# taz.de -- Rechte Demo in Dresden: Friedlicher Protest gegen Neonazis | |
> Vor dem 13. Februar laufen 500 Rechtsextreme durch Dresden. Neben | |
> Gegenprotesten erinnerten Hunderte auch an die Verbrechen aus der | |
> NS-Zeit. | |
Bild: Eine Gegendemonstrantin protestiert gegen eine rechte Kundgebung | |
Dresden taz | Vor einigen Jahren marschierten bis zu 7.000 Nazis aus ganz | |
Europa durch Dresden. Sie missbrauchten das Gedenken an die Zerstörung der | |
Stadt am 13. Feburar 1945. Begleitet wurden sie von entsprechenden | |
Gegendemonstrationen. Zuletzt eskalierte die Situation [1][im Jahr 2011]. | |
Linksautonome wollten den Nazimarsch um jeden Preis stoppen, errichteten | |
Barrikaden errichteten und warfen Steine. | |
Verglichen damit blieb es am vergangenen Sonnabend in Dresden ruhig. Zwar | |
waren 1.100 Polizisten aus mehreren Bundesländern präventiv im Einsatz. Das | |
scheint, gemessen an den tatsächlichen Ereignissen, sogar übertrieben. Eine | |
entschiedene bundesweite Mobilisierung gegen die rechtsextreme | |
Instrumentalisierung der Kriegsgräuel und die Verständigung über eine | |
Erinnerungskultur im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft 13. Februar“ haben | |
Dresden als Schaubühne für die neue und alte Rechte inzwischen unattraktiv | |
gemacht. | |
Wegen der besseren überregionalen Mobilisierungschancen haben sich die | |
Demonstrationen um den 13. Februar in den vergangenen Jahren mehr auf die | |
Wochenenden davor und danach konzentriert. Während am bevorstehenden | |
Fastnachtsdienstag ausschließlich angemessene Gedenkveranstaltungen mit dem | |
Höhepunkt einer Menschenkette in der Innenstadt bevorstehen, hatte am | |
Sonnabend, wie schon seit Jahren, der NPD-Funktionär Maik Müller zu einem | |
Marsch unter dem Motto „Vergesst niemals Dresden“ aufgerufen. Etwa 500 | |
Teilnehmer sind dem gefolgt. | |
Im wenig attraktiven Dresden Südosten drehte der Zug eine Runde. Plakate | |
wiederholten die Bezeichnung „Bombenholocaust“ für den Angriff auf Dresden, | |
mit dem der NPD-Abgeordnete Jürgen Gansel 2005 im Sächsischen Landtag | |
bundesweit für Empörung gesorgt hatte. Bereits an der ersten | |
Straßeneinmündung protestierten etwa 150 linke Demonstranten lautstark | |
gegen den rechten Aufzug. Etwa 40 von ihnen hatten sitzend die Straße | |
blockiert. Nach Verhandlungen mit der Polizei zogen sie sich auf eine | |
Straßenhälfte zurück, die Nazis wurden vorbeigeleitet. | |
## Mahngang zu NS-Verbrechen vorgezogen | |
Vorgezogen wurde auch der Mahngang „Täterspuren“, der an Orten | |
entlangführt, an dem NS-Verbrechen stattgefunden haben. Zuletzt waren hier | |
die Teilnehmerzahlen ebenfalls zurückgegangen. Nur etwa 450 Bürger | |
versammelten sich in diesem Jahr auf dem Gelände des Universitätsklinikums. | |
Erinnert wurde zum Auftakt an die NS-Schwesternschule, einer | |
Leiteinrichtung der der „Volksgesundheit“ gewidmeten | |
nationalsozialistischen Schwesternschaft. Danach wurde umgeplant. | |
Die Teilnehmer stimmten einem Vorschlag der Organisatoren zu, besser eine | |
kurzfristig angemeldete Demonstration der „Arbeitsgemeinschaft 13. Februar“ | |
nahe der Nazi-Route zu verstärken. „Wir können hier nicht an frühere | |
Naziverbrechen erinnern, während ihre Nachfolger unbehelligt durch die | |
Stadt ziehen“, sagte Margot Gaitzsch von der Linksfraktion im Stadtrat. Der | |
ausführliche Mahngang soll am 8. Mai, dem Jahrestag des Kriegsendes, | |
nachgeholt werden. | |
Nach Angaben der Polizeidirektion Dresden gab es bei weiteren kleineren | |
Demonstrationen, darunter eine der Jungen Alternative, keinerlei | |
Zwischenfälle. Sechs Verstöße gegen das Versammlungsgesetz und einer gegen | |
das Waffengesetz wurden registriert. Für den eigentlichen Gedenktag am | |
kommenden Dienstag werden keine Konfrontationen erwartet. | |
11 Feb 2018 | |
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## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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