Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Das Zubrot der Berliner Gesetzeshüter: Der Polizist, mein Hausmeis…
> Berliner Beamte werden im Bundesschnitt am schlechtesten bezahlt. Selbst
> Kommissare sind inzwischen auf einen Nebenjob angewiesen.
Bild: Nach dem Ablegen der Uniform geht es für viele Beamte zum nächsten Job
Viel haben wir in letzter Zeit über die Polizistinnen und Polizisten der
Hauptstadt erfahren. Dass sie feiern können, wissen wir spätestens seit den
Eskapaden der Berliner Hundertschaften vor dem G20-Gipfel. Und nun erfahren
wir auch noch, was sie in ihrer Freizeit tun. Zumindest die 1.561 Beamten,
die neben ihrem Dienst im Kampf gegen das Verbrechen auch noch einen
Nebenjob haben.
Das jedenfalls zeigen die neuen Zahlen der Innenverwaltung: Weil im Lande
der Bürokratie jede Nebentätigkeit genehmigt werden muss, weiß das
Präsidium, womit die Beamten die klammen Geldbeutel auffüllen.
So kellnern 19 Berliner Polizisten nebenbei, 12 sind Hausmeister, 23 fahren
Taxi, 43 arbeiten als Verkäufer und 125 sind regelmäßig als Komparsen im
Filmgeschäft tätig. 622 Beamte sind in „sonstigen Tätigkeiten“ aktiv. Was
sich dahinter verbirgt, müssen Sie sich schon selbst ausmalen. Türsteher
oder Wachschützer wäre natürlich naheliegend, geht aber wegen der
Vorschriften nicht.
„Beamte haben sich auf der Grundlage der Dienst- und Treuepflicht so zu
verhalten, dass es dem Ansehen des Dienstherrn nicht abträglich ist“, heißt
es im Landesbeamtengesetz. Benjamin Jendro von der Berliner
Polizeigewerkschaft erklärt das so: „Die Nebentätigkeit darf nicht im
Konflikt mit dem Beruf stehen. Bei der Beratung eines
Sicherheitsunternehmens geht es zum Beispiel oft um internes Wissen der
Polizei. Das darf keiner weitergeben.“ Typisch seien eher Tätigkeiten als
Dozent oder Sporttrainer.
## Vor allem Kommissare jobben
Aber warum arbeiten Polizisten überhaupt in ihrer Freizeit? Sind gefasste
Verbrecher und überführte Verkehrssünder nicht Bestätigung genug? Es liegt
am lieben Geld. Natürlich. Und das, obwohl 75 Prozent der Nebenjobber
Kommissare sind, also Polizisten aus den Besoldungsgruppen A7 und A8. „Die
werden besser bezahlt, aber immer noch nicht gut“, sagt Jendro.
Ein A7-Polizist verdient in Berlin pro Monat etwa 2.630 Euro brutto,
ausgerechnet auf eine 40-Stunden-Woche sind das nur 16 Euro Stundenlohn
brutto und im Vergleich zu den Bundeskollegen satte 13,2 Prozent weniger.
„Wir wissen, dass sich das öffentliche Mitleid für Beamte in Grenzen hält�…
sagt Jendro, „aber einen Kommissar im mittleren Alter treffen die vielen
Nullrunden aus den letzten Jahren durchaus.“
Eine gute Nachricht für die Berliner Polizisten gibt es dieser Tage
dennoch. Zumindest für alle die, die während des G20-Gipfels in Hamburg
waren. Der von Innensenator Andreas Geisel (SPD) angekündigte Sonderurlaub
kommt. Tatsächlich. Drei Tage, die die Beamten hoffentlich zum Entspannen
nutzen werden. Wer den Beamten bei der nächsten Polizeikontrolle aus seiner
Telenovela wiedererkennt, wird es wissen.
1 Aug 2017
## AUTOREN
Robin Köhler
## TAGS
Polizei
Landespolizei
Geldvermögen
Polizeigewerkschaft
Rigaer Straße
Polizei
Polizei Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Randale in der Rigaer Straße: Erneut Autos abgebrannt
Polizei nimmt nach Ausschreitungen vier junge Männer fest. Die Opposition
fordert Durchgreifen gegen „linke Gewalt“.
Gesetzentwurf zum Schutz von Polizisten: Bei Schubsen Knast
Polizisten sollen per Gesetz besser geschützt werden. Doch nicht nur die
Zahlen, auf denen der Vorstoß beruht, sind mit Vorsicht zu genießen.
Berliner Polizisten: Individuum zu sein ist keine Nachteil
Berlins Polizisten sind mit Namen oder Nummer identifizierbar. CDU und GdP
sorgten sich deswegen um deren Sicherheit. Dafür gibt es keinen Grund.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.