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# taz.de -- Kolumne Minority Report: Braun-Bea und die #Realität
> Beatrix von Storch hetzt nach der Amokfahrt von Münster gegen Flüchtlinge
> – selbst als sich herausstellt, dass der Täter Deutscher war.
Bild: Blumen und Kerzen am Tag nach dem Amoklauf in Münster
Was ist die unangemessenste Reaktion, wenn in einer mittelgroßen deutschen
Stadt ein Lastwagen in eine Menschenmenge fährt und dabei mehrere Menschen
sterben? Richtig: Man hetzt erst mal gegen Flüchtlinge. Wie geht es noch
dümmer, wenn rauskommt, dass der Fahrer Jens hieß und Deutscher war? Ganz
einfach: Man hetzt weiter gegen Flüchtlinge.
Folgt man diesem Modell, haben am Wochenende unzählige Deutsche dem Land
der Dichter und Denker wieder alle Ehre gemacht. Und es gibt auch Prominenz
unter den Dumpfbacken: Beatrix von Storch zum Beispiel. Die schreckliche
Nachricht von der Amokfahrt in Münster veranlasste die AfD-Politikerin
nicht etwa zu einer empathischen Stellungnahme, wie man sie von gewählten
Abgeordneten erwarten würde. Sie hielt auch nicht die Klappe, wie man es
sich vor Klarstellung der Hintergründe (und eigentlich immer) von ihr
wünschen würde.
Nein, Frau von „Schusswaffen gegen Flüchtlinge“-Storch twitterte erst mal
gehässig [1][„Wir schaffen das“] in Versalien mit Zensur-Emoji und stellte
dann noch vor Identifizierung des Täters fest – immerhin mit der
Möglichkeit im Kopf, es könnte ein „deutscher Kranker“ sein: „Auch von
deutschen Mördern und Verrückten haben wir beileibe mehr als genug. Wir
brauchen keinen einzigen dazu.“ Richtig. Deutschland hat genug
qualifizierte „Verrückte“. Aber was sagt uns das? Wenn schon Amok, dann
bitte hausgemacht? Deutsche Mörder für deutsche Opfer? Bitte schön, Frau
von Storch. Fühlen Sie sich jetzt besser?
## Jedes Opfer wird instrumentalisiert
Nun ist es keine Breaking News, wie einfältig Frau von „ich bin auf der
Computermaus ausgerutscht“-Storch und Kolleg*innen aus ihrer Partei
argumentieren. Dass sie das Wort „Meinungsfreiheit“ missbrauchen für
Aussagen, die falsch, stigmatisierend und nichts anderes als zutiefst
rassistisch sind. Und Rassismus ist nun mal keine Meinung. Hetze ist auch
keine Meinung. Ganz egal, ob die Aussage von Literaturpreisträger Uwe
Tellkamp stammt oder von Berufspopulistin Braun-Bea.
Es lohnt sich dennoch genau hinzusehen, wie eifrig die AfD jede Katastrophe
in diesem Land bejubelt und wie kaltblütig sie jedes Todesopfer versucht zu
instrumentalisieren. Nach Identifizierung des Münster-Amokfahrers Jens R.
nämlich konstatiert von Storch plötzlich: [2][„Der Islam wird wieder
zuschlagen. Die Frage ist nicht ob sondern wann. #Realität“].
Ähm okay, aber: #Zusammenhang? Ist das Wunschdenken? Eine Drohung? Oder gar
ein Schlachtruf? Vielleicht eine Mischung aus allem. Denn wenn die einzige
Legitimation einer Partei die diffuse Angst vor Gefahren ist, wird sie
alles daran setzen, dass sich wirklich niemand mehr sicher fühlt. Was aber
unterscheidet Frau von Storch dann noch von einem islamistischen
Terroristen? Eben: nicht besonders viel. Höchstens der Haarschnitt.
8 Apr 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/Beatrix_vStorch/status/982629037024702465
[2] https://twitter.com/Beatrix_vStorch/status/982885066606071808
## AUTOREN
Fatma Aydemir
## TAGS
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