# taz.de -- Gerüchte um Verkauf der Modekette: Chinesen sollen C&A retten | |
> C&A produziert schon lange in China. Nun sucht die Firma dort offenbar | |
> nach engeren Geschäftspartnern und frischem Geld. | |
Bild: Bald noch mehr C&A in China? | |
BERLIN taz | Verkauf, Kooperation, Expansion? Was genau der Modehändler C&A | |
in China vorhat, blieb am Montag unklar – nur dass er etwas vorhat, scheint | |
sicher. Spiegel Online hatte am Sonntag berichtet, das niederländische | |
Traditionsunternehmen solle an chinesische Investoren verkauft werden, die | |
Gespräche stünden kurz vor dem Abschluss. Daraufhin teilte die C&A-Mutter | |
Cofra mit, C&A suche „nach Wegen, ihr Wachstum in Boomregionen wie China | |
und im Onlinehandel zu beschleunigen“. Dies könnte auch Partnerschaften und | |
andere externe Beteiligungen umfassen. | |
„Ein Engagement in China ist auf jeden Fall sinnvoll“, sagt Jochen Strähle, | |
Professor für Internationales Modemarketing an der Hochschule Reutlingen. | |
Vorteile ergäben sich sowohl für potenzielle chinesische | |
Kooperationspartner als auch für C&A. Die Modekette könnte sich Zugang zum | |
schwierigen chinesischen Markt verschaffen, der ganz anders funktioniere | |
als der europäische. „Läden in Malls zum Beispiel haben in China eine reine | |
Schaufensterfunktion und dienen gar nicht unbedingt dazu, viel zu | |
verkaufen“, sagt Strähle. Anders als in Deutschland zahlen die Händler in | |
den häufig öffentlich finanzierten Einkaufszentrum auch keine Miete, | |
sondern Verkaufsprovisionen. | |
Ihrerseits könnten chinesische Investoren von C&A lernen, so Strähle. | |
„Bekommen sie Einblick in die Bücher, erfahren sie etwas über die | |
Flächenproduktivität in Stores oder über Gewinnmargen.“ Außerdem sei der | |
deutsche Modemarkt mit einem Umsatzvolumen von etwa 70 Milliarden Euro zwar | |
wichtig; „Doch bei uns stagniert der Umsatz, in China wächst er stark.“ | |
Die Modekette C&A ist mit über 460 Filialen nach der Otto Group und H&M der | |
drittgrößte Textilhändler in Deutschland. Weltweit beschäftigt er laut | |
eigenen Angaben fast 60.000 Mitarbeiter in 21 Ländern, 1.500 davon in | |
China. Zwar verdient die Kette ihr Geld – im Geschäftsjahr 2016/2017 setzte | |
sie in Deutschland rund 2,6 Milliarden Euro um – vor allem in Westeuropa. | |
Filialen gibt es aber auch in Brasilien, Mexiko und seit sieben Jahren auch | |
in China. | |
## Globale Lieferkette | |
Dort betreibt C&A nach eigenen Angaben 84 Läden in 21 Städten. Eine große | |
Rolle spielt China schon jetzt in der Herstellung. Wie bei allen großen | |
Bekleidungsunternehmen verläuft auch die Lieferkette von C&A über den | |
ganzen Globus; laut dem Nachhaltigkeitsbericht, der alle Zulieferer | |
weltweit auflistet, kauft das Unternehmen in 2.000 Fabriken in über 40 | |
Ländern ein – nur vier Produzenten sitzen in Deutschland. | |
Transparenz über die Lieferkette ist Teil eines Prozesses, das Unternehmen | |
nachhaltiger zu machen. So ist C&A laut der US-Organisation Textile | |
Exchange der größte Anbieter von Biobaumwolle weltweit. Bis 2020 will er | |
ganz auf Baumwolle aus ökologischem Anbau umstellen. Seit vergangenem Jahr | |
führt der Händler Kleidung, die nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip | |
hergestellt wurde; das heißt, sie soll ohne Wertverlust im Kreislauf | |
geführt werden können. Man müsse weg vom „Take, make, waste“-Modell, hei… | |
es im Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. | |
1841 gegründet, befindet sich das Unternehmen noch immer im Besitz der | |
Eigentümerfamilie Brenninkmeijer, die über 500 Mitglieder umfassen soll. In | |
den vergangenen Jahren galt es als Krisenkandidat, der modisch mit | |
Wettbewerbern wie H&M, Zara und Primark nicht mithalten könne und den | |
boomenden Onlinehandel verschlafen habe. „Im Massenmarkt ist C&A aber immer | |
noch richtig gut“, sagt Marketing-Experte Strähle. Außerdem hätte die Marke | |
in ihrer langen Geschichte immer wieder Phasen durchlaufen, in denen sie | |
als altbacken oder uncool gegolten hätte – „die haben großes Potenzial | |
darin, sich immer wieder neu zu erfinden“. | |
16 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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