| # taz.de -- Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping: Maos mächtiger Nachfolger | |
| > Xi Jinping wurde für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Seit dem | |
| > „Großen Vorsitzenden“ gab es keinen Politiker mit größerer politischer | |
| > und ideologischer Macht. | |
| Bild: 25. Oktober: Xi Jinping wird in der Halle des Volkes im Amt bestätigt | |
| Peking dpa/rtr | In China hat die Kommunistische Partei ihr Machtzentrum | |
| neu bestimmt. Von den sieben Sitzen im Ständigen Ausschuss des Politbüros | |
| wurden fünf neu besetzt, da ihre Vorgänger in den Ruhestand gehen. | |
| Lediglich Präsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang behielten | |
| ihre Ämter. | |
| Xi Jinping wird mit einer ungewöhnlich großen Machtfülle in seine zweite | |
| Amtszeit gehen. Das neue Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas | |
| bestätigte den 64-Jährigen am Dienstag (MEZ) auf seinem ersten Plenum in | |
| Peking erwartungsgemäß für weitere fünf Jahre im Amt des Generalsekretärs. | |
| Anschließend stellte Xi Jinping seine neue Führungsmannschaft vor. Unter | |
| den fünf neuen Mitgliedern des mächtigen Ständigen Ausschusses des | |
| Politbüros ist allerdings kein potenzieller Nachfolger zu finden. Die | |
| Männer seiner Wahl sind alle zu alt, um ihn nach 2022 zu beerben. | |
| Mit dem Personalwechsel und der Verankerung seiner ideologischen Leitlinien | |
| in der Parteiverfassung ist der „starke Mann Chinas“ auf dem Höhepunkt | |
| seiner Macht. Seit dem Staatsgründer und „großen Steuermann“ Mao Tsetung | |
| hatte kein chinesischer Führer eine vergleichbar starke politische und | |
| ideologische Stellung. | |
| ## Spekulationen um dritte Amtszeit | |
| Indem Xi Jinjing keine Nachfolgeregelung erkennen lässt, facht der heute | |
| 64-Jährige die Spekulationen neu an, dass er in fünf Jahren möglicherweise | |
| eine dritte Amtszeit anstreben könnte. Als Parteichef und | |
| Oberkommandierender der Streitkräfte wäre das möglich, aber nicht als | |
| Präsident. Der Posten ist aber ohnehin eher zeremoniell. | |
| Neben Xi Jinping und Premier Li Keqiang (62) rückten fünf neue Mitglieder | |
| in den Ständigen Ausschuss auf. Die Reihenfolge ihres Auftritts lässt | |
| Rückschlüsse auf ihren Rang zu. Als erster trat Li Zhanshu (67) auf, Chef | |
| des Generalbüros des Zentralkomitees und enger Vertrauter des Parteichefs. | |
| Ihm folgten der wirtschaftlich erfahrene Vizepremier Wang Yang (62), der | |
| Chefideologe Wang Huning (62), Organisationschef Zhao Leji (60), der neuer | |
| Korruptionsbekämpfer wird, sowie Shanghais Parteichef Han Zheng (63). | |
| Mit dem neuen engsten Führungszirkel setzt sich Xi Jinping über die | |
| Parteitradition seit dem Reformarchitekten Deng Xiaoping hinweg. Bisher war | |
| auf dem Parteitag nach der ersten Amtszeit immer ein potenzieller | |
| Nachfolger in Position gebracht worden, um einen reibungslosen | |
| Machttransfer fünf Jahre später zu ermöglichen. | |
| ## „Anhaltendes und gesundes Wachstum“ | |
| In einer Rede vor Journalisten sagte Xi Jinping, seine neue Führung wolle | |
| mit anderen Länder kooperieren und die zweitgrößte Volkswirtschaft | |
| voranbringen. „Wir werden uns um anhaltendes und gesundes Wachstum bemühen, | |
| das dem Volk in China und der ganzen Welt nutzt“, sagte der Parteichef. | |
| Die heute 89 Millionen Parteimitglieder und die 1,3 Milliarden Menschen in | |
| China wüssten, „das Frieden wertvoll ist und Entwicklung geschätzt werden | |
| muss“. „Die Kommunistische Partei Chinas ist die größte Partei der Welt. | |
| Wir müssen uns entsprechend unserem Status benehmen“, sagte Xi Jinping. | |
| Der nur alle fünf Jahre stattfindende Parteikongress hatte „Xi Jinpings | |
| Gedankengut für die neue Ära des Sozialismus chinesischer Prägung“ am | |
| Vortag zum Abschluss seiner einwöchigen Sitzung als „Aktionsplan“ in die | |
| Parteistatuten aufgenommen. Die Delegierten erhoben ihn damit als Vordenker | |
| auf eine Stufe mit Mao Tsetung. | |
| ## Rückkehr zum stärkeren Staat | |
| Der Parteichef verfolgt den „chinesischen Traum“ des „großen | |
| Wiederaufstieg“ eines wirtschaftlich und militärisch starken Chinas in der | |
| Welt. Er verabschiedete sich vom bisherigen „kollektiven Führungsstil“, | |
| zentralisierte alle Macht in seinen Händen und verlangt Gehorsam und | |
| Disziplin. | |
| Der Parteikongress verankerte auch den absoluten Führungsanspruch der | |
| Partei „über alle Vorhaben in jedem Teil des Landes“. Nach drei Jahrzehnten | |
| marktwirtschaftlicher Reformen lassen Xi Jinpings Leitideen auch eine | |
| Rückkehr zu einer stärkeren Rolle des Staates in der Steuerung der | |
| Wirtschaft erwarten. | |
| Seit seinem Amtsantritt 2012 hatte Xi Jinping immer wieder neue Spielregeln | |
| aufgestellt. Über Führungsgruppen hat der Parteichef wichtige | |
| Regierungsaufgaben an sich gezogen und damit eine bis dahin beispiellose | |
| Machtfülle angehäuft. Seine Kampf gegen Korruption, der im Volk sehr | |
| populär ist, richtet sich nicht nur gegen bestechliche Funktionäre, sondern | |
| dient ihm auch dazu, politische Rivalen auszuschalten und seine | |
| Machtposition auszubauen. | |
| 25 Oct 2017 | |
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