmann unterzieht die Leinwände während des Arbeitsprozesses einer | |
intensiven Bearbeitung: die Ölfarbe wird aufgetragen und auch wieder | |
abgewaschen, übermalt oder abgerissen und abgeschliffen. Manchmal nimmt die | |
Künstlerin beim Malen auch im Atelier Naheliegendes zur Hand, wie etwa den | |
ellipsenförmigen Deckel eines Farbbehälters, der modifiziert zu einer Art | |
Schablone wird. | |
Neben solchen repetitiv-rhythmisierten Formen, die sich teilweise zu | |
Ornamenten zu verdichten scheinen, sind es die verschiedenen | |
Farbtemperaturen, welche die Ausstellung fast schon zu einer Art visuellem | |
Wechselbad machen. | |
Mit Hunden sprechen | |
Auf das Sprechen wie die Sprachlosigkeit zielt vermutlich die Schau | |
„Craving Caring Clumsy Connection“ von Camilla Steinum bei [3][Soy | |
Capitán]. Im Zentrum des Ausstellungsraumes hat die Künstlerin fünf | |
verschieden eingefärbte Hackklötze aufgestellt, auf deren Arbeitsfläche | |
sich große, wulstige Silikonzungen kringeln. | |
Die Sprechwerkzeuge scheinen auf ihre Bearbeitung zu warten. Um dieses | |
Ensemble herum stehen kniehohe, farbig gebeizte Holzskulpturen aus | |
Baumarkt-Küchenplatten, in welche Hundemotive in der Manier von | |
Kleinkind-Steckpuzzles gesägt wurden. Das alles sieht sehr seltsam aus. | |
Mensch und Hund verstehen sich, obwohl sie doch keine Sprache teilen. | |
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
immer donnerstags in der Printausgabe der taz | |
8 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://www.galeriebarbaraweiss.de/ | |
[2] http://www.schwarz-contemporary.com/ | |
[3] http://soycapitan.de | |
## AUTOREN | |
Kito Nedo | |
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