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# taz.de -- Gedenken an Rudi-Dutschke-Attentat: „Der Kampf geht weiter“
> 50 Jahre nach dem Attentat auf Rudi Dutschke erinnern Verwandte,
> Weggefährten und Politiker am Tatort an die Gewalttat.
Bild: Gedenken an Dutschke am Mittwochabend
Irgendwann hatte Gerd Conradt die Idee mit den Schuhen. Ein paar Tage vor
der Gedenkkundgebung anlässlich der Schüsse auf Rudi Dutschke vor genau 50
Jahren forderte der Regisseur und ehemalige 68er über Facebook auf, Schuhe
zum Tatort am Kurfürstendamm zu bringen. „Ein Foto prägt die Erinnerung an
das Ereignis“, schrieb Conradt in seinen Eintrag. „Ein umgestürztes Fahrrad
am Straßenrand, davor ein paar Schuhe.“
Fahrrad und Schuhe, die Bilder, die vom Tatort bleiben, wenn das Opfer
längst im Krankenhaus liegt und um sein Leben kämpft: Die Kundgebung am
Kurfürstendamm 140, dem Ort des Attentats, war weniger eine politische
Manifestation, als vielmehr ein persönliches Erinnern. Hajo Funke,
Politologe und damals junger Student, beschrieb, wie aufgewühlt er war, als
ihn am 11. April 1968 die Nachricht von den Schüssen erreichte: „Das war
für mich ein Schock. Wie viele andere bin ich danach zum Springer-Hochhaus
gegangen. Natürlich war Bachmann der Täter. Aber mitgeschossen hat
Springer.“
Während Funke die aufgeheizte Stimmung in Westberlin in Erinnerung rief,
fragte Gretchen Dutschke-Klotz, was vom Attentat bleibt. „Was sollen wir
nicht vergessen?“ Es sei die Geschichte der antiautoritären Bewegung, sagt
die heute 76-jährige Ehefrau des Studentenführers. „Warum wird das nicht in
den Schulen diskutiert? Es müsste doch als Pflichtfach in der Schule
verankert werden.“
Mehrere Hundert waren zur Kundgebung gekommen, die die Berliner
Geschichtswerkstatt organisiert hatte. Viele Grüne waren dabei,
Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, Bundesgeschäftsführer Michael Kellner oder
der Mitbegründer der grünen Partei Milan Horáček. Horáček, der infolge des
niedergeschlagenen Prager Frühlings die Tschechoslowakei verlassen musste,
erinnerte auch daran, wie Dutschke einst nach Prag gereist war: „Er wollte
wissen, ob das funktioniert, ein Sozialismus mit menschlichem Antlitz.“
## Ringen um Deutungshoheit
Die Präsenz der grünen Prominenz war offensichtlich. Da versucht sich eine
Partei im Ringen um die Deutungshoheit über die 68er Bewegung in Position
zu bringen. Ganz konfliktfrei lief das aber nicht ab. Der Schriftsteller
Michael Schneider erinnerte an Dutschkes Bedeutung in den Anfangsjahren der
Grünen. „Seine Hoffnung war aber, dass mit den Grünen Antikapitalismus und
Ökologie zusammen kommen.“ Das, so Schneider, sei nach wie vor aktuell.
Allzuviele Schuhe kamen am Mittwoch nicht zusammen. Die paar wenigen wurden
dort niedergelegt, wo die Gedenkplatte zum Attentat in den Bürgersteig des
Ku'damms eingelassen ist. Daneben lag ein kleiner Zettel: „Der Kampf geht
weiter.“
11 Apr 2018
## AUTOREN
Uwe Rada
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Schwerpunkt 1968
Rudi Dutschke
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Grüne
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