# taz.de -- Waffengeschäfte nach Schulmassaker: Die Wall Street denkt nach | |
> Mit Sturmgewehren sorgen Amokläufer in den USA immer wieder für ein | |
> Blutbad. Die Entrüstung darüber holt die Finanzierer der Waffenhersteller | |
> ein. | |
Bild: Vielen US-Bürger*innen reicht es mit dem Waffenverkauf. Den Banken auch? | |
Berlin/New York dpa/taz | An Geschäften mit Waffenfirmen störte sich die | |
Finanzindustrie bislang wenig. Doch seit einem [1][Massaker in einer Schule | |
in Parkland, Florida,] bei dem 14 Schüler und 3 Erwachsene starben, muss | |
sich auch die Wall Street der Diskussion stellen: Die Vielzahl von | |
Amokläufen in den USA bringt nicht nur die Waffenbranche, sondern auch ihre | |
Geldgeber unter Druck. | |
Mit dem Fondsverwalter Blackrock und den Banken Citigroup und Bank of | |
America zogen drei Schwergewichte erste Konsequenzen. Folgt der Rest ihrem | |
Beispiel? „Wir wollen auf jede uns mögliche Art dazu beitragen, diese | |
Massaker zu reduzieren“, sagte die Bank-of-America-Managerin Anne Finucane | |
in der vergangenen Woche dem US-Sender Bloomberg TV. | |
Daher werde man kein Geld mehr an Unternehmen verleihen, die Schusswaffen | |
im militärischen Stil zum zivilen Gebrauch fertigen. Gemeint sind | |
martialische Sturmgewehre wie das AR-15, die häufig bei Amokläufen | |
eingesetzt werden. Ihre Bank habe die Firmen bereits informiert, ihnen | |
dafür keine Finanzierung mehr zu gewähren, berichtete Finucane. | |
Es sei ermutigend, dass sich das Institut der Gruppe von Unternehmen | |
anschließe, die sich dafür einsetzten, Amerika sicherer zu machen, sagte | |
Avery Gardiner von der Brady Campaign, einer der bekanntesten Initiativen | |
gegen Waffengewalt. Im März hatte mit der Citigroup bereits eine andere | |
US-Großbank auf die Proteste nach dem Massaker reagiert. Ob auch die | |
Deutsche Bank oder andere deutsche Geldhäuser Kredite an die Hersteller der | |
bei Amokläufen oft verwendeten Schusswaffen vergeben haben, dazu liegen der | |
Brady Campaign keine Informationen vor. | |
Citigroup, viertgrößte US-Bank, beschloss, Geschäftspartnern aus dem | |
Einzelhandel den Verkauf von Waffen an Kunden unter 21 Jahren zu verbieten | |
und ihnen vorzuschreiben, alle Käufer durch sogenannte Background-Checks zu | |
überprüfen. Auch den Handel mit Schnellfeuermagazinen und sogenannten Bump | |
Stocks, mit denen halbautomatische Waffen zu Maschinenpistolen umgerüstet | |
werden, will Citigroup untersagen. Mithilfe solcher Vorrichtungen hatte ein | |
Amokläufer [2][im Oktober mehr als 50 Menschen in Las Vegas erschossen]. | |
## Einzelhändler fliegen aus Portfolios | |
Der Finanzriese Blackrock sorgte ebenfalls für Schlagzeilen, indem er | |
Investmentfonds unter Ausschluss von Herstellern und Händlern von zivilen | |
Schusswaffen versprach. Neben einer Reihe neuer Anlageprodukte sollen | |
künftig auch einige bestehende Fonds ohne Waffenfirmen auskommen. Dadurch | |
fliegen Einzelhändler wie Walmart oder Dick’s Sporting Goods aus einigen | |
Portfolios des weltgrößten Vermögensverwalters. Im Februar hatten mit State | |
Street und Blackstone schon zwei andere Fondsriesen ihre Engagements bei | |
der Waffenindustrie hinterfragt. | |
Nicht nur Banken und Fondsgesellschaften bringt die öffentliche Diskussion | |
unter Erklärungsdruck. Der oberste New Yorker Rechnungsprüfer Thomas | |
DiNapoli verschickte kürzlich Briefe an die Chefs großer Finanzfirmen wie | |
Mastercard, Visa, American Express oder Wells Fargo, um sich zu erkundigen, | |
wie ein System zum Erschweren von Waffenkäufen mit Kreditkarten installiert | |
werden könnte. DiNapolis Wort hat Gewicht. Er ist für die Finanzen des | |
drittgrößten US-Pensionsfonds zuständig, der Mittel zur Altersvorsorge von | |
öffentlichen Angestellten des Bundesstaates New York verwaltet. | |
Blackrock allerdings bleibt einer der größten Aktionäre führender | |
Waffenschmieden wie Sturm Ruger oder Smith & Wesson. Und ist zeitgleich | |
einer der größten Aktionäre der Deutschen Bank. | |
16 Apr 2018 | |
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