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# taz.de -- Kommentar Wechsel in Südafrika: Zuma geht, der ANC bleibt
> Es dauerte, bis sich Südafrikas Präsident zum Rücktritt überwand. Seine
> Macht in der Partei ist groß, der Nachfolger wird viel zu tun haben.
Bild: Ramaphosa steht für den Neuanfang – aber folgt tatsächlich der Wandel?
Es ist vollbracht. Jacob Zuma ist der Peinlichkeit eines Rauswurfs aus dem
Amt des Staatspräsidenten von Südafrika [1][per Misstrauensvotum im
Parlament] zuvorgekommen und hat seinen Rücktritt selbst erklärt. Er
erspart sich damit die Demütigung, die ansonsten zu erwarten gewesen wäre:
dass der ANC im Parlament öffentlich gegen seinen langjährigen Führer die
Hand hebt.
Für Südafrika ergibt sich nun die Chance eines Neuanfangs unter
ANC-Führung. [2][Cyril Ramaphosa], der bereits im Dezember Zuma als
Parteichef abgelöst hatte, wird nun Staatschef. Der Mann, der einst Nelson
Mandelas Mikrophon hielt, als dieser nach seiner Freilassung aus der Haft
am 11. Februar 1990 vor den jubelnden Südafrikanern sprach und damit das
Ende der Apartheid-Unterdrückung einläutete, wird nun selbst die Nummer
Eins – aus Sicht vieler Veteranen des Befreiungskampfes ein längst
überfälliger Schritt.
Neun Jahre war Jacob Zuma an der Macht, und für Südafrika waren es neun
verlorene Jahre. Das Land büßte in dieser Zeit seinen Status als stärkste
Volkswirtschaft Afrikas ein, [3][der ANC verlor seine Vorreiterrolle] als
saubere, demokratische Ex-Befreiungsbewegung. Es wird lange dauern, bis
Südafrika sich davon erholt. Zu unverfroren war die Weise, in der sich
Zuma, seine Familie und seine Günstlinge von der reichen Investorenfamilie
Gupta kaufen ließen und dieser im Gegenzug erlaubte, Südafrikas
Volkswirtschaft und Staatsapparat in ihren Würgegriff zu ziehen. Ein
Neuanfang muss auch einen Neuanfang in der politischen Kultur auf allen
Ebenen bedeuten, eine Überwindung der zutiefst korrupten Strukturen, mit
denen der ANC zuletzt herrschte.
Die Frage ist nun, ob ein Wechsel an der Staatsspitze genügt, um diesen
Neuanfang möglich zu machen. Zuma geht, aber der ANC bleibt. Und der
gestürzte Präsident wäre nicht so lange Präsident gewesen, wenn er nicht
bis jetzt über erhebliche Macht in seiner Partei verfügte. Schon beim
ANC-Parteitag im Dezember gelang es dem Ramaphosa-Lager nicht, die
komplette Kontrolle über die Parteigremien zu erlangen. Bis zuletzt haben
sich gewichtige Führungsmitglieder des ANC dagegen gesträubt, Zumas Abgang
zu beschleunigen.
## Die Grabenkämpfe dürften weitergehen
Und selbst im Augenblick seines Sturzes legt Zuma keine Einsicht an den
Tag. „Ich bin jetzt gezwungen, zurückzutreten“ ist keine Formel, die zu
einem Neuanfang geeignet ist. Vielmehr dürften die Grabenkämpfe
weitergehen.
Und mindestens so wichtig wie der Machtwechsel im obersten Staatsamt wird
der Gang der laufenden Ermittlungsverfahren gegen den Gupta-Clan und seine
Freunde, die am Mittwoch mit ein paar spektakulären Razzien und Festnahmen
erstmals Früchte trugen. Weitere Festnahmen und Anklagen werden folgen,
möglicherweise gegen Zuma und seine Familie selbst. Wie der ANC damit
umgeht – das wird die eigentliche Probe dafür sein, ob Südafrikas
historische Befreiungsbewegung zu einem Neuanfang in der Lage ist, der eine
Wahlniederlage 2019 noch abwenden kann.
15 Feb 2018
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## AUTOREN
Dominic Johnson
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