# taz.de -- Millionenkredit für Air Berlin: Grünes Licht für Staatsknete | |
> Air Berlin fliegt vorerst weiter: Die EU-Kommission hat den | |
> Überbrückungskredit des Bundes für die insolvente Airline am Montag | |
> genehmigt. | |
Bild: Am Ende und trotzdem geht's weiter – erstmal auf Staatskosten | |
Brüssel afp | Der weitere Flugbetrieb der insolventen Air Berlin ist | |
vorerst gesichert: Brüssel gab am Montag grünes Licht für den | |
Überbrückungskredit des Bundes von bis zu 150 Millionen Euro. Das Darlehen | |
schütze die Interessen der Fluggäste, und mögliche Wettbewerbsverzerrungen | |
blieben „auf ein Minimum beschränkt“, begründete die EU-Kommission ihre | |
Entscheidung. Air Berlin und das Bundeswirtschaftsministerium begrüßten die | |
„zügige“ Zustimmung aus Brüssel. | |
Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Noch | |
am selben Tag informierte die Bundesregierung die EU-Kommission über ihre | |
Absicht, der Fluggesellschaft mit einem Überbrückungskredit von bis zu 150 | |
Millionen Euro unter die Arme zu greifen, damit der Flugbetrieb aufrecht | |
erhalten werden kann. Das Geld soll von der staatlichen Kreditanstalt für | |
Wiederaufbau (KfW) bereitgestellt werden. | |
Die Millionen sind dazu gedacht, den Weiterbetrieb von Air Berlin bis zum | |
Abschluss der Übernahmeverhandlungen zu gewährleisten. „Anschließend wird | |
die Fluggesellschaft voraussichtlich ihren Betrieb einstellen und aus dem | |
Markt ausscheiden“, erklärte die Kommission. Die Behörde musste die | |
Maßnahme auf Wettbewerbsverzerrungen prüfen. | |
Sie gab nun unter anderem deshalb ihre Zustimmung, weil der Kredit in | |
Tranchen nach strengen Vorgaben ausgezahlt wird und eine Rückzahlung | |
gewährleistet sei. Die Kommission sei zu dem Schluss gelangt, dass der | |
Kredit „mit den EU-Beihilfevorschriften vereinbar ist“. | |
## „Positives Signal für die Investorensuche“ | |
Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) lobte die „sehr zügige | |
und positive Entscheidung“ aus Brüssel. Auch Air Berlin begrüßte das „Ja | |
der EU-Kommission“. Unternehmenschef Thomas Winkelmann erklärte, die | |
„zeitnahe Unterstützung durch die Bundesregierung“ habe entscheidend dazu | |
beigetragen, dass die Airline trotz Insolvenz weiterfliegen könne. | |
Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus erklärte, die zügige Zustimmung | |
der EU-Kommission sei ein „positives Signal für die Investorensuche“. Bis | |
Mitte September haben potenzielle Interessenten noch die Möglichkeit, ein | |
Angebot für das Unternehmen oder Teile davon abzugeben. | |
Der Bieterkreis für Air Berlin wuchs unterdessen. So will der Berliner | |
Unternehmer Alexander Skora Air Berlin gemeinsam mit einem Konsortium aus | |
israelischen, kanadischen und US-Investoren übernehmen. Dabei will er die | |
Airline unter anderem zu ihrem Basisgeschäft mit Strecken nach Mallorca und | |
zu anderen Zielen zurückführen. Außerdem strebt Skora eine Art | |
Auktionsmodell mit einem Mindestpreis für die Tickets an. | |
Dem Handelsblatt zufolge ist auch der frühere EnBW-Chef Utz Claassen als | |
Investor im Gespräch. Demnach prüft er bereits Geschäftszahlen des | |
Unternehmens. | |
Claassen kritisierte vor diesem Hintergrund die Einmischung der Politik in | |
das Insolvenzverfahren als „dumm und inakzeptabel“. Der Insolvenzverwalter | |
müsse im Sinne der Gläubigerinteressen und nicht parteipolitischer | |
Wahlkampfinteressen handeln. Spitzenpolitiker hatten in der Vergangenheit | |
bereits ihre Präferenz für die interessierte Lufthansa erkennen lassen. | |
Die Grünen-Politikerin Katharina Dröge erklärte, es sei „gut, dass die | |
Air-Berlin-Kunden nicht auf dem Boden bleiben müssen“. Zugleich müsse sich | |
die Bundesregierung aus den Verkaufsverhandlungen heraushalten. Derzeit | |
mache die Regierung „Lobbyarbeit für ein Lufthansa-Monopol“. | |
Arbeitnehmervertreter sorgen sich vor allem um die Jobs der gut 8.000 | |
Mitarbeiter von Air Berlin. Berlins Regierender Bürgermeister Michael | |
Müller (SPD) und Nordrhein-Westfalens Regierungschef Armin Laschet (CDU) | |
trafen dazu am Montag in Berlin Vertreter der Gewerkschaft Verdi und des | |
Betriebsrats von Air Berlin. | |
4 Sep 2017 | |
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