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# taz.de -- Haspa am Schulterblatt: Die Dialektik des Krawalls
> Die Zukunft der G20-zerstörten Haspa-Filiale am Schulterblatt ist
> ungewiss. Kommt ein schicker Neubau, während die Haspa in der Deutschen
> Bank bleibt?
Bild: „Hamburg räumt auf“: Frauen putzen nach den Krawallen die Haspa-Fili…
Gegen Kapitalismus, Machtkonzentration bei wenigen Großen und
Gentrifizierung haben G20-Gegner noch vor wenigen Wochen im Schanzenviertel
protestiert. Dabei steckten sie, unweit der Roten Flora, einem der
Hauptprotestzentren, unter anderem die Haspa-Filiale im Schulterblatt 65 in
Brand. Gut möglich, dass dort bald statt eines hässlichen, zweistöckigen
Flachbaus ein schickes fünfstöckiges Gebäude hingestellt wird. Die Kritik
der Protestler wäre damit in ihr Gegenteil verkehrt: Sie hätten die
Gentrifizierung beschleunigt und dem Kapitalismus in die Hände gespielt,
statt ihn zu bremsen.
Fast zwei Monate nach dem G20-Gipfel zeugen zwar gesplitterte
Schaufensterscheiben und provisorisch gesicherte Geschäfte noch immer von
den G20-Krawallen, doch haben die meisten, wie etwa der schwer getroffene
Budni, längst wieder geöffnet. Nur in der Haspa-Filiale gähnt die Leere und
ihre drei ehemals hochfrequentierten Geldautomaten an der Außenwand sind
verrammelt.
Die Haspa braucht oder – je nach Lesart – lässt sich Zeit. Sie ist nach dem
Brand ersatzweise in die kleinere Fläche der Deutschen Bank schräg
gegenüber eingezogen. Der Untermietvertrag gilt laut Pressesprecher André
Grunert für eineinhalb Jahre. Ein Gutachten wird zeigen, ob die alte
Filiale aufgrund der Brandfolgen, wie zum Beispiel giftiger Rückstände,
abgerissen werden muss. Auch wenn die Haspa das so nicht bestätigt: Ein
Neubau käme ihr wohl gelegen.
„Ich habe von der Haspa aus dem mittleren Management gehört, dass die
Übergangslösung mit den Räumen der Deutschen Bank eine Dauerlösung werden
soll“, sagt Sven Hielscher, CDU-Bezirkspolitiker aus Altona. Der
Bebauungsplan ermöglicht zudem eine Aufstockung des Gebäudes von zwei auf
vier Vollstockwerke plus Dachgeschoss.
Naheliegend wäre demnach, dass die Haspa am Schulterblatt 65 ein
brandneues, schickes fünfstöckiges Gebäude hinstellt. Die oberen Stockwerke
müsste sie nach der im Schanzenviertel geltenden Sozialen
Erhaltungsverordnung als Sozialwohnungen anbieten. Diese Idee hat
Haspa-Chef Harald Vogelsang schon gegenüber der Welt in einem Interview ins
Spiel gebracht.
Sylvia Sonnemann vom Verein Mieter helfen Mietern (MHM) fände das perfekt.
„Dann kommt aus was Bösem sogar noch was Gutes raus“, sagt sie. Für die
oberen Stockwerke stimmt das tatsächlich.
Doch die unteren beiden Stockwerke könnte die Haspa, wenn sie tatsächlich
in den Räumen der Deutschen Bank bliebe, als teure Büro- oder Ladenflächen
an Zahlungswillige vermieten. Damit wäre ein weiterer Schritt in der
Aufwertung oder, anders formuliert, Verteuerung und eben Gentrifizierung
des Schanzenviertels getan.
30 Aug 2017
## AUTOREN
Daniel Trommer
## TAGS
Hamburg
G20-Gipfel
Krawalle
Sparkasse
Schwerpunkt G20 in Hamburg
Mietpreisbremse
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