Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne So Sach(s)en: Glassisch säk’sch
> Sachsen will sein politisches Schmuddelimage loswerden. Was dafür 2018
> getan werden könnte? Unser Kolumnist hat ein paar Vorschläge.
Bild: Es kann ja nur bergauf gehen: Tolle Ideen, wie Sachsens Image bald bestim…
Kurz vor Silvester gab der neue Ministerpräsident Michael Kretschmer seinen
Kurs für die sächsische Landespolitik vor: „Wir wollen positive Bilder von
unserem Land. Genau das habe ich vor.“ Wie bitte? Waren ihm die Bilder von
2017 etwa nicht positiv genug?
Kultusminister, die bereits nach acht Wochen entlassen wurden, nachdem sie
innovative Ideen wie eine Verbeamtung sächsischer Lehrer forderten? Ein
schnittiger Polizeipanzer, in dessen Sitze ein seltsames Logo der
sächsischen Spezialkräfte eingestickt war, das in seiner Form an
NS-Symbolik erinnert? Oder eine sogenannte Alternative für Deutschland, die
zur Bundestagswahl in Sachsen stärkste Kraft geworden ist – und an die
Kretschmer sein Direktmandat verlor?
Die sächsische Politik hat also bereits 2017 gut vorgelegt, so muss es in
diesem Jahr weitergehen. Sie könnte sich ein Beispiel an Donald Trumps
„America First“-Politik und dessen Umgang mit der US-amerikanischen
Seuchenschutzbehörde nehmen. Diese soll kurzerhand die Worte wie
„faktenbasiert“ oder „wissenschaftsbasiert“ künftig vermeiden.
Um die unschönen Bilder der Pegida-Demonstrationen in Dresden ein wenig
aufzuhübschen, könnte Kretschmer Begriffe wie Rechtspopulismus und Hetze
auf eine schwarze Liste setzen lassen. „Erfrischend volksnahe
Meinungsäußerungen von Andersdenkenden“ – klingt das nicht viel besser?
Ein weiterer wichtiger Pfeiler in der Politik der schönen Bilder muss sein,
unseren schönen Dialekt beliebter zu machen. Die Leipziger Mundartdichterin
Lene Voigt (1891 bis 1962) muss endlich ein Denkmal im gleichnamigen
Reudnitzer Park erhalten. Wichtig wäre es in diesem Zusammenhang auch,
allen kulturfremden westdeutschen Studenten verbindliche Blockseminare über
die sächsische Sprache und Kultur anzubieten.
Lektion eins: „Es heißt Viertel eins, nicht Viertel nach zwölf.“ Lektion
zwei: „Es heißt Gonsum, nicht Konsum.“ Lektion drei: „Polylux, nicht
Overhead-Projektor.“ Zuwiderhandlungen werden umgehend geahndet und mit
Nachsitzen bestraft, wobei die Lektüre Lene Voigts intensiv zu studieren
ist, darunter: „Ich weeß nich, mir isses so gomisch. Alle säk’schen
Balladen und Glassiger.“
23 Jan 2018
## AUTOREN
Denis Giessler
## TAGS
Schwerpunkt taz Leipzig
Michael Kretschmer
Sachsen
Flixbus
Schwerpunkt taz Leipzig
Polizei Sachsen
Stanislaw Tillich
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne So Sach(s)en: Wellnesslandschaft für Passagiere
Mangels Busbahnhof sind Fahrgäste in Leipzig schutzlos der Witterung
ausgeliefert. Doch bald wird die Haltestelle dem Fernverkehrswachstum
angepasst.
Kolumne Balkongespräche: Ein Einbruch mit lehrreicher Wirkung
Nach einem Wohnungseinbruch ruft die Nachbarin die Polizei. Doch zu einem
besseren Menschen macht sie das noch lange nicht.
Polizei-Panzerfahrzeug „Survivor R“: Ein Produkt der Fantasie aus Sachsen
Das sächsische Spezialeinsatzkommando hat ein neues Panzerfahrzeug. Die
Stickerei auf den Sitzen könnte Nazis gefallen.
Kommentar Sachsen-CDU: Charismatiker dringend gesucht
Sachsens Ministerpräsident Tillich galt als großer Durchwurstler. Bald muss
sein Nachfolger Kretschmer das Volk wieder bezaubern.
Schanzenfest: Kretschmers Visionen
Der Besitzer der Roten Flora möchte das Straßenfest anmelden und
organisieren und löst damit Irritationen aus - schließlich will der Senat
es dulden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.