# taz.de -- Kommentar zu Shopping an Heiligabend: Antikapitalistisches Knüppel… | |
> Berlins Arbeitssenatorin appelliert an die Geschäfte, am 24. Dezember die | |
> Läden geschlossen zu halten. Doch zu viel Ruhe tut Berlin nicht gut. | |
Bild: Noch ein bisschen Stress vor dem Fest? Dann einfach am 24. Einkaufen gehen | |
Bitte, das weiß man doch: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe | |
nicht auf morgen! Und wer sich immer brav an diese umsichtige | |
Eichhörnchenparole hält, wird auch keine Probleme haben. Aber nicht alle | |
sind eben so diszipliniert, sie wollen das auch gar nicht sein, sondern | |
sehnen sich im Gegensatz nach dem Thrill, den der letzte Drücker bereit | |
hält. Etwas Aufregung im Leben. Außerdem vergisst man ja so einiges, zum | |
Beispiel, dass man doch ein paar leckere Nüsse zum Fest auf den Tisch | |
stellen wollte. | |
Es geht also um Heiligabend, den Hochtag aller, die alles – die Geschenke – | |
am liebsten kurz vor knapp erledigen und nebenbei auch noch die vergessenen | |
Nüsse einpacken lassen in den Geschäften an einem handelsüblichen | |
Heiligabend. | |
Wobei Heiligabend auch in diesem Jahr wie üblich am 24. Dezember im | |
Kalender steht. Nur dass der 24. Dezember diesmal auf einen Sonntag fällt. | |
Was die aparte Situation ergibt, dass an dem Tag die Geschäfte – trotz | |
Sonntag – offen haben dürfen, das Gesetz will das in Berlin so. An | |
Heiligabend darf vormittags geöffnet werden, um Lebensmittel oder auch den | |
Last-Minute-Weihnachtsbaum an die Kunden zu bringen. | |
Was man aber darf, muss man ja nicht gleich machen. Die Arbeitssenatorin | |
Elke Breitenbach (Linke) appelliert so an die Supermärkte, in diesem Jahr | |
am 24. Dezember mal die Türen geschlossen zu halten. Um auch den | |
Mitarbeitern ein wenig Ruhe zu gönnen zum Fest. | |
Die Ruhe ist natürlich ein Argument. Man könnte sie sogar als | |
antikapitalistisches Knüppelchen betrachten, das wenigstens für einen Tag | |
zwischen den Gang der Geschäfte geworfen wird. Einerseits. Andererseits ist | |
aber vielleicht schon zu viel andächtige Ruhe im Spiel, die man an diesem | |
Tag auch als einen Punktsieg für die christlichen Religionsgemeinschaften | |
werten mag. Ob Berlin aber nun wirklich so eine Ruhe braucht? | |
Ein Schelm allerdings, der sich dem einfach mit einem Last-Minute-Flug zu | |
einem stillen Plätzchen entziehen will. | |
10 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Thomas Mauch | |
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