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# taz.de -- Scientology in Irland: „Haltet Tom Cruise fern“
> Unter Protest wurde das neue Scientology-Zentrum in Dublin eröffnet.
> Experten glauben, die Sekte wolle ein europäisches Drehkreuz aufbauen.
Bild: Den Sitz von Scientology in Spanien beehrte Tom Cruise zur Eröffnung mit…
Dublin taz | Neulich im Süden Dublins: Die Polizei hat die Straße gesperrt
und hält rund hundert Demonstranten vom großen Eingangstor eines Geländes
im Stadtteil Firhouse fern. Eine Limousine mit englischem Kennzeichen fährt
vor: Der Passagier ist Scientology-Papst David Miscavige.
Er hat Mitte Oktober unter heftigem Protest die „Ideal Org“ in Firhouse
eröffnet, eine Art Mutterkirche mit einem Auditorium für 1.050 Menschen.
Seitdem ist der Protest nicht abgeebbt. Nun distanzierten sich zwei der
Eröffnungsrednerinnen: Neben Miscavige sprachen auch Nicola Keating vom
irischen Gesundheitsamt sowie Amina Moustafa Keogh von der Organisation
Sports Against Racism Ireland (Sari). Beide lobten das Anti-Drogen-Programm
von Scientology, distanzierten sich aber später von der Sekte, weil sie auf
deren Webseite plötzlich mit Foto als Unterstützer auftauchten. Ein
Sprecher von Sari sagte, die beiden Frauen seien „übertölpelt“ worden.
Die „Ideal Org“ in Firhouse soll allen Menschen offenstehen, sagte
Miscavige, doch am Eröffnungswochenende waren Menschen nicht willkommen.
Man hatte Angst vor den Demonstranten. Einer von ihnen war Bill Drummond
aus England, der sich als Pirat verkleidet hatte. Er sei 50 Jahre lang
Mitglied bei Scientology gewesen, sagte er, vor zweieinhalb Jahren habe er
die Sekte verlassen. „25 Familienangehörige von mir sind noch drinnen.“
Ein Anwohner hatte ein Plakat mitgebracht: „Haltet Tom Cruise von Firhouse
fern“, stand darauf in Anspielung auf das prominenteste Sektenmitglied.
Einige Demonstranten schworen, so lange gegen das Zentrum zu protestieren,
bis es dichtgemacht wird. Im benachbarten Pub haben einige angereiste
Scientologen bereits Hausverbot, weil sie dem Wirt vorwarfen, zu früher
Stunde Alkohol auszuschenken und Sportveranstaltungen im Fernsehen zu
zeigen.
## Am Dubliner Merrion Square gibt es bereits eine Filiale
Scientology hat das Gebäude für sechs Millionen Euro erworben. Voriges Jahr
hatte Scientology das erste „National Affairs Office“ außerhalb der USA am
Dubliner Merrion Square eröffnet, einer der besten Adressen der irischen
Hauptstadt. Dort hatte der Scientology-Gründer L. Ron Hubbard in den
fünfziger Jahren eine Zeit lang gewohnt. Es sei eine „säkulare Filiale“,
erklärte eine Mitarbeiterin. Man wolle niemanden konvertieren, sondern bei
sozialen Problemen wie Drogenabhängigkeit helfen.
Dublin soll offenbar zum europäischen Drehkreuz für die Organisation
ausgebaut werden. Rund 250 Scientologen aus aller Welt sind in den
vergangenen Wochen nach Irland gezogen, um das schicke neue Hauptquartier
zu betreiben. Warum aber ausgerechnet Irland – wo Scientology nur 87
eingetragenen Mitglieder hat?
Experten vermuten, dass es mit dem Druck auf die Organisation in den USA
zusammenhängt. Dort droht Scientology die Aberkennung des Kirchenstatus,
dann müssten sie Steuern zahlen. Um das zu vermeiden, will die zwielichtige
Sekte den Hauptsitz womöglich ins Steuerparadies Irland verlegen, wo sich
bereits Apple, Google und andere US-Unternehmen tummeln. Die Demonstranten
in Dublin-Firhouse müssen sich auf eine lange Protestkampagne gefasst
machen.
30 Oct 2017
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Scientology
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