Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kneipenkampagne: Eine Frage gegen Gewalt
> „Ist Luisa da?“ Mit dieser Frage sollen Frauen in Zukunft signalisieren,
> dass sie sich bedroht fühlen. Servicepersonal soll sensibilisiert werden
Bild: Dieses Plakat soll bedrängten Frauen helfen, sich Hilfe zu suchen.
Mit einer neuen Kampagne will der Notruf Bremen Frauen vor sexualisierter
Gewalt in Kneipen und Clubs schützen. [1][„Ist Luisa da?“] steht auf einem
magentafarbenen Plakat – diese Frage soll in Zukunft Servicepersonal
signalisieren, dass sich eine Frau bedroht oder belästigt fühlt. Umgekehrt
sollen Frauen wissen, dass Angestellte für das Thema sensibilisiert sind
und der Betroffenen Hilfe anbieten, wenn in ihrem Laden das Plakat auf der
Toilette hängt. Das kann bedeuten, dass sie ihr ein Taxi rufen oder dafür
sorgen, dass sie nicht mit demjenigen, vor dem sie Angst hat, alleine
bleibt.
500 Plakate und doppelt so viele Flyer für Servicekräfte hat der Notruf
bereits drucken lassen. Der Gaststättenverband Dehoga unterstützt das
spendenfinanzierte Projekt und hat seine Mitglieder bereits angeschrieben
mit der Bitte um Teilnahme. „Das ist eine tolle Aktion“, sagt die
Dehoga-Sprecherin Regine Martens, „es gibt Gewalt gegen Frauen,
selbstverständlich auch beim Ausgehen.“ Statt das Thema zu leugnen – nach
dem Motto „bei uns gibt es das nicht“ –, sei es besser, aktiv zu werden.
In jedem Fall dabei sein will Catalina Lotte-Fooken, die seit 2004 die
Kantine 5 im alten Postamt am Bahnhof betreibt, wo regelmäßig Partys
stattfinden. „Weggucken hilft niemandem“, sagt Lotte-Fooken, die mit ihrem
Team bereits an einer Schulung des Notrufs zu K.O.-Tropfen teilgenommen
hat.
Seitdem bewerte sie manche Situationen anders. „Wenn eine Frau sehr
betrunken wirkt, dann kann das auch daran liegen, dass ihr etwas ins
Getränk gekippt wurde.“ Bereits jetzt sei ihr Personal angewiesen, im
Zweifelsfall genauer nachzufragen, wenn jemand eine Frau, die sichtbar
neben sich steht, nach Hause bringen will. „Wir hatten einmal eine
Situation, wo wir uns nicht sicher waren, was los war und um den Ausweis
der Begleitperson gebeten haben.“ Der Mann habe keine Probleme damit
gehabt, erinnert sich Lotte-Fooken. „Ich glaube, die meisten Gäste finden
so etwas gut, weil sie wissen, dass wir uns kümmern.“
Nicht nur um Frauen. Auch Männer, so die Erfahrung der Gastronomin, würden
Opfer von Gewalt, weil sie sich unter den Tisch haben trinken lassen oder
weil ihnen K.O.-Tropfen verabreicht worden seien. Dabei handelt es sich
laut Polizei Bremen um Drogen, die das Opfer gefügig und willenlos machen
sollen. Die Polizei warnt deshalb davor, Getränke unbewacht stehen zu
lassen. Eine Warnung, die nach der Beobachtung der Partybetreiberin
Lotte-Fooken vor allem von Jüngeren berücksichtigt wird. „Die nehmen ihre
Drinks immer mit auf die Tanzfläche.“
Bei der neuen Kampagne des Notrufs soll es aber nicht nur um K.O.-Tropfen,
sondern um ein sicheres Feiern generell gehen. „Wir wollen für das Thema
sensibilisieren“, sagt die Notruf-Beraterin Helena Erdmann. Die Frage „Ist
Luisa da“, funktioniere wie ein Code, bei dem nicht mehr viel erklärt
werden muss. „Das kann eine Frau in solchen Situationen oft gar nicht, da
fehlen oft die Worte“, sagt ihre Kollegin Sonja Schenk. Es sei auch
möglich, dass eine Frau auf der Toilette das Plakat entdecke und ihr erst
beim Lesen einer Frage wie „Fühlst du dich gerade nicht sicher?“ oder
„Überschreitet dein Date seine Grenzen?“ klar werde: Ja, so geht es mir.
Für die Betriebe bietet das Notruf-Team zusätzlich Schulungen an, um
konkrete Situationen durchzuspielen. „Wichtig ist auch, dass sich die
Service-Kräfte nicht in Gefahr bringen“, sagt die Beraterin Erdmann.
Übernommen haben die Bremerinnen die Idee vom Frauennotruf Münster, der
jetzt mit einem Rechtsstreit droht, weil die Bremerinnen nicht ihr Design
verwenden. „Wir haben unser eigenes Plakat entwickelt, weil wir finden,
dass es mehr ins Auge springt und die Botschaft besser auf den Punkt
bringt“, sagt Sonja Schenk.
11 Sep 2017
## LINKS
[1] https://www.notrufbremen.de/siteDE/angebot/ist-luisa-da
## AUTOREN
Eiken Bruhn
## TAGS
Sexuelle Gewalt
Sexismus
Prävention
Donald Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Projekt „Ist Luisa da?“ abgewickelt: Luisas Hilfe ist exklusiv
Das Bremer Präventionsprojekt „Ist Luisa da?“ ist Geschichte. Angeblich
haben die Initiatorinnen vom „Notruf Bremen“ Markenrechte verletzt.
US-Frauen gegen „Rape Culture“: Alles andere als okay
Millionen Frauen twittern Übergriffe von Onkeln, Ärzten, Nachbarn und
Schulkameraden. Und über den verharmlosenden Umgang damit.
Kommissarin über Gewaltschutzgesetz: "Es gibt viele wehrhafte Frauen"
Das Gewaltschutzgesetz hat Frauen ermutigt, männliche Gewalt anzuzeigen,
sagt Kriminalhauptkommissarin Lütgert. Doch immer noch kennen viele Frauen
ihre Rechte nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.