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# taz.de -- Kommentar Skandalvideo UN-Blauhelme: Ohne Mut und Macht
> Die Aufregung um österreichische Blauhelme auf den Golanhöhen ist
> überzogen. Das eigentliche Problem ist die Machtlosigkeit der UN.
Bild: Sollen beobachten, sonst aber auch nichts: Blauhelme der UN auf den Golan…
Die Frage, was UN-Blauhelmsoldaten tun sollen und was nicht, ist eine
zentrale Frage der globalen Friedenspolitik. Ganze Generationen von
Soldaten unter UN-Flagge sind beschämt und wütend nach Hause gegangen, für
ihr Leben traumatisiert, weil sie Augenzeugen unvorstellbarer Verbrechen
wurden, gegen die sie machtlos waren. Von den Horrorszenen von Srebrenica
oder Kigali gibt es keine Videoaufnahmen. Sie spulen sich in den Köpfen der
Augenzeugen ab, endlos, immer wieder, bis zu ihrem Tod.
Gemessen daran ist die Aufregung um ein mutmaßlich von österreichischen
UN-Soldaten aufgenommenes Video von 2012, das live die Tötung von
Angehörigen der syrischen Sicherheitskräfte durch Scharfschützen aus dem
Hinterhalt zeigt, bizarr.
Die Opfer sind keine Zivilisten, deren Schutz zur Aufgabe einer UN-Mission
gehören könnte – wobei das UN-Mandat auf den Golanhöhen nicht einmal das
beinhaltet, sondern lediglich überwachen soll, dass die Pufferzone zwischen
Israel und Syrien demilitarisiert bleibt. Das wiederum wirft die Frage auf,
ob die Opfer und auch die Täter – beide Angehörige von Kriegsparteien in
einem innerstaatlichen bewaffneten Konflikt – sich dort überhaupt aufhalten
durften.
Wie aus zeitgenössischen UN-Berichten hervorgeht, waren die UN-Soldaten
damals gegen massive Verletzungen der demilitarisierten Zone vor allem
durch Syriens Armee machtlos. Das ist kritikwürdig, es liegt aber nicht an
den einzelnen Soldaten. Die konnten auch nicht eine Seite vor der anderen
warnen, ohne sich damit angreifbar zu machen.
Natürlich hätten sie trotzdem etwas tun können, statt zynische Kommentare
abzugeben, während vor ihren Augen Menschen sterben. Ebenso wie sie ihre
Basen den vor Assads Bomben fliehenden Syrern hätten öffnen können oder
ihre Versorgungsrouten in Syrien für die Evakuierung von Kriegsopfern.
Theoretisch. Im Nachhinein. Wenn die UN Mut, ein Mandat und Kampftruppen
hätten. Da sollten die ansetzen, die jetzt die Österreicher kritisieren.
30 Apr 2018
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
Österreich
Golanhöhen
UN-Blauhelme
Schwerpunkt Syrien
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