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# taz.de -- Kommentar Shitstorm Rambatz: Der Yücel-Reflex
> Eine Linkenpolitikerin überspitzt auf Facebook, erntet einen Shitstorm
> und muss ihre Kandidatur niederlegen. Ein Fall von narzisstischem
> Nationalismus.
Bild: Antideutsche Filme finden nicht alle lustig: Christopher Waltz als Nazi i…
„Skandal vor der Bundestagswahl!“, schreibt die Hamburger Morgenpost. Die
Berliner Morgenpost spricht von „Eklat“. Nein, diesmal geht es nicht um die
neueste Provokation von AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland. Die
Verursacherin heißt dieses Mal Sarah Rambatz, 24, Bundestagskandidatin der
Hamburger Linken.
Sie bat online um „Antideutsche Filmempfehlungen“ und spezifizierte:
„grundsätzlich alles, wo Deutsche sterben“. Nun erreichen sie Mord- und
Vergewaltigungsdrohungen. Auf Facebook rechtfertigte sich Rambatz, ihr
Post sei „satirisch überspitzt“ gewesen.
Keine Frage: Wären ihre Worte wortwörtlich gemeint gewesen, wäre Kritik –
nicht Hetze – berechtigt. Es lohnt sich hier aber, die Formfrage zu
stellen: Überspitzung, nicht anders kann die Wortwahl gelesen werden, will
provozieren, weil sie auf Missstände hinweisen will. Hier wohl auf einen
oft subtilen, narzisstischen Nationalismus, der in Deutschland über
politische Lager hinweg existiert und absolut keinen Spaß versteht.
Subtil deshalb, weil er ja eigentlich dank fleißiger Geschichtsaufarbeitung
überhaupt nicht sein darf. Wenn eine Welle der Empörung Linke und Rechte
vereint, weil eine Frau Streifen wie Tarantinos „Inglourious Basterds“
politisch lustig findet, dann ist das ein Problem.
## Altbekannte Reaktionen
Der Reflex ist bekannt: Einst schrieb der derzeit in der Türkei inhaftierte
Journalist Deniz Yücel in dieser Zeitung: [1][„Super, Deutschland schafft
sich ab!“] Yücel freute sich darüber, dass Einwanderung das
„Deutschensterben“ befördere. Wollte Yücel ernsthaft, dass „die Deutsch…
aussterben? Noch heute zitieren Rechte aus der Kolumne, um zu betonen, dass
der „Deutschlandhasser“ zu Recht im Knast sitze.
Ein wesentlicher Unterschied aber: Yücel wusste, was er tat. Und als
Journalist konnte er sich auch erlauben, auf diese Weise zu provozieren.
Rambatz’ Statement dagegen offenbart, wie überrascht sie ist. Sie hatte
nicht erwartet, dass der Spruch sie die Kandidatur und wohl auch ihre
politische Karriere kosten würde.
Als Bundestagskandidatin hätte sie das ahnen müssen. Ihr Spruch war deshalb
„eine dumme, unbedachte Aktion“, wie sie selbst schreibt, weil wir uns in
einem „Wahlkampf“ befinden, der wegen seiner Ödnis kaum würdig ist, so
bezeichnet zu werden. Jeder „Eklat“ ist da eine willkommene Sensation.
8 Sep 2017
## LINKS
[1] /Kolumne-Geburtenschwund/!5114887
## AUTOREN
Volkan Ağar
## TAGS
Antideutsche
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