# taz.de -- Streit um den Feldstraßenbunker: Danke, du bist gefeuert | |
> Die Architekturfirma mit der Idee für den Dachgarten auf dem Bunker in | |
> der Feldstraße wurde vom Eigentümer gefeuert. | |
Bild: Schöne neue Bunkerwelt. | |
HAMBURG taz | Gerade beschlossen, gibt es wieder Streit um den Dachgarten | |
auf dem Feldstraßenbunker. Diesmal gibt es einen internen Konflikt zwischen | |
der Architekturfirma Interpol und dem Eigentümer Thomas Matzen. Der will | |
nämlich nicht weiter mit den Architekten zusammenarbeiten und hat sie | |
kurzerhand gefeuert – just, nachdem der Bürgerschaft die Baugenehmigung | |
beschlossen hat. Interpol, das die Idee zur Begrünung hatte, will nun | |
klagen. | |
Der Bunker soll bis 2019 um fünf Stockwerke und 20 Meter vergrößert werden. | |
Darin sollen Sport- und Freizeithalle, 150 Hotelzimmer und ein öffentlicher | |
Park auf 7.600 Quadratmeter Platz finden. Besonders das grüne Dach hat bei | |
aller Kritik von Eventisierung und Geschichtsvergessenheit für öffentliche | |
Zustimmung gesorgt. | |
Die Kündigung der Architektur-Firma genau jetzt ist für Heike Sudmann | |
(Linke) kein Zufall: „Wenige Tage, nachdem der Haushaltsausschuss die | |
umstrittene Bunkeraufstockung beraten hat, kündigt Matzen. Das stinkt | |
gewaltig“. | |
Der Mäzen des Projekt verteidigt sich gegen Vorwürfe: Es sei bei so großen | |
Bauprojekten durchaus üblich, dass eine Firma den Entwurf macht und eine | |
andere sich um die Ausführung kümmert. Henry Otterbein, Geschäftsführer von | |
EHP, der Verwaltungsgesellschaft von Matzen Immobilien, sagt: „Die | |
Architekten haben unterschiedliche Spezialisierungen.“ | |
Interpol widerspricht vehement: „Wir haben die Idee und das | |
architektonische Konzept entwickelt und sind damit zu Thomas Matzen | |
gegangen“, sagt Mathias Müller-Using, Geschäftsführer von Interpol. 2013 | |
hat die Firma das Konzept gerade auch zur konkreten Umsetzung | |
vorgeschlagen. | |
Zudem bemängeln die Architekten, für längst fertige Arbeiten in der Höhe | |
von einstelligen Millionenbeträgen noch nicht bezahlt worden zu sein: „Wir | |
haben noch erhebliche offene Forderungen.“ | |
Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Investor mit der Kündigung Geld | |
sparen will, nachdem er nun die Baugenehmigung erhalten hat. Danach | |
gefragt, glaubt Müller-Using, dass dies durchaus denkbar sei. Zumal der | |
Investor weiter mit den von Interpol beauftragten Firmen arbeite. | |
Das Sparen werde aber Grenze haben. Müller-Using sagt: „Matzen kann das | |
Projekt nicht ohne eine Übertragung der Nutzungsrechte durch uns zu Ende | |
bringen.“ Er beruft sich auf Urheberrechte, die immer noch bei Interpol | |
lägen und droht mit einem Rechtsstreit: „Wir werden unsere Rechte einklagen | |
müssen.“ | |
Otterbein ist von Interpol s Reaktion überrascht, gibt sich aber ruhig | |
hinsichtlich eines Prozesses. Auch behauptet er, Interpol sei bereits | |
vollständig bezahlt worden. Es gebe auch kein Problem mit Urheberrechten, | |
da die geistige Schöpfung vollständig umgesetzt werde. Es gebe keinen | |
Zweifel, dass die Kündigung von Interpol die Fortführung des Projektes | |
nicht infrage stelle. | |
Gerade hat die Stadt den Erbbaurechtsvertrag mit Matzen bis ins Jahr 2116 | |
verlängert. Diese „internen Streitigkeiten“ sind der Stadt allerdings egal: | |
„Was intern passiert, tangiert uns nicht“, sagte die Pressesprecherin des | |
Bezirksamts Mitte. „Der Investor ist frei in der Wahl seiner | |
Projektpartner. Nutzungsrechte spielen im Erbbaurechtsvertrag keine Rolle“, | |
sagt der Sprecher der Finanzbehörde. | |
Die Linke, die das Projekt kritisiert hatte, fürchtet, dass es trotzdem zum | |
Ende geführt werde. Welche Auswirkung die Kündigung auf den | |
Erbbaurechtsvertrag und auf die Baugenehmigung hat, soll nun eine kleine | |
Anfrage aufklären. | |
26 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Adèle Cailleteau | |
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