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# taz.de -- Die Wahrheit: Inzestuöse Stammbäume
> Alles Unschöne über Rhodri Colwyn Philipps, Lord St. Davids of Lydstep
> Haven in the County of Pembroke, Baron Hungerford … usf. lesen Sie hier.
Adlige sind aufgrund jahrhundertelanger Inzucht nicht sehr helle, und nette
Menschen sind sie selten. Das fanden offenbar auch die Knackis im
Wandsworth-Gefängnis in Süd-London. Sie vermöbelten Rhodri Colwyn Philipps,
Lord St. Davids of Lydstep Haven in the County of Pembroke, Baron
Hungerford, Baron de Moleyns, Baron Strange of Knockin.
Es handelt sich dabei nicht um eine Adelsbande, sondern um eine einzige
Person, denn das Aristokratenpack glaubt tatsächlich, dass man umso
wichtiger sei, je klangvollere Namen man habe. Philipps Etcetera saß im
Aufenthaltsraum des Gefängnisses, weil er per Videolink in eigener Sache
aussagen sollte. Er war nämlich vorvergangene Woche zu zwölf Wochen Knast
verurteilt worden, weil er auf Facebook ein Kopfgeld auf eine
Brexit-Gegnerin ausgesetzt hatte.
5.000 Pfund sollte derjenige bekommen, der „aus Versehen Gina Miller mit
dem Auto überfahren“ würde. Die hatte vorigen November vor dem Londoner
High Court durchgesetzt, dass Premierministerin Theresa May vor dem
Austrittsantrag aus der EU die Zustimmung des Unterhauses einholen musste.
Philipps beschimpfte Miller als „verdammt störende Immigrantin“, die man
umgehend „zurück in ihren stinkenden Dschungel schicken“ sollte.
Vor Gericht bestritt er, Rassist zu sein. Schließlich habe er auch ein paar
muslimische Freunde. Mit seinen Facebook-Anmerkungen wollte er doch
lediglich „eine Debatte anstoßen“. Richterin Emma Arbuthnot entgegnete
entgeistert, dass es kaum zur Diskussion anrege, wenn man Geld für einen
Mord anbiete, wie Mister St. Davids es getan habe.
Das war ein Fehler. Philipps rüffelte die Richterin, die als Lady Arbuthnot
of Edrom sozial einige Etagen tiefer angesiedelt ist, dass er kein Mister,
sondern ein Lord sei, und zwar der 4. Lord St. Davids. Er ist der älteste
Sohn des 3. Lords St. Davids und der Enkel des … ach, lassen wir das. Die
inzestuösen Stammbäume der adligen Kotzbrocken sind langweilig. Als Hobby
gab er auch noch Polo an. Wie kann man nur so fantasielos sein?
Im zweiten Anklagepunkt sprach ihn die Richterin erstaunlicherweise frei:
Philipps hatte 2.000 Pfund für die Person geboten, die „Arnold Sube, dieses
Stück Scheiße, in Stücke schneiden“ würde. Sube, ein Immigrant, soll die
ihm zugewiesene Fünfzimmerwohnung als zu klein für seine zehnköpfige
Familie bezeichnet haben. „Warum soll ich Steuern zahlen“, fragte der
Vielnamige, „um solche Affen zu ernähren?“ Dass er Steuern zahlt, ist
überraschend: Seine berufliche Karriere besteht aus drei Pleiten, eine
davon in Frankfurt, wo er von der Belegschaft der Baufirma, die er ruiniert
hatte, fast gelyncht worden wäre.
Vorigen Dienstag ist Philipps bis zur Berufungsverhandlung am 10. August
gegen Kaution freigelassen worden. Vielleicht rechnet man es ihm dann
strafmildernd an, dass er im Zuge der Miller-Beschimpfung auch geschrieben
hatte, er würde einen Orgasmus bekommen, wenn er Tony Blair foltern dürfte.
24 Jul 2017
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Großbritannien
Adel
Schwerpunkt Brexit
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Fliegen
Verlagswesen
Irland
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