# taz.de -- Kommentar Machtkampf in Saudi-Arabien: Gefährliches Spiel | |
> Rüstet sich der Kronprinz gegen den Erzrivalen Iran? Die Flucht des | |
> libanesischen Ministerpräsidenten Hariri nach Saudi-Arabien spricht | |
> dafür. | |
Bild: Sitzt lächelnd auf einem Pulverfass: Prinz Mohammed bin Salman | |
Mindestens elf Prinzen und zahlreiche ehemalige Minister wurden in | |
Saudi-Arabien unter dem Verdacht der Korruption festgenommen. Für manche | |
ein Indiz für wachsende Spannungen und Konflikte an der Spitze des | |
Königreichs und einen Machtkampf um die Nachfolge König Salmans. | |
Hinter den Festnahmen steht offenbar Kronprinz Mohammed bin Salman, der | |
sich in letzter Zeit immer wieder als [1][Reformer] zu profilieren | |
versucht. Zugleich befehligt er auch den saudischen Krieg im Jemen und | |
zeichnet damit sicher nicht das Bild eines sich öffnenden und | |
liberalisierenden Saudi-Arabien. Hinter der Politik des Kronprinzen könnte | |
in erster Linie der Versuch stehen, die Front gegen den erklärten | |
Erzrivalen Iran zu einen und zu stärken. Im Jemen, zu Hause und im Libanon. | |
Der Kronprinz, der erst vor wenigen Monaten von seinem Vater Salman zum | |
Thronfolger ernannt wurde, gilt als treibende Kraft hinter den | |
Personalentscheidungen in der Monarchie. | |
Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die Vorgänge im Libanon, wo | |
Ministerpräsident [2][Saad Hariri] am Samstag zurücktrat. Auf dem Flug nach | |
Saudi-Arabien gab er an, sein Amt aus Angst um sein Leben aufzugeben. | |
Der heute 47-jährige libanesische Politiker musste im Februar 2005 | |
miterleben, wie sein Vater Rafik Opfer eines der heftigsten Bombenanschläge | |
wurde, die Beirut bis dahin erlebt hatte. Der Ermordete war kurz zuvor im | |
Protest gegen die syrische Einmischung im Libanon vom Amt des | |
Ministerpräsidenten zurückgetreten, und der Verdacht hält sich bis heute, | |
dass Damaskus und dessen libanesischer Verbündeter, die schiitische | |
Hisbollah, hinter dem Anschlag steckten: Sunnit Hariri hatte es in | |
Saudi-Arabien zum Multimillionär gebracht und in seiner libanesischen | |
Heimat zum Premier. | |
## Über Rolle und Ambitionen Irans aufklären | |
Letzteres war auch seinem Sohn Saad gelungen, mit dem Unterschied freilich, | |
dass dieser sich mit der Hisbollah arrangieren musste. Diese war inzwischen | |
von einer – besonders vom Iran – schwer bewaffneten Miliz zu einer | |
politischen Partei avanciert, ohne und gegen die im Libanon nichts | |
geschehen kann. | |
Die Hisbollah verhalf ihren Paten in Syrien und im Iran zu erneutem | |
Einfluss im Zedernstaat. So sehr, dass Saad Hariri nun seinen Rücktritt | |
bekannt gab. Er fürchte um sein Leben, weil die Hisbollah und der Iran ihn | |
beseitigen wollten, und er werde deswegen auch vorerst nicht in den Libanon | |
zurückkehren. Stattdessen werde er die arabischen Staaten über Rolle und | |
Ambitionen des Irans in der Region aufklären. | |
Es war gewiss kein Zufall, dass Hariri dies in Saudi-Arabien erklärte, dem | |
großen Unterstützer seines Clans. Er machte sich damit zu einem weiteren | |
Rädchen in der saudischen Propagandamaschinerie im Kampf um die | |
Vormachtstellung in der Region. | |
6 Nov 2017 | |
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## AUTOREN | |
Peter Philipp | |
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