Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Konflikt in Nahost: Hariri in Saudi-Arabien festgehalten
> Der libanesische Ex-Ministerpräsident steht angeblich unter Hausarrest,
> Riad dementiert. Frankreichs Präsident Macron ist nach Saudi-Arabien
> gereist, um zu vermitteln.
Bild: Hariri am 9. Oktober in Beirut
Beirut rtr/dpa | Der zurückgetretene libanesische Ministerpräsident Saad
Hariri wird Regierungskreisen zufolge von Saudi-Arabien festgehalten. Das
sagten zwei hochrangige Regierungsvertreter am Donnerstag der
Nachrichtenagentur Reuters. Zudem erklärte ein Hariri nahestehender
Politiker, Saudi-Arabien habe ihn zum Rücktritt gezwungen und unter
Hausarrest gestellt. Ein vierter Insider erklärte, die Regierung in Riad
kontrolliere und beschränke seine Bewegungen.
Der Ministerpräsident hatte am Samstag von Saudi-Arabien aus seinen
Rücktritt erklärt und damit selbst bei eigenen Mitarbeitern Entsetzen
ausgelöst. Mit dem Schritt geriet der Libanon noch stärker in den
Machtkampf zwischen dem Königreich und dem Erzrivalen Iran.
Bereits kurz danach gab es Spekulationen, wonach der lange mit den Saudis
verbündete Hariri zum Rückzug gezwungen worden sein könnte. In seiner
Rücktrittsrede verurteilte der Politiker den Iran und die verbündete
Hisbollah, die Teil seiner eigenen Einheitsregierung gewesen ist. Er
fürchte um sein Leben, sagte Hariri zudem.
Saudi-Arabien hat Berichte zurückgewiesen, wonach der Politiker unter
Hausarrest steht. Er selbst hat allerdings keine derartigen Erklärungen
abgegeben und auch nicht dementiert, dass seine Bewegungsfreiheit
eingeschränkt ist.
## Frankreich vermittelt
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich bei seinem Besuch in
Saudi-Arabien angesichts der angespannten Lage in der Golf-Region für eine
friedliche Lösung eingesetzt. Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin
Salman empfing Macron am Donnerstagabend in Riad, wie ein [1][von Macron
verbreitetes Video im Kurznachrichtendienst Twitter] zeigte. Macron schrieb
dazu, der Dialog mit seinen Gesprächspartnern diene dazu, einen dauerhaften
Frieden zu schaffen.
Hintergrund sind die Spannungen zwischen dem sunnitischen Königshaus von
Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Beide rivalisieren um die
Vorherrschaft im Nahen Osten. Im Bürgerkrieg im Jemen unterstützen beide
unterschiedliche Lager. Saudi-Arabien hat offen in den Konflikt
eingegriffen. Aber auch bei den Konflikten in Syrien, im Libanon oder dem
Irak stehen sich Saudi-Arabien und der Iran als Feinde gegenüber.
Die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtete, bei dem Treffen
sei es um die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten und die Bemühungen um
Sicherheit und Stabilität in der Region gegangen, darunter auch die
gemeinsame Abstimmung im Kampf gegen den Terror. Macron habe auch den
[2][Abschuss einer Rakete auf Saudi-Arabien] durch die pro-iranischen
Huthi-Rebellen im Jemen vom Samstag verurteilt. Er habe betont, dass
Frankreich mit dem Königreich solidarisch sei.
## Beispiellose Verhaftungswelle
Der französische Präsident hatte vor seinem Besuch in Riad angekündigt,
dass er über den Iran, Jemen und den Libanon sprechen werde. Er habe „sehr
harte Positionen insbesondere über den Iran gehört, die (…) nicht konform
sind mit dem, was ich denke“. Macron betonte, er werde auch darlegen, „wie
entscheidend die Stabilität des Libanons in meinen Augen ist“.
Saudi-Arabien hatte seine Bürger nach dem in Riad verkündeten Rücktritt des
libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri aufgerufen, das
Mittelmeer-Land zu verlassen.
Der französische Präsident sagte mit Blick auf den kurzfristig anberaumten
Besuch zudem, es sei wichtig, eine „strukturierte Diskussion“ zu haben,
„damit ich die vom Kronprinzen auf nationaler Ebene getroffenen
Entscheidungen besser verstehe“. In Saudi-Arabien hatte es zuletzt eine
beispiellose Verhaftungswelle gegeben, bei der mehr als 200 Menschen wegen
Korruptionsvorwürfen festgesetzt wurden. Beobachter sehen dahinter unter
anderem einen Versuch des einflussreichen Kronprinzen Mohammed bin Salman,
seine Macht zu festigen.
10 Nov 2017
## LINKS
[1] https://twitter.com/EmmanuelMacron/status/928652638694068224
[2] /Jemen-droht-Hungerkatastrophe/!5459021
## TAGS
Saad Hariri
Saudi-Arabien
Libanon
Schwerpunkt Iran
Mohammed bin Salman
Jemen
Lesestück Meinung und Analyse
Mohammed bin Salman
Saad Hariri
Libanon
Jemen
Jemen
Saudi-Arabien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte Saudi-Arabiens Kronprinz: Game of Thrones
Kronprinz Mohammed bin Salman macht sich zum Alleinherrscher des Landes.
Das Tempo, mit dem er die Konkurrenz kaltstellt, ist hochriskant.
Kommentar Eskalation im Libanon: Jede Erschütterung ist gefährlich
Der Libanon ist Zufluchtsort für syrische Flüchtlinge. Doch der Frieden
dort ist fragil. Wenn ihn die Saudis aufs Spiel setzen, betrifft das auch
Europa.
Regierungskrise im Libanon: Erste Zeichen der Entspannung
Vor einer Woche trat Ex-Ministerpräsident Saad Hariri zurück. Nun hält er
sich die Option offen, auf seinen Posten zurückzukehren.
Rivalität zwischen Saudi-Arabien und Iran: Neue Front im Libanon
Libanons Premier Hariri ist verschwunden. Steckt Saudi-Arabiens Konflikt
mit dem Iran dahinter? Der Skandal hat enormes Eskalationspotenzial.
Kommentar Krise im Jemen: Kurz vor der Katastrophe
900.000 Menschen sind von Cholera betroffen. Saudi-Arabien bombardiert das
Land fast täglich und die EU liefert die Waffen dazu.
Jemen droht Hungerkatastrophe: Ein ganzes Land als Geisel genommen
Saudi-Arabien hat gegen den Jemen eine Blockade verhängt. Flughafen,
Grenzen und Häfen sind dicht. Und das hat fatale Folgen.
Reaktionen auf saudische Festnahmen: Trump begrüßt Vorgehen
Nach der Festnahmewelle in Saudi-Arabien hat sich US-Präsident Donald Trump
demonstrativ hinter das Königshaus gestellt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.