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# taz.de -- Neuer Name für Front National: Entdiabolisieren mit dem Ku-Klux-Kl…
> Marine Le Pen hat die letzten Bande zu ihrem Vater gekappt. Der
> rechtsextreme Front National wird anders heißen. Ob sich sonst etwas
> ändert?
Bild: Wer paktiert hier mit wem?
Paris taz | Die bisherige Vorsitzende Marine Le Pen ist bei einem Kongress
des Front National von den Delegierten als Parteichefin bestätigt worden.
Da sie die einzige Kandidatin für diesen Posten war, kam diese Wahl nicht
sehr überraschend. Wie sie das gewünscht hatte, wurden auch die neuen
Parteistatuten verabschiedet. Diese haben zur Folge, dass ihr aus dem FN
ausgeschlossener Vater, Jean-Marie Le Pen, nicht länger „Ehrenpräsident“
bleiben kann, weil dieser 2011 eigens für ihn geschaffene Titel gestrichen
wurde.
Damit wurden die letzten Bande gekappt, Marine Le Pen hat sich und ihre
Partei so definitiv dem Einfluss ihres Vaters entzogen. Beim Kongress in
Lille wurde mit einem Namenswechsel ein weiteres Symbol aus der
Gründungszeit als gekippt. Denn die allzu extremistisch tönende Bezeichnung
„Front“ sei ein Handikap geworden sein.
Mit Spannung wurde am Sonntagnachmittag [1][ihr Vorschlag für einen neuen
Namen] der von ihr präsidierten Partei erwartet, dann wurde bekannt: Der FN
soll künftig Rassemblement National heißen. Die rund 50.000 Mitglieder
werden darüber abstimmen
Kritiker wollen darin eine bloße „Kosmetik“ und „Fassadenrenovierung“ …
rechtsextremen Partei sehen. Es war Marine Le Pen immerhin gelungen, ihre
Idee bis zum Schluss geheim zu halten. Der Namenswechsel soll es ihrer
Darstellung zufolge erleichtern, inskünftig Allianzen zu bilden. Denn der
Ex-FN möchte nicht ewig in der Opposition bleiben. Parallel zum neuen
Etikett soll die Partei darum lernen, eines Tages Frankreich zu regieren.
Davon ist sie derzeit noch weit entfernt. Für Marine Le Pen ist diese
interne „Kulturrevolution“ lediglich die logische Fortsetzung ihrer 2011
begonnenen Bemühungen einer „Entdiabolisierung“ des rechtsextremen
Programms. Derzeit allerdings herrscht kein Gedränge an potenziellen
Bündnispartnern. Die konservative Rechte (Les Républicains) lehnte bisher
selbst lokale Wahlabsprachen mit FN-KandidatInnen ab, weil die Grundwerte
und vor allem die wirtschaftspolitischen Vorstellung zu verschieden seien.
Am meisten Applaus erntete beim Kongress in Lille aber ausgerechnet ein
Ausländer: Steve Bannon, der ehemalige Berater von US-Präsident Donald
Trump, beehrte die französischen Freunde in Lille im Rahmen seiner
Europa-Reise am Samstagabend mit einem Auftritt. Er bekam Ovationen, als er
die Delegierten als nationalistische Gesinnungsfreunde anfeuerte und sie
für seine Idee einer weltweiten Bewegung von Populisten begeisterte: „Die
Geschichte ist auf unserer Seite und wird uns von Sieg zu Sieg führen. Ihr
seid Teil einer weltweiten Bewegung die größer ist als Frankreich, Italien,
Ungarn und alles.“
Etwas zurückhaltender war die Zustimmung bei seiner Aufforderung, bisherige
Skrupel aufzugeben: „Ihr kämpft für die Freiheit? Sie behandeln euch als
Fremdenfeinde. Ihr kämpft für euer Land? Man nennt euch Rassisten. Die Zeit
der abscheulichen Worte ist vorbei. Lasst sie euch Rassisten, Fremdenfeinde
nennen und tragt das wie einen ehrenvolle Auszeichnung.“ Einer von Marine
Le Pens Assistenten, Davy Rodriguez, nahm das zu wörtlich: Er soll in der
Samstagnacht vor einer Bar den Türsteher als „Espèce de nègre de merde“
(wir ersparen uns die hässliche Übersetzung) beschimpft haben. Das leugnete
er später, doch ein anderes FN-Mitglied hat die Szene bestätigt.
## Le Pen-Nichte als Rivalin
Der FN-Anwalt und Abgeordnete Gérard Collard meint, Bannon sei vielleicht
nicht de beste Referenz für die „Entdiabolisierung“ der Partei. Auch in
Frankreich sind Bannons Kontakte zum rassistischen Ku-Klux-Klan bekannt.
„Ich finde, Steve Bannon gleicht Jean-Marie Le Pen sehr“, meint dazu
Philippe Olivier, Marine Le Pens Schwager und Berater. Nicolas Bay, der
seit dem Ausschluss des FN-Vizepräsidenten Florian Philippot, der
Chefstratege der Parteichefin ist, möchte die Bedeutung von Bannons
Auftritt etwas relativieren: „Wir sind nicht verpflichtet, in allem einer
Meinung mit ihm zu sein, und werden das gegebenenfalls auch zum Ausdruck
bringen.“
Die Begeisterung der Parteispitze über Bannon wurde zudem ein wenig
gedämpft durch dessen Lobeshymne für Marion Maréchal-Le Pen im Anschluss an
deren Rede vor den amerikanischen Ultrakonservativen: „Ich denke , das war
die beste Ansprache nach derjenigen von Präsident Trump. Sie ist eine der
beeindruckendsten Persönlichkeiten der Welt. Frankreich kann sich glücklich
schätzen.“ Für die oppositionslos wiedergewählte, jedoch intern nicht
unbestrittene Chefin Marine Le Pen bleibt ihre bei der Parteibasis sehr
populäre Nichte eine ernsthafte potenzielle Rivalin im Schatten. Diese nahm
nicht am Kongress teil, spielt aber seit ihrem Rückzug aus der
Parteipolitik 2017 mit dem Gedanken eines Comebacks. Bannon hat sie dazu
ermuntert.
11 Mar 2018
## LINKS
[1] /Vor-dem-Parteitag-des-Front-National/!5490575
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
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