# taz.de -- Vorstoß von SPD-Fraktionschef Saleh: Synagogen wieder aufbauen | |
> Raed Saleh fordert, die von den Nazis abgefackelte Synagoge am | |
> Fraenkelufer in Kreuzberg wieder aufzubauen – möglichst originalgetreu. | |
Bild: Ihnen gefällts hier offenbar: Der Regierende und Raed Saleh (r.) in der … | |
Die Zeiten sind günstig für Bauprojekte, das weiß Raed Saleh. „Wer’s hat, | |
der hat’s“, sagt der SPD-Fraktionschef und meint damit, dass gerade | |
genügend Geld vorhanden sei, um symbolträchtige Projekte zu realisieren. | |
Zum Beispiel um vor Langem gesprengte Schlösser wieder aufzubauen, auch | |
wenn deren Nutzen reichlich unklar ist, wie derzeit in Berlins Mitte. Oder | |
Kirchen, auch wenn deren Bedeutung und Geschichte höchst umstritten ist, | |
wie bei der Garnisonkirche in Potsdam. | |
Etwas fehle allerdings, moniert Saleh: bisher sei in Deutschland noch keine | |
von den Nazis zerstörte Synagoge wieder originalgetreu rekonstruiert | |
worden. Für ein solches „Zeichen des Wiederaufbau jüdischen Lebens“ sei es | |
höchste Zeit, so Saleh am Donnerstag, dem 79. Jahrestag der | |
Reichsprogromnacht. Rund 50.000 Menschen jüdischen Glaubens leben nach | |
Angaben der Jüdischen Gemeinde inzwischen wieder in Berlin. Darunter sind | |
auch viele junge Israelis. | |
Saleh, gläubiger Moslem, weiß auch schon, welche Synagoge er gerne wieder | |
aufbauen würde: jene am Fraenkelufer in Kreuzberg. „In die habe ich mich | |
geradezu verliebt“, gibt der SPD-Politiker zu. Von dem ursprünglichen | |
stattlichen Gebäudekomplex steht heute nur noch ein Seitenflügel. Die | |
Synagoge selbst war 1938 von den Nazis in Brand gesteckt worden. | |
## Mehr als nur ein Gotteshaus | |
Doch der Platz reiche längst nicht mehr aus, berichtet Mike Delberg von der | |
Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Denn in den letzten fünf Jahren habe sich | |
dort, am Übergang zwischen Kreuzberg und Nord-Neukölln, ein lebendiges | |
Gemeindeleben entwickelt. Viele jüdische Familien seien dorthin gezogen. | |
Deswegen solle eine wiederaufgebaute Synagoge auch mehr sein als nur ein | |
Gotteshaus, betont Saleh: Eine Kita, offen für alle Religionen, könnte dort | |
untergebracht werden, früher habe es dort auch eine Suppenküche für | |
Bedürftige gegeben. | |
Und noch einen Nutzen sieht Saleh: Der Antisemitismus, der in dieser Gegend | |
der Stadt bei Menschen mit Migrationshintergrund „nicht zu knapp“ vorhanden | |
sei, beruhe auf Unkenntnis und Vorurteilen. Ein Dialog, ausgehend von dem | |
neuen Haus, könnte dem entgegenwirken. | |
So weit, so nachvollziehbar. Konkreter wird Saleh am Donnerstag allerdings | |
nicht. Als mögliche Kosten nennt er eine Zahl von 28 Millionen Euro, ohne | |
dass es dafür eine nachvollziehbare Grundlage gibt. Immerhin seien die | |
benötigten Grundstücke unbebaut und in Landesbesitz. Das Geld aufbringen | |
könnten Stiftungen und Spenderinnen. Er habe viele Gespräche geführt, sagt | |
der Fraktionschef. Ob das reicht, die Idee wie von Saleh gewünscht „in | |
einigen Jahren oder auch schon früher“ zu realisieren? | |
9 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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