# taz.de -- Militärparade in der Ukraine: Nato-Soldaten marschieren in Kiew | |
> Bei den Feiern zur Unabhängigkeit waren auch Militärs der Nato dabei. Bei | |
> einer Explosion wurden am Donnerstag zwei Menschen verletzt. | |
Bild: In Kiew zeigt man sich einheitlich | |
Bei einer Explosion in der Gruschewskaja-Straße im Zentrum der ukrainischen | |
Hauptstadt Kiew sind am Donnerstagmittag zwei Menschen verletzt worden. Ein | |
unbekannter Gegenstand sei explodiert, sagte der Abgeordnete Alexej | |
Gontscharenko von der Regierungspartei „Block Poroschenko“ am Tatort vor | |
Journalisten. Der Inlandsgeheimdienst stuft die Explosion bisher als | |
„Rowdytum“ ein. | |
Zuvor war der 26. Jahrestag der Unabhängigkeit feierlich begangen worden. | |
4.000 Soldaten und Nationalgardisten marschierten in einer Militärparade im | |
Gleichschritt auf Kiews Einkaufsmeile Kreschtschatik zum Maidan. Dort | |
wurden modernstes militärisches Gerät, Raketenwerfer, Panzer, Haubitzen und | |
Raketenabwehrwaffen zur Schau gestellt. | |
Neu bei der diesjährigen Militärparade war die Teilnahme von Soldaten aus | |
Nato-Staaten. So hatten die USA, Kanada, Großbritannien, Polen, Georgien, | |
Rumänien, Estland, Litauen und Lettland bis zu drei Dutzend Soldaten starke | |
Einheiten geschickt. Diese waren in Kampfuniform gekleidet. Auch | |
US-Verteidigungsminister James Mattis wohnte der Parade bei. | |
Schon früh am Morgen hatten sich Schaulustige am Rand des Kiewer | |
Kreschtschatik versammelt, um einen guten Platz zu erhaschen. Viele | |
Besucher waren in ukrainischer Nationaltracht oder in olivgrüner Kleidung | |
gekommen. Vor den Dixi-Toiletten bildeten sich lange Schlangen. Aus | |
Lautsprechern erschallten patriotische Lieder. | |
## Kritik an Moskau | |
Nach einer Schweigeminute für die Toten des Krieges im Osten des Landes | |
ehrte Präsident Petro Poroschenko zwei Kämpfer für ihre Tapferkeit. Der | |
Präsident gab sich optimistisch und kämpferisch. „In unserem 26. Jahr sind | |
wir aus dem Schockzustand herausgekommen, dem Schmerz und den Strapazen, | |
die der ukrainischen Wirtschaft von der russischen Aggression zugefügt | |
worden sind.“ Nun gebe es wieder Wirtschaftswachstum und positive | |
Prognosen. | |
Gleichzeitig ging er mit Moskau ins Gericht. Nicht zum ersten Mal erlebe | |
man, dass Moskau die Unabhängigkeit ersticken wolle. Schon mit der | |
bolschewistischen Horde habe man im letzten Jahrhundert zu kämpfen gehabt. | |
„Nun müssen wir stark sein, brauchen eine starke Armee.“ Zehntausend | |
Ukrainer seien infolge der militärischen Aggression im Donbass ums Leben | |
gekommen. „Wir werden nicht vergessen und nicht verzeihen“, so der | |
Präsident. Die Ukraine werde Russland energisch militärischen Widerstand | |
entgegensetzen. Gleichzeitig machte er deutlich, welchen Weg die Ukraine | |
gehen werde. „Unsere Straße ist die breite euroatlantische Autobahn.“ | |
Die Besucher der Parade waren zufrieden. „Es war ein wunderbarer Feiertag“ | |
sagte einer von ihnen, der vom Fenster des Cafés „Schokoladniza“ die Parade | |
beobachtete. „Schade, dass wir die Militärtechnik nur in einer eigenen | |
Ausstellung sehen dürfen. Ich hätte gerne Raketenwerfer und Panzer über den | |
Kreschtschatik fahren gesehen.“ | |
Geringer war die Begeisterung unter Kiewern, die sich nicht auf den Weg zur | |
Parade gemacht hatten. Da der Nationalfeiertag auf einen Donnerstag | |
gefallen sei, hätten die meisten Firmen ihren Mitarbeitern auch den Freitag | |
frei gegeben, berichtet eine Beamtin. Und so ein langes Wochenende könne | |
sie gut gebrauchen. | |
„Ich kann mich für Militärparaden nicht begeistern“ räumte Nina Potarska | |
von der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“ ein. Ihr | |
erster Mann und ihr Vater seien Berufssoldat gewesen. Schon als Kind habe | |
sie dieses „Sich-aufdem-Platz-Aufstellen“ und das „Marschieren-üben-Müs… | |
als grausam empfunden. | |
Und die aus Donezk stammende und jetzt in Kiew lebende Bloggerin Uta Korgun | |
fragte: „Warum lässt man Kinder bei der Ausstellung von Kriegsgerät, das | |
dafür da ist, Menschen zu töten, auf Panzern und Raketenwerfern | |
herumturnen?“ | |
25 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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