Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krieg im Jemen: Bruch zwischen Saleh und den Huthis
> Ohne Ex-Präsident Saleh hätten die Huthi-Rebellen Jemens Hauptstadt Sanaa
> wohl nie erobert. Nun kämpfen seine Truppen plötzlich gegen die
> Aufständischen.
Bild: Auf einmal heißt der Feind wieder Saleh: Houthi-Kämpfer auf dem Tahrir-…
Sanaa dpa | Nach tagelangen Kämpfen zwischen ehemals Verbündeten zeichnet
sich eine mögliche Wende in Jemens verheerendem Bürgerkrieg ab.
Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh, dessen mächtige Truppen jahrelang an der
Seite der Huthi-Rebellen gekämpft hatten, zeigte sich am Wochenende offen
für Gespräche mit der Regierung und will „eine neue Seite“ in dem Konflikt
aufschlagen. Gleichzeitig kämpfen seine Anhänger bereits seit Mittwoch in
der Hauptstadt Sanaa gegen die Huthis.
„Ich rufe alle Brüder in den Nachbarstaaten und ihre Verbündeten auf, die
Aggressionen gegen den Jemen zu stoppen. Dann werden wir eine neue Seite
aufschlagen und positiv miteinander umgehen“, sagte Saleh am Samstag im
jemenitischen Fernsehen.
Saleh forderte die auf Seiten der Regierung kämpfende saudische Allianz
zudem dazu auf, die Blockade der Flughäfen und Häfen des Landes komplett zu
beenden und wieder Hilfslieferungen in das Land zu lassen. Dann könne auch
wieder „nachbarschaftlich“ miteinander gesprochen werden. Die Aussagen
wurden als Bruch zwischen Saleh und den Huthis interpretiert.
Der 75-Jährige Saleh, der den Jemen über drei Jahrzehnte bis zu seinem
Sturz 2012 regierte, war ein wichtiger Verbündeter der Rebellen. Weite
Teile der Armee sind dem schwerreichen ehemaligen Staatschef noch immer
treu ergeben. Ohne diese Kämpfer hätten die Aufständischen den Jemen 2014
nicht überrennen und sie von den Regierungstruppen von Präsident Abed Rabbo
Mansur Hadi erobern können. Noch immer kontrollieren sie weite Teile des
Nordens und Sanaa. Hadi musste ins Exil nach Riad flüchten.
## Von Beginn an ein Zweckbündnis
Rebellenführer Abdel-Malek al-Houthi verlangte ein Ende der Kämpfe in Sanaa
und forderte Saleh auf, „reifer“ zu sein als seine Truppen. Dessen Aussagen
seien ein „Verrat“. Die Koalition von Huthis und Saleh war von Anfang an
als Zweckbündnis gesehen worden. Als dieser noch Präsident war, führte
Saleh mehrere Feldzüge gegen die Gruppe, deren Siedlungsgebiet im Norden
des Landes liegt. Die saudische Militärkoalition begrüßte das
Gesprächsangebot Salehs hingegen.
Im bitterarmen Jemen kämpften die Huthi-Rebellen mit Saleh zusammen auf der
einen Seite gegen die Regierung und ein saudi-arabisch geführtes Bündnis
auf der anderen Seite. Seit 2015 bombardieren Saudi-Arabien und seine
Verbündeten Stellungen der Huthis aus der Luft. Riad beschuldigt die
schiitischen Aufständischen, von seinem Erzfeind Iran unterstützt zu
werden. Mit ihren Angriffen trug das Bündnis dazu bei, dass im Jemen eine
der schwersten humanitären Krisen der Gegenwart ausbrach.
## Angst vor einem Krieg im Krieg
Jemen-Experte Adam Baron vom Europäischen Rat für Auswärtige Beziehungen
(ECFR) sieht in den Ereignissen einen „Wendepunkt“ in dem langjährigen
Krieg. Dabei sei es jedoch noch unklar, wohin der Schritt Salehs führen
könnte. Möglicherweise in Richtung eines neuen Friedens-Abkommens.
„Aber gleichzeitig gibt es das Potenzial, dass wir eine neue Situation
haben, in dem es zu einem neuen Bürgerkrieg inmitten des jemenitischen
Bürgerkrieges kommt“, sagte Baron.
Die Kämpfe zwischen Anhängern Salehs und den Huthis eskalierten am
Wochenende. Zahlreiche Menschen sollen verletzt und getötet worden sein.
Der saudische Fernsehsender Al-Arabia berichtete von mehr als 80 Toten.
Einwohner berichteten, die Kämpfe seien in einigen Stadtteilen auch am
Samstag fortgesetzt worden. Salehs Partei teilte mit, sie habe die
Kontrolle über mehrere Bezirke übernommen. Auf Fotos und Videos, die in
sozialen Netzwerken geteilt wurden, ist zu sehen, wie Anhänger des
Ex-Präsidenten Plakate der Huthis in den Straßen Sanaas von Straßenlaternen
herunterrissen.
Derweil wiesen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) die Behauptung der
Huthi-Rebellen zurück, einen Marschflugkörper als Vergeltung in Richtung
eines Kernreaktors in Abu Dhabi geschossen zu haben. Die VAE kämpfen als
Teil der Militärkoalition gegen die Huthis. Emiratische Medien berichteten,
es gebe keine Anzeichen für einen entsprechenden Angriff.
3 Dec 2017
## TAGS
Jemen
Huthi-Rebellen
Ali Abdullah Saleh
Jemen Bürgerkrieg
Jemen
Ali Abdullah Saleh
Jemen
Saudi-Arabien
Jemen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Globetrotter: „Alles könnte sehr viel einfacher sein“
Im Jemen ist seit 2014 Bürgerkrieg. Das Land wird von der Cholera
heimgesucht und JemenitInnen dürfen weder in die USA noch in Marokko
einreisen.
Rakete von jemenitischen Huthi-Rebellen: Im Anflug auf Riad abgefangen
Nach Angaben örtlicher Medien wurde eine Rakete von Huthi-Rebellen aus
Jemen abgefeuert. Sie wurde vom saudischen Militär in der Luft zerstört.
Kommentar Krieg im Jemen: Tod des Schlangentänzers
Mit dem Tod des früheren Diktators Saleh sind die Fronten übersichtlicher
geworden. An der Brutalität im Krieg ändert das aber nichts.
Bürgerkrieg im Jemen: Jemens Ex-Präsident Saleh ist tot
Bis zu seinem Sturz 2012 regierte Ali Abdullah Saleh den Jemen. Jetzt wurde
er Opfer der Huthi-Rebellen, seiner früheren Verbündeten.
Blockade im Jemen: Saudi-Arabien will Häfen öffnen
Zunächst sollen die Häfen unter der Kontrolle der jemenitischen Regierung
wieder geöffnet werden. Dem Land droht durch die Blockade eine
Hungerkatastrophe.
Kommentar Krise im Jemen: Kurz vor der Katastrophe
900.000 Menschen sind von Cholera betroffen. Saudi-Arabien bombardiert das
Land fast täglich und die EU liefert die Waffen dazu.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.