Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Feuer in Flüchtlingsunterkunft: Wachmann unter Verdacht
> Ein Wachmann soll in einer Braunschweiger Flüchtlingsunterkunft Feuer
> gelegt haben. Eine politische Motivation steckt offenbar nicht hinter der
> Tat, sondern Rache.
Bild: Galt anfangs als musterhaft: die Unterkunft in Braunschweig-Gartenstadt b…
GÖTTINGEN taz | Und wieder hat es in einem Braunschweiger Flüchtlingsheim
gebrannt: Während die Polizei für zwei Ende Juni im Stadtteil Bienrode
gelegte Brände einen elfjährigen Bewohner verantwortlich macht, soll am
vergangenen Sonnabend ein Mitarbeiter der mit der Bewachung einer
Unterkunft in der Gartenstadt betrauten Sicherheitsfirma Feuer gelegt
haben. Der 21-Jährige habe auch bereits ein Teilgeständnis abgelegt, sagte
ein Polizeisprecher.
Nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen hatte der Mann ein mit
Brandbeschleuniger getränktes Tuch durch ein offenes Fenster in einen Raum
des erst vor wenigen Monaten von Geflüchteten bezogenen Hauses geworfen.
Der 34 Jahre alte Bewohner des betroffenen Zimmers versuchte die Flammen zu
löschen. Er erlitt dabei leichte Verletzungen, musste in einem Krankenhaus
behandelt werden.
Gleichzeitig löste ein Brandmelder Alarm aus und alarmierte Mitbewohner und
wegen eines Grillfestes anwesende Gäste in der Unterkunft sowie die
Feuerwehr. Ein Löschzug habe die restlichen Flammen schnell ersticken
können, so die Polizei. Über die Höhe des entstandenen Sachschadens machte
der Sprecher keine Angaben.
Gegen den mutmaßlichen Täter erließ das Braunschweiger Amtsgericht auf
Antrag der Staatsanwaltschaft noch am Wochenende Haftbefehl – der wurde
inzwischen mit Meldeauflagen allerdings wieder ausgesetzt. Der Verdächtige
müsse sich zweimal wöchentlich bei der Polizei melden, sagte Staatsanwältin
Julia Meyer.
Nach ihren Angaben gibt es nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen kein
ausländerfeindliches Motiv für die Tat. Der Beschuldigte habe stattdessen
erklärt, er habe aus Wut über einen Bewohner des Flüchtlingsheims
gehandelt. Dieser habe sich über ihn bei seinem Arbeitgeber beschwert und
deshalb habe er eine Abmahnung erhalten. Aus Rache habe er deshalb das
Zimmer des Geflüchteten in Brand setzen wollen.
Auch das gewöhnlich gut informierte Braunschweiger Bündnis gegen rechts hat
keine Kenntnis, dass der mutmaßliche Brandstifter zur rechten Szene der
Stadt gehört. Bündnissprecher David Janzen kennt aber den Fall eines
Sympathisanten des Braunschweiger Pegida-Ablegers Bragida, der in der
Unterkunft für minderjährige Geflüchtete beschäftigt war. Die Stadt
Braunschweig habe, als sie von diesen Verbindungen erfuhr, schnell reagiert
und den Mann entlassen.
Die jetzt betroffene Asylbewerber-Unterkunft in der Gartenstadt war erst im
April eröffnet worden, sie bietet Platz für 70 Menschen. Sie haben dort
eigene Zimmer oder kleine Wohnungen. Betreiber der Einrichtung ist die
Stadt Braunschweig. Der von der Kommune beauftragte Sicherheitsdienst
teilte auf taz-Anfrage mit, es gebe „selbstverständlich“ Konsequenzen für
den verdächtigten Mitarbeiter. Der 21-Jährige befinde sich noch in der
Probezeit und werde zunächst von seinen Aufgaben im Flüchtlingsheim
freigestellt. Über das endgültige Vorgehen werde nach Ende der Ermittlungen
beziehungsweise nach einem Gerichtsurteil entschieden.
Unterdessen hält die Polizei zwei Brände in einer Flüchtlingsunterkunft im
Stadtteil Bienrode für aufgeklärt. Demnach sollen die Feuer von einem
elfjährigen Jungen gelegt worden sein, der in dem Heim wohnt. Eine
Einwirkung von außen werde ausgeschlossen, da die betroffenen Räume nur für
Bewohner zugänglich seien.
Am 28. Juni hatte in einer Waschküche ein Eimer mit Kleidung gebrannt,
einen Tag später entdeckten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes in einem
Abstellraum einen brennenden Teppich. Sie konnten die Feuer löschen. In
beiden Fällen soll sich der Junge bei Ausbruch der Brände in der Nähe
aufgehalten haben. Bei seiner Vernehmung machte er keine Angaben.
11 Jul 2017
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Security
Brandstiftung
Unterbringung von Geflüchteten
Feuer
Security
Muslime
Nauen
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Rassismus
Rechte Gewalt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wachpersonal in Geflüchtetenunterkunft: Hausverbot für Securitys
Bewohner der Erstaufnahme für Geflüchtete in Bremen-Vegesack berichten von
rassistischem Wachpersonal. Sozialbehörde: „ernstzunehmende Hinweise“.
Islamfeindliche Straftaten: Vermehrt Übergriffe auf Muslime
Im zweiten Quartal hat die Zahl deutlich zugenommen. Fast immer sind die
Täter Rechtsextreme. Nur einer wurde festgenommen. Die Linke ist besorgt.
Urteil gegen Brandstifter aus der NPD: Acht Jahre Haft
Ein 29-Jähriger wird zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Der
NPD-Stadtverordnete hatte in Nauen eine Flüchtlingsunterkunft angezündet.
Feuer in Flüchtlingsunterkunft: Bewohner bei Rettungssprung verletzt
Die Feuerwehr rettet mehrere Menschen aus einem Flüchtlingsheim. Die
Polizei geht davon aus, dass ein Bewohner den Brand verursacht hat.
Grüne über Angriffe auf Flüchtlingsheime: „Dann stimmt das System nicht“
Anschläge auf Unterkünfte von Geflüchteten müssen ernster genommen werden,
verlangt Irene Mihalic. Sie fühlt sich an die NSU-Affäre erinnert.
Kommentar Brandanschläge: Wir müssen hinschauen
Es brennt in deutschen Flüchtlingsunterkünften. Um zu verhindern, dass wir
uns an das Grauen gewöhnen, ist die öffentliche Aufmerksamkeit wichtig.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.