| # taz.de -- Kongos Opposition scheitert: Ruf zum Protest? Keiner kommt | |
| > Kongos Opposition ruft zu Massenprotesten auf – vergeblich. Die sich | |
| > vertiefende Krise des Landes hält die Menschen beschäftigt. | |
| Bild: Die Menschen sind ausgelaugt: Alltag in einem kongolesischen Haushalt | |
| Berlin taz | Wieder einmal hat die außerparlamentarische Opposition in der | |
| Demokratischen Republik Kongo die 80 Millionen Einwohner des Landes zum | |
| Massenprotest aufgerufen, wieder einmal vergeblich. Lediglich aus kleineren | |
| Städten wie Lisala und Butembo wurden am Dienstag kleinere Aufmärsche | |
| gemeldet. | |
| In der verregneten Hauptstadt Kinshasa blieb die Lage ebenso ruhig wie in | |
| der traditionellen Protesthochburg Goma im Osten, wo sich gerade Staatschef | |
| Joseph Kabila zu einer Konferenz aufhielt. | |
| Aus Sicht der Oppositionsführer war der Anlass logisch: Vor genau einem | |
| Jahr, am 19. Dezember 2016 endete die verfassungsmäßige Amtszeit des | |
| Präsidenten Kabila – seither regiert er bloß, weil es keine Neuwahlen gab. | |
| Die Neuwahlen sind immer wieder verschoben worden und derzeit für den 23. | |
| Dezember 2018 angesetzt. | |
| Unter Verweis darauf hat die Provinzregierung von Kinshasa erklärt, für | |
| Demonstrationen zugunsten von Wahlen gebe es keinen Grund und daher seien | |
| sie verboten. | |
| ## Zivile Politik wird irrelevant | |
| Zivile Oppositionsführer wie Moise Katumbi, der 2016 ins Exil gegangene | |
| Exgouverneur der Bergbauprovinz Katanga, und Felix Tshisekedi, Sohn des im | |
| Februar verstorbenen historischen Oppositionsführers Étienne Tshisekedi, | |
| werden in der sich vertiefenden Krise des Kongo zunehmend irrelevant – | |
| ebenso wie die gesamte zivile Politik. | |
| Die Ausbreitung bewaffneter Konflikte, die mittlerweile 4,1 Millionen | |
| Menschen in die Flucht getrieben haben, sowie die sich vertiefende | |
| Wirtschaftskrise, die sich in Hungerkatastrophen äußert, beeinflussen den | |
| Alltag viel mehr. | |
| In welche Richtung sich Kongo entwickelt, zeigen andere Dinge. Am Freitag | |
| nahm das Parlament ein verändertes Wahlgesetz an, das sicherstellt, dass | |
| lokal verankerte, aber mit wenig Geld ausgestattete, Politiker zukünftig | |
| außen vor bleiben. | |
| Es gilt jetzt für den Einzug ins Parlament eine Ein-Prozent-Klausel auf | |
| nationaler Ebene, und die nicht rückzahlbare Kaution für | |
| Parlamentskandidaten wird laut Gesetzestext auf 160 Millionen kongolesische | |
| Franc erhöht, das sind 85.000 Euro. Berichten zufolge ist das ein | |
| Druckfehler und es sind in Wirklichkeit 1,6 Millionen Franc, also 1.000 | |
| US-Dollar, aber auch das wäre für viele unbezahlbar. | |
| Des Weiteren verabschiedete das Parlament den Staatshaushalt 2018, der die | |
| Staatsausgaben gegenüber 2017 erneut um 35 Prozent senkt. Das Budget | |
| umfasst noch umgerechnet rund 5 Milliarden Euro – für 80 Millionen | |
| Kongolesen etwa fünf Euro pro Kopf im Monat. | |
| Deutlicher kann man nicht darstellen, wie sehr sich der Staat von seinen | |
| Aufgaben zurückzieht – außer wenn es um das Verhindern von Protesten geht. | |
| 20 Dec 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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