# taz.de -- Neues Kabinett in Südafrika: Ramaphosa legt los | |
> Südafrikas neuer Präsident bindet in seiner Regierung alle | |
> ANC-Parteiflügel ein. Reformer kehren zurück, aber auch Zuma-Getreue | |
> werden befördert. | |
Bild: Zwei Ex-Finanzminister sollen Südafrikas Wirtschaft ankurbeln – Kraftw… | |
Johannesburg taz | Nach eingehender Beratung hat Südafrikas neuer | |
Staatschef Cyril Ramaphosa am späten Montagabend sein neues Kabinett | |
vorgestellt. 12 Tage nach seiner Amtsübernahme hat damit die von ihm | |
versprochene politische Wende begonnen. Ramaphosa besetzte 24 der 38 | |
Kabinettsposten neu. | |
Allerdings sind viele bisherige Minister lediglich mit anderen Ämtern | |
betraut worden. In einem entscheidenden Schritt jedoch setzte Ramaphosa ein | |
positives Zeichen für die schwächelnde Wirtschaft am Kap: Zwei angesehene | |
ehemalige Finanzminister kehren zurück ins Kabinett. | |
Nhlanhla Nene wird Finanzminister, Pravin Gordhan führt das Ministerium für | |
Staatsunternehmen. Beide waren von Ramaphosas Vorgänger Jacob Zuma gefeuert | |
worden. Sie hatten gegen Zumas Korruption protestiert. Nach Ramaphosas Plan | |
sollen Nene und Gordhan nun die Wirtschaft ankurbeln und den Kampf gegen | |
Korruption und Filz in den Staatsbetrieben führen. | |
Das Vertrauen in Reformen in den Bereichen, die den Staat finanziell | |
ruinieren, ist damit gestärkt worden. Darin sind sich alle | |
Oppositionsparteien einig. | |
## Skepsis gegenüber dem neuen Vize | |
Mit Skepsis dagegen nahmen viele Südafrikaner die Ernennung von David | |
Mabuza zum neuen Vizepräsidenten auf. Der ehemalige Premier der Provinz | |
Mpumalanga ist ein Zuma-Unterstützer, ihm hängen Korruptionsskandale in | |
seiner Provinzregierung an. | |
Seine Ernennung als Vizepräsident sei eine Gefahr für das Land, sagte Mmusi | |
Maimane, Vorsitzender der größten Oppositionspartei Demokratische Allianz | |
(DA). Sie untergrabe die Integrität Ramaphosas. Mabuza ist wie die anderen | |
Minister bereits am Dienstag vereidigt worden. | |
„Der Präsident versucht, die Fraktionen im ANC zusammenzuhalten“, | |
analysiert die politische Kommentatorin Susan Booysen. Das neue Kabinett | |
sei ein Kompromiss. | |
Ramaphosa erklärte am Dienstag allerdings, er habe keine großen Kompromisse | |
machen müssen. „Es ist ein Übergangskabinett, das uns zu den nächsten | |
Wahlen bringen soll“, wiegelte der Präsident ab. Voraussichtlich im April | |
2019 wählt Südafrika ein neues Parlament und damit einen neuen Präsidenten. | |
Bis dahin muss der ANC sein lädiertes Image reparieren, um nicht die | |
Mehrheit einzubüßen. Zumas Ersetzung durch Ramaphosa war dafür lediglich | |
der erste Schritt. | |
Ramaphosa hat immerhin sechs als korrupt geltende Minister entlassen. Er | |
hat mit einigen Besetzungen auch für Unmut gesorgt. Zumas umstrittener | |
Finanzminister Malusi Gigaba verliert zwar sein Amt, bleibt aber in der | |
Regierung und hat seinen alten Posten als Innenminister zurückerhalten. | |
## Zumas Ex-Frau wird Ministerin | |
Zumas Exehefrau und ehemalige Kommissionschefin der Afrikanischen Union | |
(AU), Nkosazana-Dlamini Zuma, wird Ministerin im Präsidialamt. Somit hat | |
Ramaphosa seine Gegenspielerin, die er beim ANC-Parteitag im Dezember in | |
einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz geschlagen hatte, in seine Nähe | |
geholt. Sie hat aber auch Erfahrung und leistete in ihren vorherigen Ämtern | |
als Innen-, Gesundheits- und Außenministerin gute Arbeit. | |
„Der Präsident belohnt jetzt eine Politikerin, die – falls sie Präsidentin | |
geworden wäre – weiterhin die politische Linie der Korruption ihres | |
Exmannes verfolgt hätte“, beklagt dagegen DA-Führer Maimane. | |
Für die linke Opposition der Ökonomischen Freiheitskämpfer (EFF) steht | |
fest: „Ramaphosa hat den Test, zu dem er angetreten ist, verfehlt“, wie | |
EFF-Sprecher Mbuyiseni Ndlozi sagte. Gigaba sei Architekt der Manipulation | |
der Regierung Zuma durch die indischstämmige Geschäftsfamilie Gupta gewesen | |
– er hätte nicht im Kabinett sein dürfen. | |
Ramaphosa habe auch nicht, wie versprochen, die Zahl der Minister | |
verringert: „Mit Ramaphosa bleibt es, wie es ist: Der ANC kommt zuerst, | |
nicht das Volk.“ | |
27 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Martina Schwikowski | |
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