# taz.de -- Orkan „Friederike“ in Deutschland: Bahn stellt Fernverkehr ganz… | |
> „Friederike“ ist der heftigste Sturm seit 2007, mindestens drei Menschen | |
> sind durch ihn ums Leben gekommen. Die Bahn lässt ihre Fernzüge | |
> bundesweit stehen. | |
Bild: Lieber garnicht fahren als steckenbleiben | |
Berlin dpa | Der schwerste Orkan seit mehr als zehn Jahren hat am | |
Donnerstag bundesweit den Fernverkehr der Deutschen Bahn lahmgelegt. Züge | |
würden aus Sicherheitsgründen nicht mehr losfahren, sagte ein Bahnsprecher | |
in Berlin. Züge, die noch unterwegs seien, sollten aber soweit möglich bis | |
zum Zielbahnhof fahren. Wie lange die Sperrung dauern sollte, war zunächst | |
unklar. In dem Sturm „Friederike“ kamen mindestens drei Menschen ums Leben. | |
In einigen Bundesländern fiel der Schulunterricht aus. Auch mehrere | |
Flughäfen strichen aus Sicherheitsgründen Flüge. | |
Der Sturm „Friederike“, der von Westen her über Deutschland fegte, ist laut | |
dem Deutschen Wetterdienst der schwerste Sturm seit dem Jahr 2007. Auf dem | |
Brocken seien in der Spitze Orkanböen von 203 km/h gemessen worden. „Damit | |
haben wir elf Jahre nach Kyrill wieder einen Orkan der Königsklasse“, sagte | |
DWD-Sturmexperte Andreas Friedrich. Donnerstag war exakt der 11. Jahrestag | |
von „Kyrill“. | |
Im Tiefland wurden Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 134 Kilometern pro | |
Stunde im nordhessischen Frankenberg erreicht. Im Westen Deutschlands wurde | |
am Nachmittag jedoch die Orkanwarnung wieder aufgehoben, nachdem der Sturm | |
durchgezogen war. | |
In Nordrhein-Westfalen kamen mindestens zwei Menschen im Sturm um. Auf | |
einem Campingplatz am Niederrhein bei Emmerich wurde ein 59-Jähriger von | |
einem Baum erschlagen. Er sei sofort tot gewesen. In einer Sturmböe verlor | |
im westfälischen Lippstadt ein Mann (68) bei einem Verkehrsunfall sein | |
Leben. Der Transporterfahrer hatte im Orkan die Kontrolle über sein | |
Fahrzeug verloren und war in den Gegenverkehr geraten. | |
In Bad Salzungen in Thüringen wurde ein Feuerwehrmann von einem | |
umstürzenden Baum getötet. Einer seiner Kollegen wurde schwer verletzt. | |
## Züge fahren zu lassen, wäre „fahrlässig“ | |
Die Deutsche Bahn verteidigte ihre Entscheidung, vorsorglich den | |
Fernverkehr in ganz Deutschland einzustellen. „Das ist eine notwendige | |
Sicherheitsmaßnahmen, weil die Störungen durch den Sturm doch so gravierend | |
sind, dass wir Fernzüge schlichtweg nicht mehr durchbekommen“, sagte | |
Bahnsprecher Achim Stauß. | |
„Es wäre fahrlässig, die Züge irgendwo, wo man noch fahren kann, noch | |
fahren zu lassen und dann bleiben Hunderte Fahrgäste auf irgendeinem | |
Bahnhof oder schlimmstenfalls auf freier Strecke hängen. Diese Situation | |
müssen wir vermeiden und deshalb diese harte Entscheidung, den Fernverkehr | |
komplett in Deutschland einzustellen.“ In zehn Fernbahnhöfen richtete die | |
Bahn sogenannte Aufenthaltszüge ein, in denen gestrandete Reisende zur Not | |
auch übernachten können. | |
Vielerorts wurden Schulen ebenso geschlossen wie Zoos und einige Museen. | |
Allein in Nordrhein-Westfalen mussten Feuerwehr- und Rettungsdienste laut | |
Innenministerium bis zum Nachmittag zu mindestens 7.000 Einsätzen | |
ausrücken, Straßen freiräumen, Bäume beseitigen und Gebäude sowie | |
demolierte Oberleitungen sichern. Probleme bereiteten vor allem die | |
zahllosen entwurzelten Bäume. Behörden warnten auch vor herabstürzenden | |
Dachziegeln. In Gladbeck wurde ein Kindergarten geräumt, weil eine | |
Dachkuppel abzustürzen drohte, der Kaarster Möbelmarkt Ikea wurde wegen | |
Schäden an der Fassade evakuiert. | |
Auch in Deutschlands Nachbarländern wütete der heftige Sturm. Zwei Menschen | |
starben in den Niederlanden wegen umstürzender Bäume. Auch in Belgien wurde | |
eine Frau von einem Baum erschlagen. | |
18 Jan 2018 | |
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