# taz.de -- Vor der Wahl in Kenia: Angst nach Mord an IT-Spezialist | |
> Der Tod des Technikchefs von Kenias Wahlkommission heizt die Spannungen | |
> an. Die Polizei fand am Montag seine verstümmelte Leiche. | |
Bild: Der ermordete Computerspezialist Christopher Msando | |
NAIROBI taz | „Wir müssen beten für Kenia. Nur Gott kann uns helfen.“ | |
Solche Kommentare liest man derzeit häufig auf Facebook in Kenia. Die | |
Bevölkerung ist erschüttert nach dem Mord am wichtigsten | |
Computerspezialisten der Wahlkommission, Christopher Msando. Schon seit | |
Wochen herrscht Angst, dass es bei den Wahlen am nächsten Dienstag zu | |
Gewalt kommen könnte – nun wird das konkret. | |
Msando war der Technikchef der kenianischen Wahlkommission IEBC. Am Freitag | |
verschwand er, am Montag fand die Polizei seine verstümmelte Leiche | |
außerhalb der Hauptstadt. Wer hinter dem Mord steckt, ist unklar. Kenias | |
Polizei hat eine Sonderkommission gebildet und wird bei den Ermittlungen | |
vom US-amerikanischen FBI und vom britischen Scotland Yard unterstützt. „Es | |
wird eine Menge spekuliert, aber man soll uns Zeit und Gelegenheit lassen, | |
um mit professionellen Polizisten zu untersuchen wer hinter dem Mord | |
steckt“, sagt Ndegwa Muhoro, Chef der Kriminalpolizei. | |
Einfach wird es nicht. Die Leiche Msandos war nackt, von Wunden und | |
Folterspuren übersät. Neben den Überresten von Msando wurde eine ebenfalls | |
nackte Leiche einer Frau gefunden. Und erst mehrere Tage nach seinem | |
Verschwinden wurde er identifiziert. Sein Auto wurde hingegen schon vorher | |
in Nairobi gefunden, mehrere Kilometer vom Fundort der Leiche entfernt. | |
„Der Tod von Chris Msando kann riesige Folgen haben für die Wahlen, weil | |
seine Aufgabe so wichtig war“, meint Otsieno Namwaya von der | |
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. „Die Übermittlung von | |
Wahlergebnissen aus den Wahlkreise an die Zentrale per Computer ist | |
kontrovers in Kenia, weil die Opposition glaubt, dass geschummelt werden | |
kann während der elektronischen Transmission.“ Namwaya merkt an, dass | |
Msando einer von nur wenigen Angestellten der Wahlkommission war, die die | |
Passwörter für das Computersystem kannten. Msando hatte immer gesagt, dass | |
sein Computersystem keinen Betrug zulässt. | |
## Bei den Wahlen 2013 versagte das Computersystem | |
Es ist jedenfalls einfacher, per Hand zu schummeln. Bei den letzten Wahlen | |
2013 versagte das Computersystem, und das brachte die Opposition, die | |
daraufhin knapp verlor, zur Überzeugung, dass ihr der Wahlsieg gestohlen | |
worden seien. Unbestätigte Berichte deuten darauf hin, dass Kenias | |
Opposition diesmal eine parallele Auszählung der Stimme organisiert hat – | |
im Nachbarland Tansania. | |
Die Alarmstimmung ist nun weiter gestiegen. „So ein grausamer Mord kurz vor | |
den Wahlen alarmiert sehr“, meint Abdullahi Halakhe von der | |
Menschenrechtsorganisation Amnesty International. „Die Wahl wird ganz knapp | |
sein und es gibt eine reelle Gefahr, dass die Situation explodiert.“ | |
In neuesten Meinungsumfragen liegt Präsident Uhuru Kenyatta mit ungefähr 47 | |
Prozent vorn, während Oppositionsführer Raila Odinga, der sich schon | |
zweimal um den Wahlsieg betrogen gefühlt hat, bei rund 42 Prozent liegt. | |
Sollte kein Kandidat auf über 50 Prozent kommen, gibt es eine Stichwahl. | |
Die Unentschiedenen würden dabei den Ausschlag geben. Der Mord macht ihnen | |
die Entscheidung jetzt möglicherweise etwas leichter. | |
„Ich war lange unentschieden, wem ich meine Stimme gebe. Aber nach dem Mord | |
habe ich beschlossen. die Opposition zu wählen“, sagt Jackson Khalwale, | |
Wächter bei einem Fabrikkomplex in Nairobi. „Wir sind gewohnt, dass es | |
immer Tote gibt, während wir neue Politiker wählen. Aber noch nie wurde ein | |
Mitglied der Wahlkommission gefoltert und ermordet.“ | |
2 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
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