| # taz.de -- Kolumne Nach Geburt: Loga, komm bald wieder! | |
| > Ich war von den imaginären Freunden meiner Tochter genervt. Nun will sie | |
| > Loga und Co. loswerden – und ich vermisse sie jetzt schon. | |
| Bild: Loga ist weg. Trauriges Symbolbild | |
| „Papa, ich möchte nicht mehr spielen, dass ich Freunde habe.“ | |
| Der Satz klingt herzzerreißend, wenn er aus dem Mund einer | |
| Bald-Vierjährigen kommt. | |
| Aber: Tochter eins möchte einfach nicht mehr mit ihrer [1][imaginären | |
| Freundin Loga] spielen. Kein extra Stuhl mehr, kein extra Teller mehr, kein | |
| Anrufe bei Loga mehr („Ich telefonier mal mit Loga, die kennt sich sehr gut | |
| aus mit Obstgarten“), kein Loga-braucht-noch-dieses-oder-jenes mehr beim | |
| Einkaufen. | |
| Ich müsste also jubeln. Loga ging mir schließlich tierisch auf die Klötze. | |
| Doch ich juble nicht. | |
| ## Loga ist nicht der Weihnachtsmann! | |
| „Papa, ich möchte nicht mehr spielen, dass ich Freunde habe.“ | |
| „Warum?“, frage ich sie. „Weil es langweilig ist“, sagt meine Tochter. … | |
| die Wahrheit ist wohl eine andere: Einer der großen Jungs aus der Kita hat | |
| ihr wohl ins Gesicht gesagt, dass Loga und ihre „Freunde“ nicht | |
| existierten, dass sie sich die einbilde. Die gibt es nicht! | |
| Das ist okay. Das ist normal. Große Kinder erzählen nun einmal kleinen | |
| Kindern, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt. | |
| Aber deswegen gleich Loga aufgeben? Loga ist doch viel mehr als der | |
| Weihnachtsmann! Der kommt schließlich nur einmal im Jahr, aber Loga war | |
| immer da. Immer. Also versuche ich es mit meinem ganzen, bei meinen Eltern | |
| abgeschauten pädagogischen Geschick: „Sollte Dir irgendjemand gesagt haben, | |
| dass Du nicht mehr mit Loga spielen sollst oder sie gar nicht da sei, dann | |
| musst Du das nicht machen. Du musst nicht aufhören mit Loga zu spielen.“ | |
| Tja, zieht nicht. Meine Tochter beißt sich auf die Zunge, wenn sie doch | |
| einmal aus Versehen den Namen der Freundin, die nicht mehr genannt werden | |
| darf, ausspricht. | |
| ## Niemand mischt sich in die Fantasie meiner Tochter ein! | |
| Aber das kann ich nicht akzeptieren. Niemand sagt meiner Tochter an was sie | |
| glauben soll oder ob es den Weihnachtsmann gibt – oder ob ihre Freundinnen | |
| real sind. Niemand mischt sich in die Fantasie meiner Tochter ein! Niemand | |
| außer mir jedenfalls! | |
| Also fange ich an, Loga einzubinden. „Sollen wir das nicht Loga fragen?“; | |
| „Will Loga auch mitkommen?“; „Braucht Loga auch einen Teller?“ Aber mei… | |
| Tochter durchschaut mich natürlich. Wie gesagt: Ich habe mein pädagogisches | |
| Geschick von meinen Eltern. | |
| Und ich frage mich: Geht es eigentlich noch um sie? Kann es sein, dass ich | |
| so weich geworden bin, dass ich – zwar tatsächlich direkt hinterm Deich, | |
| aber im übertragenen Sinne überhaupt nicht nah am Wasser gebaut – die nur | |
| imaginierte Freundin meiner drei Jahre alten Tochter vermisse? | |
| Liebe Loga, da ich meine Gefühle nicht so gut artikulieren kann, klau ich | |
| einfach ein paar Zeilen aus meiner Kindheit, den 90ern: [2][Whatever I | |
| said, whatever I did, I didn't mean it, I just want you back for good.] | |
| 10 Mar 2018 | |
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| [1] /!5440626/ | |
| [2] https://www.youtube.com/watch?v=N2ICtCO8TCw | |
| ## AUTOREN | |
| Jürn Kruse | |
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