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# taz.de -- Kolumne Nach Geburt: Also ein Tag war ganz okay
> Vier Monate lang haben meine Freundin und ich uns die Arbeit und die
> Kinder geteilt – 50:50. Hier das Fazit der
> Partnerschafts-Bonus-Experience.
Bild: Mama und Papa, 50:50: Auch Tochter zwei zieht Bilanz
Heute, an diesem einen Tag, „finde ich es richtig gut, dass du da bist,
Papa“, sagt Tochter eins. „Sonst ist es besser mit Mama?“, frage ich. „…
antwortet sie. Nach vier Monaten Elternzeit und zusätzlichen vier
Partnerschaftsbonusmonaten (ein schönes deutsches Bürokratenwort) zieht sie
das Fazit: Ein Tag war ganz okay. Ein Tag von acht Monaten!
Da ich der Glas-dreiviertel-leer-Typ bin, stürzte mich das natürlich in
eine tiefe Krise. Vier Monate Partnerschaftsbonus, das hieß: Meine Freundin
und ich mussten jeweils mindestens 25, aber höchstens 30 Stunden arbeiten
und bekamen dafür ein bisschen Geld auf unser Teilzeit-Gehalt oben drauf.
Beide sollen gezwungen werden, sich um die Kinder zu kümmern, aber beide
sollen auch wieder malochen. Nicht, dass sie (auf ihn trifft das ja viel
seltener zu) sich zu sehr an die heimelige Stube und das
Vormittagsfernsehprogramm gewöhnt.
Einziger Konstruktionsfehler: Wenn beide mindestens 25 Stunden arbeiten,
übersteigt das die 40-Stunden-Woche. Wer noch keinen Kitaplatz (so wie
wir), keine Großeltern um die Ecke (so wie wir) und auch sonst nur Freunde
um sich herum hat, die Vollzeit arbeiten (so wie wir), für den ist das
Angebot schon mal nichts. Nur weil wir die Arbeit auf sechs Tage verteilen
konnten, ging das Ganze auf. Für mich hieß das: vier Monate Sonntagsdienst.
Für uns als Familie hieß das: vier Monate nur einen Tag Wochenende.
## Klare Aufteilung
Bevor wir mit den vier Teilzeitmonaten starteten, musste ich oft an Hannes
Wader denken. „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort.“ Ein
Tag zu Hause, ein Tag Arbeit, zwei Tage zu Hause, ein Tag Arbeit, ein Tag
zu Hause, ein Tag Arbeit, dann war meine Woche rum. Sollte es so werden,
dass man weder hier noch dort richtig ankommt? Also ich habe das nicht so
empfunden. Meine Freundin, die über meine Schulter blickt, während ich dies
tippe, nickt. Jetzt will sie, dass ich da oben was korrigiere, und im
fünften Absatz fehlt noch ein Wort.
„Schreib doch deine Kolumne über die vier Bonusmonate“, hatte sie gesagt,
„dann weiß ich auch endlich, wie du das fandest.“ Die Kritik überhörte i…
einfach. Vielleicht war es ganz gut, dass während der Elternzeitmonate
immer nur eine/r von uns zu Hause war.
Denn es klappte gut, die Aufgaben waren klar verteilt: Wenn sie bei der
Arbeit war, war ich für die Kinder zuständig, womöglich vom
Tochter-eins-in-die-Kita- bis zum Beide-Kinder-ins-Bett-bringen. Und
umgekehrt. Keine Abspracheprobleme, keine Irritationen, vielleicht
zwischendurch mal eine kurze Nachricht, ob man es zum Abendbrot schaffen
würde, das war’s.
Doch je näher das Ende der vier Monate rückte, desto mehr fuhren wir auf
der letzten Rille. Ich hatte keine richtigen Wochenenden, sie hatte jeden
Sonntag beide Kinder alleine zu bespaßen (in guten wie in schlechten
Zeiten) – und wir nahmen dann doch jede Menge Arbeit mit nach Hause.
Jetzt haben wir Urlaub. Danach geht’s für mich in Vollzeit weiter. Tochter
eins wird’s verschmerzen. Auf dem Trampolin hüpfend, ruft sie mir zu:
„Papa, du bist ein netter Mann. Glaube ich.“
10 Aug 2017
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
Nach Geburt
Elternzeit
Partnerschaft
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Kinder
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