Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schiffsbauer in Italien und Frankreich: Ein Werften-Koloss entsteht
> Italien und Frankreich wollen den Verbund der Schiffsbauer Fincantieri
> und STX festmachen. Eine herbe Konkurrenz für die Deutschen.
Bild: Die Queen Elizabeth, gebaut vom italienischen Unternehmen Fincantieri
Rom taz | Im Schiffbausektor entsteht ein neuer europäischer Koloss. Auf
dem bilateralen Regierungsgipfel am Mittwoch wollen Italiens
Ministerpräsident Paolo Gentiloni und der französische Präsident Emmanuel
Macron offenbar den Weg für den Zusammenschluss zwischen der italienischen
Fincantieri und der STX France freimachen. Das Handelsblatt will aus
französischen Regierungskreisen erfahren haben, dass dabei nun eine erste
Einigung unterzeichnet werden soll. Auf dem umkämpften Schiffbaumarkt
dürfte der Verbund eine harte Konkurrenz für die deutsche Industrie
darstellen.
Monatelang hatte Frankreichs Regierung Vorbehalte gegen die Übernahme des
Mehrheitsanteils von STX durch den europäischen Marktführer Fincantieri
geltend gemacht. Das scheint nun überwunden. Die französische Werft, früher
im Besitz der Alstom, gehört seit 2007 mehrheitlich zu der südkoreanischen
Gruppe STX Offshore and Shipbuilding, während der französische Staat 33
Prozent der Anteile hielt.
Die Italiener hatten das 66-Prozent-Paket der Koreaner erworben, weil sich
das Mutterunternehmen in Schwierigkeiten befindet. Die französische Tochter
beschäftigt 2.500 Mitarbeiter, während weitere 4.500 in Subunternehmen
tätig sind. Für sie laufen die Geschäfte gut; jedenfalls sind die
Auftragsbücher bis zum Jahr 2026 gefüllt.
Doch Frankreichs Regierung hatte zunächst mit einem Veto und der
Verstaatlichung der STX reagiert, da sie die nationalen Interessen vor
allem im Rüstungssektor bedroht sah. Darauf hatte wiederum Italiens
Regierung mit Protesten reagiert. Jetzt aber sieht die Einigung vor, dass
Fincantieri mit 51 Prozent bei STX einsteigt, während die französische
Regierung sich allerdings Einspruchsrechte vorbehält.
## Ein Viertel des Umsatzes entfällt auf Kriegsschiffe
STX France ist vor allem beim Bau von Kreuzfahrtschiffen aktiv. Das gleiche
Segment gehört zum Kerngeschäft der zu 75 Prozent in Staatsbesitz
befindlichen Fincantieri. Fincantieri-Chef Giuseppe Bono sieht mit der
Fusion schon den „Airbus der Meere“ entstehen. Sicher hätte das neue
Unternehmen auf dem Markt der Kreuzfahrt- und Luxusschiffe eine
beherrschende Stellung. Auf der Fincantieri-Werft in Monfalcone nahe Triest
wurde etwa das weltweit größte Kreuzfahrtschiff, die 360 Meter lange
„Harmony of the Seas“ gefertigt.
Im Jahr 2016 erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen 19.000
Beschäftigten 4,4 Milliarden Euro Umsatz und gibt einen Auftragsbestand von
26 Milliarden Euro an. Der jetzt schon größte europäische Schiffbauer würde
mit dem Einstieg bei STX seine Stellung weiter festigen, auch zum
potenziellen Schaden deutscher Konkurrenten wie der Meyer Werft. Das
Papenburger Schiffsbauunternehmen stellt ebenfalls Kreuzfahrtschiffe her.
Etwa ein Viertel des Umsatzes von Fincantieri entfällt auf Kriegsschiffe.
Und hier ist in einem zweiten Schritt ein Zusammengehen mit der
französischen Naval Group in Vorbereitung. Das Unternehmen gehört zu zwei
Dritteln dem französischen Staat, zu einem Drittel dem Rüstungskonzern
Thales. Das neue Gemeinschaftsunternehmen hätte dann sowohl U-Boote als
auch Korvetten und Fregatten im Sortiment.
27 Sep 2017
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Italien
Schwerpunkt Frankreich
Schiffbau
Schifffahrt
Schweden
## ARTIKEL ZUM THEMA
Krise bei Nord- und Ostsee-Werften: Wirtschaft der speziellen Art
Wachsende Verluste machen den vier Genting-Werften an Nord- und Ostsee zu
schaffen. Unternehmen beschwichtigt, Gewerkschaft ist noch hoffnungsvoll
Malmö kreativ: Schweden rau und bunt
Aus den Hallen einstiger Werften und Fabriken klingen schräge Töne moderner
Clubs. In verlassenen Werkstätten nisten sich Kreative ein.
Schiffsfinanzierung: Rickmers in der Krise
Mit Unternehmensanleihen will der Hamburger Schifffahrtskonzern Rickmers
190 Millionen Euro einspielen. Dafür muss er einen hohen Zinssatz in Kauf
nehmen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.