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# taz.de -- Waldrodung in Paraguay: Abholzen per Dekret
> Präsident Cartes ließ kürzlich auf seinem Landgut zwei Millionen Bäume
> fällen. Die Erlaubnis hat er sich selbst erteilt. Experten sind
> alarmiert.
Bild: Präsident Horacio Cartes ließ zwei Millionen Bäume roden. Der Senat sa…
Buenos Aires taz | In Paraguay werden die Wälder abgeholzt. Oberster
Abholzer ist Staatspräsident Horacio Cartes. In den vergangenen Wochen ließ
er rund 2 Millionen Bäume auf seinem Landgut San Francisco im Waldgebiet
Chaco roden. Satellitenbilder bestätigen den Kahlschlag auf einer Fläche
von 2.000 Hektar. Die Erlaubnis dafür hatte sich der Präsident per Dekret
erteilt. Offensichtlich will Cartes vor dem Ende seiner Amtszeit im
kommenden Jahr noch vollendete Tatsachen schaffen.
Nach Paraguays Waldschutzgesetz von 1973 muss jeder Landbesitzer auf seinen
Ländereien von mehr als 20 Hektar in bewaldeten Gebieten mindestens 25
Prozent des vorhandenen Waldes stehen lassen. Im September hatte Präsident
Cartes die Grenze per Dekret auf 6 Prozent gesenkt. Bedingung: Die gerodete
Fläche muss zur Agrarproduktion und Rinderzucht genutzt werden. Es geht
nicht nur um Soja und Baumwolle, sondern auch um schnell wachsende
Eukalyptusbäume.
Mit dem Dekret hat sich Cartes und den Rinderbaronen einen Freibrief für
das Abholzen des Chaco ausgestellt, einer Region, die sich weit über
Paraguay hinaus über Bolivien und Argentinien erstreckt. Auf den
amerikanischen Kontinenten liegt Paraguay seit 1990 auf Platz eins in
Sachen Abholzung. Jährlich verschwinden allein in Paraguay mehr als 252.000
Hektar Wald, eine Fläche so groß wie das Saarland.
## Der Senat hat das Dekret als illegal bezeichnet
Der Umweltorganisation Guyra Paraguay zufolge gehen die Abholzungen gerade
im Chaco weit schneller voran als im Amazonasgebiet. Am Freitag zogen
Tausende UmweltschützerInnen mit einer Fahrzeugkarawane durch die
Hauptstadt Asunción und drehten dabei auch eine Runde um die Residenz des
Präsidenten. Gegenwind bläst dem Präsidenten auch aus dem Senat entgegen.
Der hatte das Dekret als illegal bezeichnet und Cartes zur Rücknahme
aufgefordert. Ein Gesetz könne nur durch ein anderes Gesetz, nicht aber
durch ein Dekret geändert werden, so die Mehrheitsmeinung im Senat. Der
Umweltrechtler und Anwalt José Méndez hat inzwischen eine Verfassungsklage
gegen das Dekret eingereicht.
„Ein waldiges Ökosystem gegen beispielsweise Eukalyptus auszutauschen, was
auch nur den Zweck erfüllt zu wachsen, damit es geschlagen werden kann,
gefährdet die Umwelt nachhaltig,“ warnt der Umweltverband WWF. Neben
Überschwemmungen und Erosion könnte es auch zu Klimaänderungen kommen.
„Obwohl das Waldschutzgesetz in Paraguay existiert und 5.000 Anzeigen wegen
Verstößen dagegen registriert wurden, kam es kaum zu einer Verurteilung.
Die Gesetzlosigkeit grassiert bei der Abholzung weiterhin“, so Óscar Rodas
von WWF Paraguay.
Die britische Umweltorganisation Earthsight hatte im Juli in einer Studie
Paraguays Rinderwirtschaft als die stärkste treibende Kraft für die
Abholzungen benannt, zugleich aber auch die Herstellung von Holzkohle
kritisiert. Diese „trägt dazu bei, die Vorabkosten der Waldrodung für die
Rinderzucht abzudecken“. Gerade das langsam wachsende Hartholz der
Quebracho-Bäume sei wegen seiner heißen und raucharmen Verbrennung bei
Grillfreunden beliebt. Nahezu die gesamte Holzkohle werde exportiert.
26 Nov 2017
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Paraguay
Rodung
Waldsterben
Wald
Schwerpunkt Hambacher Forst
Polen
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