# taz.de -- Arbeitskampf bei Bierbrauer: Bei Holsten kämpfen sie am dollsten | |
> Die Gewerkschaft NGG wirft der Carlsberg-Brauerei vor, im Zuge des | |
> Holsten-Umzugs Leute entlassen zu wollen, die noch gebraucht werden. | |
Bild: Wird bald nicht mehr in Altona produziert: Gerstenkaltschale aus Hamburg | |
HAMBURG taz| Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) streitet | |
sich mit dem Carlsberg-Konzern über den Umzug der Holsten-Brauerei. Es geht | |
um das Schicksal der Beschäftigen in der Bierproduktion und der Logistik. | |
Die Gewerkschaft befürchtet, dass ein Drittel von ihnen entlassen werden | |
könnte und fordert einen „fairen Sozialtarifvertrag“. Um dem Nachdruck zu | |
verleihen, traten Beschäftigte am Mittwoch in einen zweistündigen | |
Warnstreik. Der Versuch Carlsbergs, mit einer einstweiligen Verfügung | |
dagegen vorzugehen, scheiterte vor Gericht. | |
Carlsberg will den traditionsreichen Standort der Holsten-Brauerei in | |
Altona räumen, im ersten Quartal 2019 eine neue Brauerei in Hausbruch in | |
Betrieb nehmen und dafür deutlich mehr als 100 Millionen Euro ausgeben. | |
Eine Produktion am Standort Altona sei „nicht mehr zeitgemäß“, teilte | |
Carlsberg mit, unter anderem weil dort auf mehreren Ebenen gearbeitet | |
werde, die Wege lang seien und die vielen Bierlaster nachts nicht beladen | |
werden dürften. | |
Weil in Hausbruch weniger Mitarbeiter benötigt werden, hat Carlsberg mit | |
dem Holsten-Betriebsrat und der NGG Verhandlungen aufgenommen. Mit dem | |
Betriebsrat hat Carlsberg, wie es gesetzlich gefordert ist, über einen | |
Sozialplan und einen Interessenausgleich verhandelt. Nach dem dritten | |
Termin brach Carlsberg aber die Gespräche ab. | |
Der Betriebsrat habe unrealistische Forderungen gestellt, sagte | |
Carlsberg-Sprecherin Linda Hasselmann. Carlsberg beantragte eine | |
Einigungsstelle beim Amtsgericht. Der Betriebsrat hat dagegen Beschwerde | |
eingelegt. Das Management habe die Verhandlungen abgebrochen, „noch bevor | |
sie richtig begonnen hatten“, kritisierte NGG-Geschäftsführerin Silke | |
Kettner. Das Angebot habe deutlich unter dem Niveau vergangener Sozialpläne | |
gelegen. Es werde jetzt noch einmal ein Gespräch mit dem Betriebsrat ohne | |
Einigungsstelle geben, sagte Hasselmann. | |
Mit der Gewerkschaft verhandelt Carlsberg auf freiwilliger Basis über einen | |
Tarifvertrag zur sozialen Absicherung der Beschäftigten. Auch diese | |
Verhandlungen scheiterten. Mitte November rief die NGG die | |
Schlichtungsstelle an. | |
Carlsberg erklärte sich bereit, an der Schlichtung teilzunehmen. Dafür | |
müsse die Gewerkschaft aber auf Arbeitskampfmaßnahmen verzichten. Außerdem | |
solle nur über die Beschäftigten in Produktion und Logistik verhandelt | |
werden. „Die Verwaltung ist in keinster Weise betroffen“, sagte Hasselmann. | |
Die NGG dagegen will „eine Absicherung auch für die Kollegen in der | |
Verwaltung“. | |
Carlsberg hat in Aussicht gestellt, den größten Teil der Arbeitsplätze zu | |
retten. Dafür müsse die Produktion am neuen Standort von fünf auf sieben | |
Tage im Dreischichtbetrieb ausgedehnt werden. „Das ist eine Möglichkeit, | |
den Arbeitsplatzabbau zu reduzieren und die meisten Mitarbeiter zu halten“, | |
sagte Hasselmann. | |
Das sei in der ersten Verhandlungsrunde so nicht besprochen worden und | |
müsste in einem zusätzlichen Tarifvertrag geregelt werden, sagte Kettner. | |
„Wir sind grundsätzlich gesprächsbereit für jeden Vorschlag. Allerdings | |
müsse das Management einen Weg zu einem fairen, transparenten, | |
vertrauensvollen Miteinander finden. Betriebsrat und Gewerkschaft gegenüber | |
der Belegschaft unter Kündigungsdrohungen zum Schweigen zu verdonnern sei | |
kontraproduktiv. | |
„Die Geschäftsführung hat mit dem Betriebsrat Zahlen geteilt, die überhaupt | |
nicht final waren“, sagte Hasselmann. Das schüre unnötige Ängste bei den | |
Mitarbeitern. | |
13 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## TAGS | |
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