# taz.de -- taz-Adventskalender (20): „Wir meditieren jeden Tag“ | |
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> brennen. Hinter Türchen 20: Amogharatna, Buddhist. | |
Bild: Keine Transformation des Selbst ohne Transformation der Welt, sagt Amogha… | |
taz: Herr Amogharatna, heißen Sie schon immer so? | |
Amogharatna: Können wir uns duzen? | |
Gerne. | |
Ich wurde in England geboren. Meine Eltern haben mich Adrian genannt. Vor | |
zwanzig Jahren bin ich dann von einem buddhistischen Orden aufgenommen | |
worden. Bei der Zeremonie habe ich den Namen Amogharatna bekommen. Das ist | |
mein Vor- und Nachname in einem. | |
Was bedeutet Amogharatna? | |
Erfolgreiches Juwel. Damit ist gemeint, dass ich die Qualitäten, die ich im | |
Kern habe, weiterentwickeln kann. | |
Warum bist du Buddhist geworden? | |
Ich war auf der Suche nach Sinn im Leben. | |
Hast du ihn gefunden? | |
Auf jeden Fall. Der Buddhismus gibt mir einen Rahmen, Verantwortung für | |
mich selbst zu übernehmen, und er gibt mir Hilfsmittel zu wachsen. | |
Geht es dabei nur um dich oder auch darum, die Gesellschaft zu verbessern? | |
Das geht Hand in Hand. Es gibt keine Transformation des Selbst ohne | |
Transformation der Welt. Durch die Arbeit an mir arbeite ich auch an der | |
Veränderung meiner Umgebung. | |
Wie sieht das konkret aus? | |
Seit 17 Jahren bin ich im Buddhistischen Tor aktiv. So heißt unser Zentrum. | |
Wir bieten Kurse in Meditation an, veranstalten interreligiöse Dialoge und | |
Begegnungstage im Kiez. Jetzt gleich fahre ich zum Breitscheidplatz, um als | |
Vertreter des buddhistischen Zentrums an der Gedenkveranstaltung | |
teilzunehmen. | |
Was hättest du als Buddhist einem Obdachlosen anzubieten? | |
Das ist eine schwierige Frage. Ich habe wenig Geld und lebe sehr | |
anspruchslos. Wenn ich Hartz IV beantragen würde, was ich nicht möchte, | |
hätte ich wahrscheinlich mehr als jetzt. Anbieten könnte ich aber Hilfe und | |
Selbstwertgefühl. | |
Welcher buddhistischen Strömung gehörst du an? | |
Ich gehöre dem Orden Triratna an. Das bedeutet: drei Juwelen. Die Bewegung | |
ist erst fünfzig Jahre alt. Wir erkennen alle buddhistischen Traditionen | |
an, fühlen uns aber frei, an Praktiken und Lehre nur das zu übernehmen, was | |
in der westlichen modernen Welt hilfreich ist. | |
Was ist für dich die wichtigste Message ? | |
Die Betonung von Freundschaft. Ein mitmenschlicher Umgang. | |
Wie oft meditierst du? | |
Ich wohne in einer buddhistischen Männer-WG. Morgens um sieben Uhr | |
meditieren wir eine knappe Stunde zusammen. Das ist eine gute Art, in den | |
Tag zu kommen. To touch base, würde man im Englischen sagen. Meditation | |
bedeutet für mich, bewusst zu leben. | |
Wenn alle Menschen Buddhisten wären, wäre die Welt dann besser? | |
Selbstverständlich! Weisheit und Mitgefühl – das macht den Buddhismus aus. | |
Und was ist mit den Buddhisten in Myanmar, die die muslimischen Rohingya | |
überfallen und vertrieben haben? | |
Verantwortlich dafür ist nicht der Buddhismus, sondern radikale Buddhisten. | |
Das gilt für alle Religionen und Ideologien. Es gibt Islam und Islamisten, | |
Sozialismus und Sozialisten. Überall gibt es Fanatiker. | |
Bist du ein glücklicher Mensch? | |
Wenn ich das mit meiner Vergangenheit vergleiche, bin ich erstaunt, wie | |
glücklich ich bin. Es wird immer besser. Früher war ich deprimiert, | |
ziellos, schüchtern und allein. | |
Darf man als Buddhist Sex haben? | |
Seit vierzehn Jahren habe ich eine Freundin, mit der ich sehr, sehr | |
glücklich bin. | |
Was ist mit Drogen? | |
Zu den fünf buddhistischen Vorsätzen gehört es, nichts zu nehmen, was den | |
Geist verwirrt. In meiner Jugend habe ich aber genug Alkohol für mein | |
ganzes Leben getrunken. | |
20 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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