# taz.de -- Landesweite Proteste in Tunesien: Mehr als 200 Festnahmen | |
> Vor allem junge Menschen gehen gegen steigende Kosten und Sparmaßnahmen | |
> der Regierung auf die Straße. Die bezeichnet die Demonstranten als | |
> „Unruhestifter“. | |
Bild: Demonstranten am 9. Januar 2018 in Tebourba | |
Tebourba/Tunis afp/rtr | In mehreren Städten Tunesiens ist es in der | |
zweiten Nacht in Folge zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten | |
und Sicherheitskräften gekommen. Mehr als 200 Menschen seien festgenommen | |
und dutzende verletzt worden, teilte das Innenministerium am Mittwoch mit. | |
Ein Ministeriumssprecher sagte örtlichen Radiosendern, landesweit seien 49 | |
Polizisten verletzt und 206 „Unruhestifter“ festgenommen worden. In einer | |
Vorstadt von Tunis sei ein Supermarkt geplündert worden. | |
Die [1][Proteste richten sich gegen steigende Lebenshaltungskosten und die | |
Sparpolitik der Regierung]. Am Montag war ein Mann bei den Protesten | |
getötet worden. | |
In der Nacht zum Mittwoch gab es unter anderem in Tebourba rund 30 | |
Kilometer westlich der Hauptstadt Tunis Proteste. Dort gingen hunderte | |
junge Menschen auf die Straße. Sie bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen, | |
diese reagierten mit dem Einsatz von Tränengas, wie ein Journalist der | |
Nachrichtenagentur AFP berichtete. | |
Ähnliche Szenen spielten sich auch in Kasserine und Sidi Bouzid im | |
ärmlichen Zentrum des Landes ab. In Sidi Bouzid hatten Ende 2010 die | |
Proteste begonnen, die zum Sturz des tunesischen Machthabers Zine | |
el-Abidine Ben Ali und dem Arabischen Frühling führten. Proteste gab es am | |
Dienstagabend auch in Gafsa im Süden des Landes. | |
## Molotowcocktail auf jüdische Schule | |
Auch in Tunis gingen am Dienstag rund hundert Menschen auf die Straße. Die | |
Kundgebung verlief allerdings ohne Zwischenfälle. Die Demonstranten machten | |
ihrem Unmut über „Armut und Hunger“ Luft. Mehrere hundert Menschen, | |
darunter viele Jugendliche, protestierten auch in Regueb im Zentrum des | |
Landes, wie ein AFP-Journalist berichtete. | |
Auf der tunesischen Insel Djerba wurde die jüdische Community zum Opfer | |
eines Anschlags, [2][schreibt haaretz.com]. Eine jüdische Schule wurde mit | |
einem Molotowcocktail attackiert. Verletzte gabe es dabei nicht, erklärt | |
Perez Trabelsi von der jüdischen Gemeinde vor Ort. Proteste gegen die | |
Regierung gabe es auf der Insel nicht. Dass Polizei und Sicherheitskräft | |
für die Proteste aufs Festland abgezogen wurden, wäre ausgenutzt worden, um | |
den Molotowcocktail in die Lobby der Schule zu werfen. | |
Die Proteste in Tunesien folgten auf die Beerdigung des Mannes, der am | |
Montag bei den Zusammenstößen getötet worden war. Offen ist nach wie vor, | |
wie es zum Tod des Demonstranten am Montagabend in Tebourba kam. Der | |
Obduktionsbericht wurde bislang nicht veröffentlicht. Das Innenministerium | |
bestritt, dass die Polizei den 45-Jährigen tötete. | |
10 Jan 2018 | |
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[1] /Protest-in-Tunesien/!5472417 | |
[2] https://www.haaretz.com/middle-east-news/1.834043?utm_source=dlvr.it&ut… | |
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