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# taz.de -- Der Berliner Wochenendkommentar I: Visionen trotz Desaster
> Hotels, Kongresssäle und Büros, ja ein ganzes neues Viertel: Die Pläne
> des Senats für eine Airport City am BER sind riskant – und
> stadtfeindlich.
Bild: Der BER: immer noch nicht offen – aber der Senat plant schon mal die ro…
Es gehört eine Menge Chuzpe dazu, was Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup
am Dienstag auf einem PR-Termin vor Ort so von sich gab: Was alle wissen
wollten, wann der Pannen-Airport offiziell eröffnet, dazu sagte er nichts.
Auch schwieg er sich aus über die neue Mängelliste, die der TÜV-Rheinland
und die oberste Brandenburger Bauaufsicht aufgemacht hatten.
Stellen diese doch fest, dass weiterhin „gravierende Defizite“ bei den
technischen Systemen, vor allem bei den Entrauchung- und Sprinkleranlagen,
bestünden. Die „Betriebssicherheit“ sei „nicht gegeben“, heißt es –…
Desaster, das Lütke Daldrup anscheinend wenig interessierte. Stattdessen:
Am BER soll jetzt erst recht geklotzt und nicht gekleckert werden.
„Masterplan BER 2040“ heißt das Zauberwort. Danach ist vorgesehen, den
Airport peu à peu von 22 auf 50 Millionen Passagiere pro Jahr auszubauen.
Ein Terminal 2 soll gebaut werden samt einem Satellitenterminal gleich
hinterher für zukünftig 121 anstelle von jetzt 70 Gates. Und eine ganze
Airport City mit Hotels, Kongresssälen und Büros ist geplant – für 60.000
Arbeitsplätze. „Der Masterplan ist unsere Vision“, klotzte Lütke Daldrup.
Lassen wir einmal außen vor, ob der Masterplan als Manöver zur Ablenkung
von Tegel und allen anderen BER-Abgründen gemeint sein dürfte.
Interessieren soll hier auch nicht, ob 2020, 2025 oder gar nicht geflogen
werden kann.
## Wirtschaftliche Turbulenzen
Fragen lassen muss sich der Flughafenchef aber, ob seine Wachstumsfantasien
wirklich so visionär sind, wie er meint. Denn die zivile Luftfahrt ist
wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen ausgesetzt. Sie ist vor
Abstürzen auf dem Markt nicht gefeit, wie jüngst die Insolvenz von Air
Berlin drastisch veranschaulicht hat. Eine ganze Fluglinie ist weg. Die
Pleite hat Tausende die Arbeitsplätze gekostet, die Preise auf Kurzstrecken
sind seither um 25 Prozent explodiert.
Nicht visionär ist ebenso, mit solcherlei Dynamikgerede die Umwelt aus den
Augen zu verlieren. Haben wir nicht CO2-Fußabdrücke genug, müssen die Jets
noch mehr Emissionen in die Erdatmosphäre pusten?
Schließlich bringen Airport Citys heute keinen wirklichen Gewinn mehr für
Städte – zumal wenn sie wie der BER in einem anderen Bundesland liegen. Sie
sind wie die Auswüchse der „verkehrsgerechten Stadt“ der 1960er Jahre
stadtfeindlich. Solche Flughafengettos sind autistische, autonome Inseln
für vagabundierende Nutzer einer urbanitätsfernen Klasse – die höchstens,
das sieht man etwa in Frankfurt am Main, Städte gentrifiziert und nicht
belebt.
25 Nov 2017
## AUTOREN
Rolf Lautenschläger
## TAGS
Air Berlin
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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Michael Müller
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