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# taz.de -- Skandal an der Schwedischen Akademie: Vakante Stühle
> Beim Literatur-Nobelpreis-Gremium in Stockholm rumort es heftig. Es fehlt
> nicht viel, und sechs der achtzehn Stühle könnten bald leer sein.
Bild: Die schwedische Schriftstellerin Katarina Frostenson soll Schuld sein am …
„I’m leaving the table, I’m out of the game.“ Mit einem Zitat von Leona…
Cohen verabschiedete sich Schriftsteller Klas Östergren am Freitag von
seinem Stuhl Nr. 11 in der Schwedischen Akademie. Kurz danach teilten auch
die Inhaber von Stuhl Nr. 10 und 16, Historiker Peter Englund und
Literaturwissenschaftler Kjell Espmark, ihre Austritte mit. Am Samstag
erklärte schließlich Autorin Sara Stridsberg, sie überlege, Stuhl Nr. 13 zu
räumen.
Tut sie das, stünde das 18-köpfige Gremium, das weltbekannt ist, weil es
alljährlich die LiteraturnobelpreisträgerInnen bestimmt, am Rande des
Zusammenbruchs. Frühere Austritte mitgerechnet, wären somit sechs der 18
Stühle vakant. Man wird in diese Institution auf Lebenszeit gewählt. Bei
Austritten bleiben bis zum Tod des einmal Gewählten leere Stühle unbesetzt.
Neumitglieder kann die Akademie nur selbst bestimmen. Dazu bedarf es
mindestens zwölf Stimmen.
Bereits am Ende sieht Björn Wiman, Kulturchef der Zeitung Dagens Nyheter,
die Akademie: „Sie liegt am Boden. Schwer vorstellbar, wie es nun
weitergehen soll“. Aftonbladet-Kollegin Åsa Linderborg konstatiert, es sei
so, „als ob der Turm von Babel einstürzt“. Die Akademie wird die Situation
nicht überleben, glaubt Literaturwissenschaftlerin Ebba Witt-Brattström.
Für sie kein Weltuntergang, denn so gäbe es die Chance zum Neustart: „Ohne
Vetternwirtschaft, ohne Willkür.“
## Das Problem: Freundschaft kam vor Integrität
Alles drehe sich „um eine Person, die lieber die Akademie untergehen lässt
als zurückzutreten“, befürchtet Linderborg: Sie meinte damit Lyrikerin
Katarina Frostenson von Stuhl Nr 18: Ihrem Mann Jean-Claude Arnault werden
sexuelle Übergriffe im Umfeld der Akademie vorgeworfen. Übergriffe, die
nicht nur Frostenson, sondern auch andere Mitglieder gedeckt haben sollen.
Von Geldern aus der Nobelpreis-Kasse, die an von Arnault organisierte
Kulturaktivitäten flossen, soll Frostenson zudem profitiert haben. Nicht
zuletzt wird Arnault beschuldigt, mehrmals Namen von
Literaturnobelpreisträgern – die er von seiner Frau erfuhr – durchgestochen
zu haben.
Am Donnerstag war es dann zum Eklat gekommen, als der Antrag, Frostenson
auszuschließen und Strafanzeige zu erstatten, keine Mehrheit fand.
„Freundschaft wurde vor Integrität gestellt“, begründete Espmark seinen
Rückzug. Will überhaupt noch jemand, so fragte Göteborgs-Posten-Kulturchef
Björn Werner, „von so einer Gang“ einen Preis haben?
8 Apr 2018
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Nobelpreis für Literatur
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