# taz.de -- Nahverkehrsunternehmen: Antreiber der Verkehrswende | |
> Hamburgs Hochbahn ersetzt 60 Diesel- durch E-Busse, bis 2030 soll die | |
> ganze Flotte folgen. Bremen und Lübeck sind interessiert. | |
Bild: So ungefähr wird sie aussehen, die emissionsfreie Zukunft: Hochbahn-Bus … | |
Hamburg taz | Henrik Falk ist um markige Worte nie verlegen. „Das ist eine | |
Revolution nach 100 Jahren“, verkündete der Chef der 1911 gegründeten | |
Hamburger Hochbahn (HHA) am Montag: „Wir steigen um.“ Und zwar auf | |
Elektro-Busse. Schon in zwei Jahren sollen die ersten 30 E-Busse durch | |
Hamburg fahren, 2020 sollen weitere 30 folgen. Bis 2030, so das Ziel, soll | |
die gesamte Dieselbus-Flotte der Hochbahn gegen Elektro-Busse ausgetauscht | |
werden: Das sind immerhin etwas mehr als 1.000. Bei einem Stückpreis von | |
schätzungsweise 300.000 Euro läppern sich die Investitionen auf locker 300 | |
Millionen Euro. | |
Die Hochbahn hat jetzt die Ausschreibung für die ersten 60 Busse gestartet. | |
Um den Auftrag bewerben könne sich jeder Hersteller weltweit, der die | |
Bedingungen erfüllt. „Etwa drei bis fünf Hersteller“, erwartet Falk, | |
dürften bis November akzeptable Angebote abgeben. Dann sucht sich die | |
Hochbahn das beste aus. „Die Zeit des Testens ist vorbei“, sagt Falk, „der | |
Umstieg auf den emissionsfreien Nahverkehr beginnt.“ | |
## Gemeinsame Beschaffung mit Berlin | |
Vorbereitet wurde dies ein Jahr lang durch eine gemeinsame | |
Beschaffungsinitiative für emissionsfreie Busse von Berlin und Hamburg. Die | |
beiden größten deutschen Städte betreiben auch die größten Busflotten | |
Deutschlands mit knapp 3.000 Fahrzeugen. Damit zählen sie zu den größten | |
Abnehmern von Linienbussen in der EU – mit der entsprechenden Marktmacht. | |
„Wir wollten einen Markt schaffen, der die Angebote bietet, die wir wollen | |
– jetzt haben wir ihn“, resümiert Falk zufrieden. | |
Bei diesem Bündnis half sicher, dass der seit Anfang 2016 amtierende | |
Hochbahn-Chef zuvor Finanzvorstand bei den Berliner Verkehrsbetrieben war. | |
Und gegenüber den Herstellerfirmen half auch, dass inzwischen mit München, | |
Köln, Stuttgart und Düsseldorf vier weitere der größten deutschen Städte | |
sich angeschlossen haben. Weitere Interessenten aus dem Norden sind bis | |
jetzt Bremen und Lübeck, aber die gesamte Branche – nicht nur in | |
Deutschland – beobachte das interessiert, sagt Falk: „Das ist letztlich ein | |
weltweiter Markt.“ | |
Letztlich ist es der Initiative von Hamburg und Berlin gelungen, in | |
mehreren Diskussionsrunden mit Herstellerfirmen die Bedingungen zu | |
diktieren. So wird in den Ausschreibungsunterlagen die Erfüllung mehrerer | |
Kriterien verlangt. Die Busse der ersten Tranche 2019 müssen eine | |
Reichweite von mindestens 150 Kilometern haben, in der zweiten Tranche ab | |
2020 müssen die Busse mindestens 200 Kilometer weit fahren können bis zur | |
nächsten Ladung. Geladen werden soll in vier bis fünf Stunden über Nacht | |
auf den Betriebshöfen. Schnellladungen in wenigen Minuten sollen an großen | |
Busbahnhöfen wie Altona oder Wandsbek Markt möglich sein. | |
## Kompatibel muss es sein | |
Vorgeschrieben von den Nahverkehrsunternehmen werden auch Stecker, | |
Anschlüsse und die Lage der Steckdose an den Fahrzeugen. Alle Busse aller | |
Hersteller müssen mit den Anschlüssen auf den Betriebshöfen – ob in | |
Hamburg, Berlin oder anderen Städten – kompatibel sein, „sonst liefern wir | |
uns auf Jahre einem Unternehmen aus“, sagt Falk. Und natürlich muss der | |
Anschaffungspreis „wirtschaftlich“ sein, wenngleich die Hochbahn davon | |
ausgeht, dass die ersten Busse etwas teurer sein dürften als | |
Dieselfahrzeuge. Aber auf mittlere Sicht werde der Preis wegen der höheren | |
Stückzahlen sinken. | |
Für die Bushersteller gehe es darum, „am Markt der Zukunft teilzuhaben“, | |
stellt Falk klar. Unternehmen, die jetzt nicht die Wünsche der | |
Verkehrsbetriebe erfüllen, könnten den Anschluss verlieren, sagt Falk: „Wir | |
warten nicht auf Elektro-Autos und hängen uns dann an den Trend. Wir sind | |
die Treiber der Verkehrswende.“ | |
4 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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