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# taz.de -- Boko Haram in Nigeria: Massaker an einem Ölforscherteam
> Immer wieder meldet das Militär, die dschihadistische Miliz sei besiegt.
> Nach einem neuerlichen Überfall mit Dutzenden Toten ist das Makulatur.
Bild: Immer wieder sind Opfer der Boko Haram zu beklagen (Bild vom 12. Juli 201…
Berlin taz | Es ist der spektakulärste Schlag von Boko Haram in Nigeria in
diesem Jahr, und es beweist, dass die islamistische Terrortruppe längst
nicht geschlagen ist. Mindestens 50 Menschen sollen bei einem Überfall auf
ein Geologenteam im Nordosten des Landes und anschließenden Kämpfen getötet
worden sein. Der Vorfall ereignete sich am Dienstag, aber erst am
Donnerstag und Freitag wurden Details bekannt.
Die Geologen der Universität Maiduguri waren im Auftrag der staatlichen
nigerianischen Ölgesellschaft NNPC unterwegs, um Untersuchungen im Becken
des Tschadsees vorzunehmen. Nigerias Regierung vermutet, dass das
Tschadseebecken, das sich Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad teilen,
fantastische Ölvorräte enthalten könnte, und betreibt seit November
ernsthafte Ölsuche. Nigerias Regierung will damit auch unter Beweis
stellen, dass der Nordosten des Landes jetzt tatsächlich befriedet ist,
nach Jahren des Boko-Haram-Terrors.
Nigerianischen Berichten zufolge wurde das Forscherteam aus neun
NNPC-Mitarbeitern und neun Universitätsangehörigen, dazu Wach- und
Fahrpersonal, am Dienstag auf der Rückfahrt von einem ungenannten Ort nach
Maiduguri gekidnappt. Die begleitende Armeepatrouille wurde überwältigt,
berichtete ein Überlebender gegenüber Journalisten. Das Militär schickte
nach eigenen Angaben Verstärkung los, begleitet von einem
Kampfhubschrauber, und es gab weitere heftige Kämpfe. Am Mittwoch kehrten
die Soldaten nach Maiduguri zurück und sagten, sie hätten die Geiseln
mitgebracht. Dass viele davon tot waren, stellte sich offenbar erst heraus,
als ihre Universitätskollegen sie in Empfang nehmen wollten.
Insgesamt 48 Leichen brachten die Soldaten nach Maiduguri – 18 militärische
und 15 zivile Angehörige der Joint Task Force (JTF) des Militärs gegen Boko
Haram, fünf Universitätsmitarbeiter und vier Fahrer, dazu sechs andere
Tote. Laut dem Augenzeugenbericht wurden 14 weitere JTF-Angehörige an Ort
und Stelle bestattet, weil von ihnen keine identifizierbaren Leichenteile
mehr übrig waren.
## Mehrere Anschläge im Juli
Auf einem Krisengipfel ordnete der amtierende Staatschef Yemi Osinbajo, der
seit Mai aufgrund der Dauerkrankheit von Präsident Muhammadu Buhari das
Land regiert, die Verlegung des Generalstabs nach Maiduguri an. In den
letzten Monaten hatte Nigerias Regierung immer wieder behauptet, Boko Haram
sei so gut wie besiegt. Aber im Juli hat es in der Provinzhauptstadt
Maiduguri bereits mehrere Selbstmordanschlägen gegeben, nach Monaten der
Ruhe. Und die Islamisten sollen auch in ihre einstigen Hochburgen im
Sambisa-Wald an der Grenze zu Kamerun zurückgekehrt sein. Seit April habe
man schon wieder 108 Luftangriffe auf Boko Haram im Sambisa-Wald geflogen,
enthüllte ein Sprecher der Luftwaffe am Donnerstag.
Die Eskalation, sagte der Sprecher weiter, sei auf die Regenzeit
zurückzuführen, da sich Terroristen jetzt in der üppigen Vegetation
verstecken könnten. Für die Betroffenen dürfte diese Erklärung nicht
ausreichend sein.
28 Jul 2017
## AUTOREN
Dominic Johnson
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