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# taz.de -- Bürgerkrieg im Jemen: Jemens Ex-Präsident Saleh ist tot
> Bis zu seinem Sturz 2012 regierte Ali Abdullah Saleh den Jemen. Jetzt
> wurde er Opfer der Huthi-Rebellen, seiner früheren Verbündeten.
Bild: Ali Abdullah Saleh auf einem Wahlplakat im Jahr 2011
Sanaa taz | Die schiitischen Huthi-Kämpfer präsentierten die Leiche des
ehemaligen jemenitischen Diktators Ali Abdullah Saleh auf einer bunten
Wolldecke. An einer Seite seines Kopfes klafft eine Wunde. „Lobet Gott!“,
rufen die Kämpfer. Kurz darauf verkündete der Innenminister der Huthis den
Tod Salehs, der kurz darauf von seinen Kampfgefährten sowie seiner Partei
bestätigt wurde. Saleh hatte versucht, mit einem Fahrzeug die Hauptstadt
Sanaa zu verlassen und geriet offenbar in einen Hinterhalt. Er soll von
einem Scharfschützen getötet worden sein.
Damit haben die dramatischen Kämpfe rund um Sanaa einen neuen Höhepunkt
erreicht. Kurz zuvor war das Haus Salehs im Zentrum der Stadt in die Luft
gejagt worden. Vorausgegangen waren sechs Tage lang schwere Kämpfe um die
Vorherrschaft in der Hauptstadt.
Die Huthi-Milizen hatten seit Ende vergangener Woche versucht, mit Panzern
und schwerer Artillerie Stellungen der Truppen und Anhänger des ehemaligen
Präsidenten Saleh zurückzuerobern. Denn dieser hatte vor sechs Tagen mit
seinen bisherigen Verbündeten gebrochen und sich von den Huthi-Milizen
losgesagt.
Hatten Huthis und Saleh zuvor gemeinsam gegen die saudisch dominierte
Militärallianz gekämpft und weite Teile des Nordjemen kontrolliert, so
eröffneten die einstigen Verbündeten nun eine neue Front – gegeneinander.
Beide Seiten interpretierten die Ereignisse der letzten Tage
unterschiedlich.
Saleh hatte noch am Wochenende im Fernsehen von einem überfälligen Aufstand
gegen die Huthis gesprochen und angekündigt, mit dem saudischen Nachbarn
ein neues Kapitel aufzuschlagen und Gespräche zu beginnen.
Ein Sprecher der Huthis bezeichnete das Ganze dagegen als einen Coup und
gab Saleh zum Abschuss frei. Saleh erhielt daraufhin Luftunterstützung von
seinen einstigen saudischen Gegnern, die hofften, mit dieser neuen
Kriegsrunde den Einfluss des Iran einzudämmen, der die Huthis unterstützt.
## Rachefeldzug möglich
Die Saudis haben hoch gepokert, indem sie Saleh zum Bruch mit den Huthis
angestiftet und ihm militärische Unterstützung zugesagt hatten. Nun haben
sie verloren. Es ist noch unklar, wie sich das auf den Krieg auswirken
wird.
Wenn die Huthis in Sanaa triumphieren, hätte dies sicher einen Rachefeldzug
gegen alle zur Folge, die sich mit Saleh solidarisiert hatten. Möglich ist
aber auch, dass die saudische Seite nun den Krieg eskaliert und zusammen
mit ihren jemenitischen Partnern doch noch versucht, eine militärische
Entscheidung in Sanaa herbeizuführen.
In jedem Fall stehen den Einwohnern Sanaas schwierige Zeiten bevor. Denn
schon in der Nacht vor dem Tod Salehs berichteten soziale Medien
übereinstimmend, dass die Nacht die schlimmste ihres Lebens war. Und das
will etwas bedeuten, denn die jemenitische Hauptstadt ist eine seit Jahren
vom Krieg und dessen humanitären Folgen schwer geprüfte Stadt.
„Als jemand, der zuvor beides erlebt hat, Straßenkämpfe in Aden und
Luftangriffe in Sanaa, kann ich sagen, dass Straßenkämpfe für die
Zivilisten die schlimmeren sind. Aber beides gleichzeitig ist das
Allerschlimmste“, schrieb ein Bewohner Sanaas auf Twitter.
Erst hatten die Einwohner erlebt, wie vor über drei Jahren schiitische
Huthi-Rebellen aus dem Nordjemen ihre Stadt erobert hatten, nachdem der
jetzt getötete Saleh und sein Klan infolge des Arabischen Frühlings ihre
Macht nicht abgeben wollten.
Seit der Nachbar Saudi-Arabien vor zweieinhalb Jahren in den Krieg
eingetreten ist, wurde die Stadt regelmäßig von der saudischen Luftwaffe
bombardiert. Der Krieg im Jemen forderte bislang über 10.000 Tote und zwei
Million Vertriebene. 17 Millionen sind von Hunger und Krankheit bedroht.
4 Dec 2017
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Jemen
Huthi-Rebellen
Saudi-Arabien
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