| # taz.de -- Mögliche Kooperation mit Pegida: AfD lotet Annäherung aus | |
| > Die beiden Vorsitzenden der AfD rütteln am Verbot der Kooperation mit der | |
| > islamfeindlichen Pegida-Bewegung. Sie nennen aber eine Bedingung für die | |
| > Zusammenarbeit. | |
| Bild: Wollen eigentlich mit Pegida kooperieren: Gauland und Meuthen | |
| Hamburg/Berlin dpa | Die AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen und Alexander | |
| Gauland haben sich für eine Annäherung an die islamfeindliche | |
| Pegida-Bewegung ausgesprochen. Deren Gründer Lutz Bachmann beschreiben sie | |
| jedoch als Problem. | |
| Mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahl in Sachsen im Sommer 2019 | |
| sagte Meuthen der Deutschen Presse-Agentur: „Wenn es in Richtung | |
| Landtagswahl geht, dann ist es vielleicht nicht klug, an dem | |
| Kooperationsverbot festzuhalten, das sagen mir auch Parteikollegen in | |
| Dresden.“ Das islamfeindliche Bündnis bezeichnete er schlicht als | |
| „Volksbewegung aus Sachsen“. Pegida sei nicht vergleichbar mit der | |
| Vereinigung Thügida, mit der die AfD auch in Zukunft nichts zu schaffen | |
| haben solle. Zuvor nannte er [1][in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung | |
| einen Rückzug Bachmanns als Bedingung]. Auch dort sprach er sich | |
| grundsätzlich für ein Ende des selbstauferlegten Kooperationsverbots aus: | |
| „Es geht um Pegida Dresden, da sollte man das Kooperationsverbot, das wir | |
| haben, aufheben.“ | |
| Auch der Co-Vorsitzende Alexander Gauland sprach sich für das Ende des | |
| Verbots aus. Dafür müsse aber deren mehrfach vorbestrafte Gründer Lutz | |
| Bachmann „aus dem Schaufenster der Bewegung“ verschwinden, [2][sagte | |
| Gauland dem Magazin Stern]. Die AfD wolle ihre „bürgerlichen Wähler nicht | |
| verlieren“. | |
| Im Stern relativierte Gauland zudem türkenfeindliche Äußerungen des | |
| AfD-Landeschefs von Sachsen-Anhalt, André Poggenburg. „Das ist kein | |
| Rassismus, wenn ich sage: „Die Türken gehören nicht zu uns“, sagte er mit | |
| Blick [3][auf Poggenburgs Aschermittwochsrede]. Dieser hatte gesagt: „Diese | |
| Kameltreiber sollen sich dorthin scheren wo sie hingehören, weit, weit, | |
| weit hinter den Bosporus, zu ihren Lehmhütten und Vielweibern, hier haben | |
| sie nichts zu suchen.“ Dabei hatte sich Poggenburg auf Kritik der | |
| Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD) an Plänen für ein | |
| Heimatministerium bezogen. Der AfD-Vorstand mahnte Poggenburg ab. Die | |
| Türkische Gemeinde erstattete Anzeige wegen Volksverhetzung. | |
| Bei der Veranstaltung in Sachsen waren auch Lutz Bachmann, mehrere | |
| ostdeutsche AfD-Landeschefs, sowie der Chefredakteur des neurechten | |
| Magazins Compact, Jürgen Elsässer, zugegen. | |
| ## „Gefühl der Perspektivlosigkeit“ | |
| Bei der letzten Bundestagswahl hatte die AfD laut einer DIW-Studie vor | |
| allem in abgehängten Regionen, aus denen junge Menschen abwandern, viele | |
| Wähler gefunden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung stellt in | |
| seiner am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung außerdem fest: „Generell | |
| schneidet die AfD in weniger verdichteten Regionen mit ungünstiger | |
| demografischer Entwicklung vergleichsweise gut ab – ein Phänomen, das in | |
| ostdeutschen Wahlkreisen häufiger auftritt als in westdeutschen.“ Ein | |
| Zusammenhang zwischen einem „Gefühl der Perspektivlosigkeit“ und der | |
| Unterstützung für die AfD sei daher anzunehmen. | |
| Die Ergebnisse widerlegen das Erklärungsmuster, die AfD sei vor allem in | |
| Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit erfolgreich. Auch einen Zusammenhang | |
| zwischen dem Ausländeranteil und einem Wahlverhalten zugunsten der AfD fand | |
| das DIW nicht. Sein Fazit: „Die Ergebnisse deuten auf einen Handlungsbedarf | |
| für die Wirtschafts- und Sozialpolitik hin.“ Sollten sich politische | |
| Entscheidungsträger nicht stärker gegen einen Abbau der öffentliche | |
| Grundversorgung – etwa mit Schulen und Krankenhäusern – stemmen, werde | |
| damit „wohl auch die Verstärkung politischer Polarisierung billigend in | |
| Kauf“ genommen. | |
| Die AfD hatte bei der Bundestagswahl im September 12,6 Prozent der | |
| Zweitstimmen erhalten. Im Osten wurde sie zweitstärkste Kraft. | |
| Der AfD-Bundesvorstand hatte 2016 beschlossen, „dass AfD-Mitglieder weder | |
| als Redner noch mit Parteisymbolen bei Pegida-Veranstaltungen auftreten | |
| sollen.“ Die AfD solle Pegida-Vertretern umgekehrt auch auf ihren | |
| Veranstaltungen keine Bühne bieten. Das Bundesschiedsgericht der Partei | |
| hatte das Verbot im August 2016 jedoch gelockert. | |
| „Die Radikalisierung der einst als Anti-Euro-Partei gestarteten AfD setzt | |
| sich derzeit rasant fort“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der | |
| Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz. Gauland und Meuthen hätten | |
| heute „Angst vor Höcke und Co.“. Deshalb unterstützten sie deren Ziel, das | |
| Verbot von 2016 zu kippen. | |
| 22 Feb 2018 | |
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| [1] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-fuehrung-fuer-redeauftritte-b… | |
| [2] https://www.stern.de/politik/deutschland/afd-chef-alexander-gauland---die-t… | |
| [3] /Politischer-Aschermittwoch-der-AfD/!5485065 | |
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