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# taz.de -- Islamistischer Angriff in Hamburg: Lebenslange Haft für Messerstec…
> Im vergangenen Sommer erstach Ahmad A. in einem Supermarkt einen Mann.
> Nun wurde er wegen Mord und Körperverletzung verurteilt.
Bild: Soll sich in Deutschland radikalisiert haben: Ahmad A.
Hamburg taz | Ahmad A. nickt. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Eine halbe
Stunde lang hatte er sich zuvor kaum geregt. Er starrte nach vorne, wendete
den Kopf nur hin und wieder leicht nach links. Hin zum Vorsitzenden Richter
Norbert Sakuth. Der trägt gerade die Begründung des Urteils gegen ihn vor.
Der Palästinenser wird zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Doch der Richter spricht Ahmad A. jetzt persönlich an. Der dreht seinen
Kopf nun deutlich nach links. „Sie haben Ihre Tat bereut und sich
entschuldigt. Wir hoffen, dass die Einsicht, Unrecht getan zu haben, nicht
wieder nur eine Phase ist, sondern Grundlage für eine dauerhafte
Entwicklung“, sagt Sakuth. A.s Kopf bewegt sich hoch und runter, so als
wolle er sagen: „Ja, ich ändere mich.“
Dass er es bereue, ändere jedoch nichts an der besonderen Schwere der
Schuld, sagt Richter Sakuth. Die ist ausschlagend dafür, dass er nicht
schon nach 15 Jahren entlassen werden kann. Stattdessen kann das
Hanseatische Oberlandesgericht später entscheiden, wie viel länger Ahmad A.
in Haft bleibt. Eine Sicherheitsverwahrung ist nicht vorgesehen.
Der 27-Jährige hatte im vergangenen Juli einen Menschen mit einem
Küchenmesser in einem Supermarkt im Hamburger Stadtteil Barmbek erstochen
und sechs weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt. Passanten
überwältigten ihn, nachdem sie mit Stühlen und Stangen auf ihn
eingeschlagen hatten. Sie waren wie er zum Teil Muslime. „Menschen
verschiedener Glaubensrichtungen haben sich ihm entgegengestellt und die
Opfer versorgt. Das sollte in Erinnerung bleiben“, sagt der Richter. Daher
sei das Ziel, unsere Gesellschaft zu spalten, fehlgeschlagen.
## Einzeltäter, kein Terrorist
A. hatte bei seiner Tat immer wieder „Allahu akbar“ gerufen. Gegenüber der
Polizei gab er sich als Terrorist aus. Auch wenn er Videos des „Islamischen
Staates“ schaute, handelte er als Einzeltäter. Darin waren sich Richter,
Staatsanwaltschaft und Verteidigung einig. Der Angeklagte hört dies alles
über Kopfhörer. Ein Dolmetscher sitzt neben ihm und übersetzt.
Er, der nach seinem Abitur 2008 in Gaza nach Europa und im März 2015 nach
Deutschland kam, wollte möglichst viele Christen töten. A. wählte Menschen
aus, die deutsch aussahen. Der abgelehnte, jedoch noch nicht abgeschobene
Asylbewerber wollte sich für das Unrecht gegenüber Muslimen in der Welt
rächen.
Dabei hatte er schon Abstand genommen von seinem Vorhaben an jenem Julitag.
A. hatte das Messer-Regal im Supermarkt sechs Minuten lang umkreist und
sich entschieden, zurück in seine Flüchtlingsunterkunft nach
Hamburg-Langenhorn zu fahren. Er saß im Bus, stieg aber wieder aus und
kehrte zurück. Der 50-Jährige, den er tötete, war gerade dabei, Waren in
seinen Einkaufswagen zu legen.
Nach 39 Minuten ist Schluss. A. nimmt den Kopfhörer ab, steht auf. Er kann
innerhalb einer Woche Revision gegen das Urteil einlegen.
1 Mar 2018
## AUTOREN
Philipp Schulte
## TAGS
Islamismus
Dschihadismus
Hamburg
Terrorismus
Attentäter
Terrorismusbekämpfung
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schuldig. Der Polizei sagte er, Gott habe ihn zu seiner Tat inspiriert.
Kommentar Hamburger Messerstecher: Zu schnell radikalisiert
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Ihre Begründung entlastet die Behörden in Hamburg und im Bund.
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