# taz.de -- Berlin und die Aufklärung des Falls Amri: „Ich bin jetzt in der … | |
> Auszüge aus Ermittlungserkenntnissen des Bundesanwalts Thomas Beck im | |
> Fall Amri, vorgestellt am 3. Juli 2017 im Innenausschuss des Berliner | |
> Parlaments. | |
Bild: HTC Handy – natürlich nicht das von Anis Amri | |
Spätestens ab 10. November 2016 kommuniziert Amri mit einem sich im Ausland | |
aufhaltenden IS-Mitglied. Ab dem Entschluss zur Tat bis zur Ausführung hat | |
er einen Mentor, der über den Messengerdienst Telegram mit ihm in Kontakt | |
steht. Wir kennen diese Kommunikation nur sehr bruchstückhaft. | |
Ab Mitte November 2016 ändert sich sein Surfverhalten. Bis dahin hatte | |
Pornografisches den Internetverlauf seines HTC-Handys dominiert. Ab Anfang | |
Dezember 2016 ruft Amri fast nur noch islamistisch-dschihadistische Inhalte | |
auf. | |
Ab Ende November ist Amri wiederholt zu Fuß im Bereich Hardenbergstraße, | |
Budapester Straße, Breitscheidplatz unterwegs. Aller Wahrscheinlichkeit | |
nach klärt er bereits zu dieser Zeit sein späteres Anschlagsziel. Zudem ist | |
er nahezu täglich zwischen der Putlitzbrücke und dem Torfstraßensteg am | |
Friedrich-Krause-Ufer unterwegs [dort parkten die Lastwagen; Anm. d. Red.]. | |
Am Tattag: Von 19.16 bis 20.00 Uhr haben wir folgende | |
Telegram-Kommunikation mit dem IS-Mentor: Um 19.16 Uhr – also auf dem Weg | |
von der Fussilet-Moschee zum Friedrich-Krause-Ufer – schreibt Amri: „Bleib | |
in Kontakt mit mir!“ 19.17 Uhr die Antwort: „So Gott will.“ | |
Von 19.24 bis 19.32 Uhr bemächtigt sich Amri des Lastwagens und erschießt | |
den Fahrer. 19.33 Uhr schreibt Amri: „Bruder, alles hat Erfolg!“, und | |
versendet ein Bild aus der Fahrerkabine. Um 19.40 Uhr verschickt Amri die | |
Sprachnachricht: „Allah ist groß, Bruder, Allah ist groß.“– Um 19.41 Uhr | |
teilt er mit: „Bruder, alles ist in Ordnung, gepriesen sei Gott. Ich bin | |
jetzt in der Karre, verstehst du? Bete für mich, Bruder!“– 19.59 Uhr die | |
Antwort: „Gott sei Dank.“ – 20.00 Uhr, unmittelbar vor dem Anschlag, | |
versendet Amri die Sprachnachricht: „Mach für mich Bittgebete! Bitte, mein | |
Lieber, bete für mich!“ | |
Nach dem Anschlag verlässt er das Fahrzeug. Geldbörse mit einer | |
Duldungsbescheinigung auf den Namen Ahmed Almasri sowie das Mobiltelefon | |
HTC und ein Samsung-Klapphandy bleiben zurück. Die Geldbörse hinterlässt er | |
bewusst. Er will den IS in die Lage versetzen, sich zu der Tat zu bekennen | |
und Amri als Märtyrer zu loben, was dann am 23. Dezember tatsächlich | |
geschieht. | |
Dass die Handys zurückbleiben, belegt, dass Amri sich über alles Weitere | |
wohl keine Gedanken gemacht hat. Erst nachdem er realisiert hatte, dass er | |
die Tat überlebt hatte – wenn Nizza sein Vorbild war, konnte er damit nicht | |
rechnen –, begibt er sich mit der Tatwaffe zu seiner Wohnung, packt den | |
Rucksack, zieht andere Schuhe an, nimmt letzte Geldreserven und begibt sich | |
auf die Flucht. | |
11 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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