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# taz.de -- Die Wahrheit: Arschbombe ins Nichts
> In einem Fachgeschäft für Geisterbahnbedarf gibt es allerlei Herrliches
> zu kaufen. Aber das beste und für das Dasein wichtigste Produkt ist eine
> Falltür.
Bild: Der hässlichste Hund der Welt auf Seite 33 im Magazin
In Niedersachsen gibt es ein Fachgeschäft für Geisterbahnbedarf und darin
die herrlichsten Dinge. Mein ganzes Erspartes könnte ich dort verprassen!
Zum Beispiel für ein Fallbeil. Oder zwei – an gut gemachten Fallbeilen
sollte man nicht geizen.
Auch fein: ein „Knochenfriedhof-Türvorhang“, „Verweste Autopsie-Beine 1
Paar“ oder eine „geheimnisvolle Hand“, aber geheimnislos ginge sonst auch.
Interesse hätte ich ferner an „Draculas Gruft“, obwohl mir die etwas aus
der Zeit gefallen zu sein scheint, „Helmut Kohls Gruft“ oder „Jörg Meuth…
Gruft“ gefielen mir noch besser. Großartig sind auch Wackelbrücken. Eine
Wackelbrücke zwischen meiner Haustür und der Welt würde mein Leben
versüßen.
Mein liebstes Geisterbahnprodukt ist jedoch die „Falltür ins Nichts“. Wie
gern wandelte ich mit meiner Falltür ins Nichts unter dem Arm durch die
Welt. Andere reisen nach Sylt oder Formentera, ich durch die Falltür ins
Nichts. „Liebster“, würde ich meinen Mann fragen, „wollen wir übers
Wochenende nach London oder durch die Falltür ins Nichts?“
Dieses Kunststoffding ist die ideale Auszeit vom Alltag, das perfekte
Kleinmobiliar, das jeder Bürger sein eigen nennen sollte, auch ohne
Geisterbahn. Und das für 19,90 Euro! Da kann man nicht Nein sagen, nur
Anlauf nehmen und hindurchsegeln wie Alice durch den Kaninchenbau, sich der
unerträglichen Schwere des Daseins entledigen. 19,90 Euro, billiger kann
man es durch saufen oder Autogenes Training auch nicht haben.
Nach ein paar Stunden kehrt man dann wieder heim. Wie das geht, das muss
ich allerdings noch herausfinden. Gibt es einen Weg zurück zum Beispiel per
angeknoteter Strickleiter? Wenn nicht, auch gut, dann hat die Falltür ins
Nichts jedenfalls das Zeug zur neuen beliebtesten Todesart der Deutschen.
„Viel zu früh ging sie von uns, durch die Falltür ins Nichts“, höre ich …
Grabredner schon raunen.
Besser nur als eine Falltür ins Nichts wären lediglich drei Falltüren ins
Nichts. Oder zehn, wenn ich die alle ins Auto kriegen könnte; neun für den
Privatgebrauch, die zehnte aber würde ich vor der Bundesgeschäftsstelle der
FDP in Berlin platzieren. Dann würde ich mich im nahen Buschwerk verstecken
und abwarten, was passiert. Ob Christian Lindner hindurch fiele? Aber der
fällt ja gern mal mit der Abbruchtür ins Koalitionshaus.
Leider kann ich die Falltür nicht kaufen. Bedauerlicherweise braucht man
dafür eine spezielle Schaustellerkarte. Nicht mal gebraucht gibt es sie zu
erwerben, nicht einmal bei Ebay. Ich könnte mir höchstens selber eine
zimmern. Aber was, wenn dabei irgendetwas schiefläuft und das Ding am Ende
nicht hundertpro funktioniert? Erwartungsvoll springt man hindurch – und
findet sich plötzlich in den endlosen Weiten Niedersachsens wieder, in der
Hölle oder gar der eigenen Kindheit.
Lieber nicht. Mit der Entledigung des Daseins muss ich wohl noch eine Weile
warten.
19 Dec 2017
## AUTOREN
Ella Carina Werner
## TAGS
Konsum
Medien
Massentourismus
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Organe
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